Scheich lässt die Deutschen abblitzen
Der saudische Kronprinz blockiert eine Annäherung. Deutsche Wirtschaft fühlt sich als Opfer
Berlin/Riad. Er liebt den Dialog mit den Mächtigen dieser Welt: Staatenlenker wie US-Präsident Donald Trump, Kremlchef Wladimir Putin oder Chinas oberster Führer Xi Jinping. Der saudiarabische Kronprinz Mohammed bin Salman ist erst 32 Jahre alt, doch im Öl- und Gas-Imperium am Persischen Golf gibt er bereits den Ton an. Und er hat Großes vor. Das nach der strengen islamischen Lehre des Wahhabismus ausgerichtete Königreich soll einen modernen und liberalen Anstrich bekommen.
Mohammed bin Salman sieht sich als der Schrittmacher des Reformprozesses – und niemanden sonst. Kritik von außen ist nicht erwünscht. Das bekam zuletzt Kanadas Außenministerin Chrystia Freeland zu spüren. Nach der Verhaftung von zwei Frauenrechtlerinnen äußerte sich Freeland „tief besorgt“: Die saudischen Behörden sollten die Frauen sofort freilassen. Mohammed bin Salman zückte umgehend die diplomatische Keule. Der kanadische Botschafter wurde in der Nacht zum Montag zur unerwünschten Person erklärt.
Der Krach mit Kanada ähnelt dem Streit Saudi-Arabiens mit Deutschland, seit der damalige Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) den Mächtigen in Riad im November 2017 außenpolitisches „Abenteurertum“vorgeworfen hatte. Er bezog sich auf die Konflikte mit Katar und dem Jemen. Die Saudis reagierten verschnupft auf die Gabriel-Äußerungen. Sie zogen ihren Botschafter aus Berlin ab, der Geschäftsträger hält die Stellung.
Die deutschen Unternehmen fühlen sich als Opfer des politischen Klimasturzes. „Der Export nach Saudi-Arabien ist zuletzt eingebrochen und hat sich enttäuschend entwickelt“, sagt Volker Treier, Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrieund Handelskammertages (DIHT), dieser Redaktion. „Deutsche Mitbewerber klagen, dass sie bei öffentlichen Aufträgen der Saudis deutlich seltener zum Zug kommen.“Im ersten Halbjahr 2018 seien die Ausfuhren im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fünf Prozent auf knapp über drei Milliarden Euro gesunken, so Treier. 2017 habe das Exportvolumen 6,6 Milliarden Euro betragen – ein Minus von zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr. Als Erklärung für den rückläufigen Trend führt Treier in erster Linie den Verfall des Ölpreises an. „Aber auch die politischen Verstimmungen zwischen Riad und Berlin haben dazu beigetragen.“