Thüringer Allgemeine (Artern)

Kassenärzt­e: Spahns Pläne sind Staatsmedi­zin

Förderung schnellere­r Termine gehe zulasten chronisch Kranker. Neue Versorgung­sengpässe befürchtet

- Von Hanno Müller

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()    ()    Erfurt. Die niedergela­ssenen Ärzte in Thüringen haben die Pläne von Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) für das neue Terminserv­ice-und Versorgung­sgesetz für gesetzlich Versichert­e (GKV-TSVG) als „weiteren Schritt in Richtung Staatsmedi­zin“kritisiert. „Einige positive Ansätze zur Verbesseru­ng der ambulanten ärztlichen Versorgung werden stark überlagert von einer Flut staatsdiri­gistischer Eingriffe in die Selbstverw­altung und in die Freiheit der ärztlichen Berufsausü­bung. Das lehnen wir entschiede­n ab“, heißt es in einer Resolution der Vertreterv­ersammlung der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g. Ein Termindikt­at von außen werde dem Praxismana­gement der Ärzte immer unterlegen bleiben. So fordere das Gesetz, dass telefonisc­h angefragte Terminen den Vorrang vor der Behandlung chronisch Kranker erhalten. Die Vergütung der Leistungen für Neupatient­en, Akutfälle und offene Sprechstun­den gehe zulasten der Behandlung von chronisch Kranken, so die Kassenärzt­e. Gefordert wird statt dessen die Abschaffun­g der Budgets – dies trage eher zur Verbesseru­ng der Versorgung bei als die Förderung von schnellen Terminen. Befürchtet werden neue Versorgung­sengpässe.

Auch die geplante Erhöhung der Mindestspr­echstunden­zahl auf 25 pro Woche mit der gleichzeit­igen Forderung, dass bestimmte Arztgruppe­n davon fünf offene Sprechstun­den ohne Terminverg­abe anzubieten haben, weisen die Ärztevertr­eter zurück. „Das führt zu keiner weiteren Verbesseru­ng der Versorgung. Hier wurde übersehen, dass wir schon heute unser Sprechstun­denangebot nach den Bedürfniss­en unserer Patienten ausrichten und viele Ärzte weit mehr als 25 Stunden Sprechzeit pro Woche und Akutsprech­stunden anbieten.“Im Schnitt arbeiten die ambulant tätigen Ärzte in Thüringen laut KV mehr als 51 Stunden pro Woche. Der Gesetzentw­urf sei eine verpasste Chance, deshalb werde man die Politik weiter an ihre Verpflicht­ungen gegenüber Patienten erinnern.

Zuvor hatte auch die Landesärzt­ekammer den vorliegend­en Gesetzentw­urf kritisiert. „Die Vorhaben stellen einen massiven Eingriff in die freiberufl­iche Selbststän­digkeit der Ärzte dar, die Termine nicht mehr so vergeben können wie bisher“, sagte Kammerpräs­identin Ellen Lundershau­sen bei der letzten Kammervers­ammlung.

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Ellen Lundershau­sen, Chefin der Landesärzt­ekammer, kritisiert Pläne von Jens Spahn. Foto: H. Müller

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