Die deutschen Schwimmer sind wieder optimistisch
Die EM in Glasgow ist ein Fortschritt im Vergleich zu den zurückliegenden Kontinentalkämpfen. Bronze über 4x100 Meter Lagen
Glasgow. Dauerhaft gute Laune zu haben – auch das kann anstrengend sein. Diese für sie ungewohnte Erfahrung machten die deutschen Schwimmer in den zurückliegenden sieben Tagen in Glasgow, wo ihnen gegen Ende die Puste zum Jubeln ausging. Ein Luxusproblemchen, mit dem Henning Lambertz angemessen entspannt hantierte. „Die Stimmung im Team war vom ersten Moment an sehr gut, wurde täglich besser. Das war komplett anders als bei der WM im vergangenen Jahr – und am Schluss hatten alle ein wenig Schwierigkeiten, den Akku noch mal voll zu bekommen“, beschreibt der Chefbundestrainer seine Eindrücke aus der Woche rund um den EM-Pool.
Die tollen Tage im Stadtteil Tollcross klangen am Donnerstagabend mit den letzten Endläufen aus, die Lagenstaffel sorgte für einen bronzenen Abschluss. Mit der Ausbeute von acht Medaillen (zweimal Gold, zweimal Silber, viermal Bronze) und 33 Finaleinzügen wurde die Bilanz der erfolgreichen HeimEM 2014 mit Paul Biedermann und Marco Koch überboten.
Für den Abteilungsleiter Grund genug, wieder etwas optimistischer in die Zukunft zu blicken. Schon jetzt stehen die Sommerspiele 2020 in Tokio groß im Kalender, mit zwei Nullrunden in Sachen Medaillen sind die Schwimmer zuletzt negativ aufgefallen.
Doch die kontinentalen Titelkämpfe in Glasgow haben die dicke Luft im DSV aufgelockert. Und wie auf Bestellung strahlte in Schottlands größter Stadt zum Abschied aus dem Pool die Sonne vom blauen Himmel. Zur Abwechslung mal frei hatte bei dem schönen Wetter Florian Wellbrock. Während seine Freundin Sarah Köhler nach ihrem doppelten Medaillengewinn vom Dienstag noch im Finale über 400 Meter Freistil antrat, konnte sich der neue Spitzen-Wassermann bereits auf den gemeinsamen Start mit Köhler beim Team-Wettbewerb im Freiwasser am Samstag einstimmen.
Ein zusätzliches Bonbon für das neue Traumpaar im Schwimmen, das zuvor erheblich zur milden Stimmung des Chefs beigetragen hatte. Allen voran der 20-jährige Wellbrock: Die 1500 Meter Freistil gewann der gebürtige Bremer mit einer sensationell guten Zeit, über 800 Meter sicherte er sich auf der ungünstigen Bahn eins mit einem mutigen Auftritt Bronze.
Baustellen gibt es auch nach der atmosphärischen Kehrtwende noch reichlich – der vierte Platz der WM-Zweiten Franziska Hentke über 200 Meter Schmetterling ist eine davon.
Eine weitere, grundsätzlichere nennt Henning Lambertz: „Es ist immer noch so, dass es uns nicht leicht fällt, Qualifikationszeiten zu wiederholen.“