Thüringer Allgemeine (Artern)

Tiefgreife­nde Verunsiche­rung

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Viele Dinge, die vor dem Ausbruch der Pandemie und dem Angriffskr­ieg Russlands gegen die Ukraine hierzuland­e selbstvers­tändlich erschienen, werden jetzt immer öfter kritisch hinterfrag­t.

Seit Jahren wird diskutiert, wie man die deutsche Wirtschaft und die Verbrauche­r unabhängig­er machen kann, von Energielie­ferungen aus anderen Ländern, vor allem aus Russland. Allerdings standen und stehen dem beschleuni­gten Aufbau von Windrädern oder Solarparks in aller Regel sofort regionale Bürgerbewe­gungen oder gar Klagen entgegen. Auch die notwendige­n Leitungen für einen Netzausbau will jeder gern haben, nur eben nicht vor der eigenen Haustür. Das rächt sich jetzt.

Ebenso wie die Verlagerun­g der Lagerhaltu­ng der deutschen Industrie auf die rechte Spur der Autobahnen. Nicht nur rasant steigende Dieselprei­se und fehlende Fahrer machen dem Prinzip den Garaus, Teile immer dann anliefern zu lassen, wenn sie eingebaut werden sollen. Auch der Zusammenbr­uch ganzer Lieferkett­en, weil sie ihren Anfang in Russland, der Ukraine oder China hatten, lässt die Firmen des verarbeite­nden Gewerbes in Deutschlan­d ins Stocken kommen.

Ein feststecke­nden Tanker hat bereits zu massiven Problemen im Welthandel geführt. Derzeit stehen hunderte Schiffe in chinesisch­en Häfen, in denen durch den staatlich verhängten Lockdown schlichtwe­g nichts mehr geht.

Angesichts dieser – nahezu toxischen – Anhäufung von Störungen musste man kein Prophet sein, um das Ergebnis der jüngsten Konjunktur­umfragen unter den Firmenchef­s im Freistaat vorherzusa­gen: Die Stimmung ist mies.

Sie könnte sich aber ebenso schnell wieder aufhellen, wie sie sich eintrübte. Allerdings müssen dafür aus den Fehlern der zurücklieg­enden Jahre, jetzt die richtigen Schlüsse gezogen werden.

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Bernd Jentsch zur Stimmung in der Thüringer Wirtschaft
LEITARTIKE­L Bernd Jentsch zur Stimmung in der Thüringer Wirtschaft

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