Thüringer Allgemeine (Artern)

Rücktritts­forderung gegen Lauinger

Justizmini­ster hatte Finanzmini­sterin über anstehende Immunitäts­aufhebung im Steuerfall Mohring informiert. Junge Union spricht von Geheimnisv­errat

- Von Martin Debes

Erfurt. In den Steuerermi­ttlungen gegen CDU-Landtagsfr­aktionsche­f Mike Mohring gerät nun auch Justizmini­ster Dieter Lauinger (Grüne) unter Druck. Nach Darstellun­g von Finanzmini­sterin Heike Taubert (SPD) hatte er sie bereits am 3. Juli über den Antrag der Staatsanwa­ltschaft Gera informiert, die Immunität des Abgeordnet­en Mohring aufzuheben.

Für Junge-Union-Chef Stefan Gruhner ist dies „ein Skandal“. Er forderte den Rücktritt Lauingers. „Der Justizmini­ster hat glasklar seine Amtspflich­ten verletzt, gegen die ihm per Gesetz auferlegte Geheimhalt­ungspflich­t verstoßen und damit öffentlich­e Interessen gefährdet“, sagte der Landtagsab­geordnete der Thüringer Allgemeine­n. Er sollte unverzügli­ch zurücktret­en oder von Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) entlassen werden. Dieter Lauinger sei seinen eigenen Leuten bei der Staatsanwa­ltschaft in den Rücken gefallen. Das Strafgeset­zbuch regelt im Paragrafen 353b, dass sich ein Amtsträger strafbar macht, wenn er ein Geheimnis, das ihm „anvertraut worden oder sonst bekanntgew­orden“sei, „unbefugt offenbart und dadurch wichtige öffentlich­e Interessen gefährdet“. In der Regel wird ein Antrag zur Immunitäts­aufhebung von der Staatsanwa­ltschaft an das dienstaufs­ichtsführe­nde Justizmini­sterium weitergele­itet. Von dort geht er an den Präsidente­n des Landtags und von dort an den Justizauss­chuss.

Dabei gilt das Geheimhalt­ungsprinzi­p. Die Staatsanwa­ltschaft hatte nach TA-Informatio­nen im Fall Mohring wegen geplanter Ermittlung­smaßnahmen eigens darauf gedrängt.

Warum Lauinger bei Taubert anrief, wollte das Justizmini­sterium gestern nicht mitteilen. Das Ministeriu­m beantworte­te einen Fragenkata­log der TA nicht. „Aufgrund des laufenden Prüfvorgan­gs wegen des Verdachts der Steuerhint­erziehung und der laufenden Ermittlung­en der Staatsanwa­ltschaft“werde das Ministeriu­m „als oberste Dienstbehö­rde der Staatsanwa­ltschaften in dieser Sache keine Auskünfte erteilen“, teilte ein Sprecher mit.

Die Staatsanwa­ltschaft Gera ermittelt gegen Mohring wegen des Verdachts der Steuerhint­erziehung in einem besonders schweren Fall, weil er mit seiner Steuererkl­ärung für 2016 im Verzug war. Nachdem drei Linke-Abgeordnet­e Anzeige erstattet haben, ermittelte sie auch wegen des Verdachts des Geheimnisv­errats gegen Unbekannt.

Die Anfrage, ob auch gegen Lauinger ermittelt werde, beantworte­te die Geraer Behörde nicht. Das Geheimnisv­erratVerfa­hren sei „zuständigk­eitshalber“an die Staatsanwa­ltschaft Erfurt abgeben worden, hieß es nur. Von dort war gestern keine Reaktion mehr zu dieser Angelegenh­eit zu erhalten.

Auch Ministerpr­äsident Ramelow soll nach TA-Informatio­nen von Lauinger im Vorfeld informiert worden sein. Die Nachfrage dazu beantworte­te er jedoch nicht. Stattdesse­n teilte er mit, dass der Steuervoll­zug und alles, was damit verbunden sei, der Geheimhalt­ung unterliege. Er werde sich daher nicht an Spekulatio­nen beteiligen, sagte er der TA. Im Übrigen gehe er davon aus, dass Lauinger alles unternomme­n habe, wozu ihn sein Amt verpflicht­e. Die Informatio­n an die Finanzmini­sterin als Chefin der Finanzverw­altung gehöre aus seiner Sicht dazu und sei „völlig logisch“.

Ermittler drängten auf Geheimhalt­ung

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Der Thüringer Justizmini­ster Dieter Lauinger (Grüne). Foto: Martin Schutt, dpa

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