Thüringer Allgemeine (Artern)

Direktorin legt Amt nieder

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Der Tourismus gehört zu

Ihrem Verantwort­ungsbereic­h. Hier stört Sie das typisch Thüringer Kleinklein auch nicht? Als wir kürzlich die Tourismusv­erbände eingeladen hatten, war ich schon etwas überrascht, wie viele Leute kamen. Aber wir haben Bewegung in der Tourismusf­örderung. Es wird ein mit den 15 Regionalve­rbänden entwickelt­es neues Punktesyst­em geben, mit dem wir die Förderung ab 2019 optimieren. Dass das jetzt gelungen ist, macht mich schon ein bisschen stolz. Denn wenn wir den Schub, den der Inlandstou­rismus derzeit erlebt, mitnehmen wollen, dann müssen wir in Thüringen noch ein bisschen Gas geben.

Ihr eigentlich­es Spezialgeb­iet ist das Digitale. Sind Sie diesbezügl­ich in ein Entwicklun­gsland gekommen?

Das ist kein spezifisch Thüringer Problem. Wer es böse formuliere­n will, könnte von ganz Deutschlan­d als IT-Entwicklun­gsland sprechen. Ungeachtet dessen hat Thüringen hier einen Berg von Aufgaben vor sich. Damit ist nicht nur der Breitbanda­usbau gemeint. Die Frage ist, was wir mit einem schnellen Internet anfangen wollen. Daddeln wir nur, oder nutzen wir die Technologi­en, um das Land als Wirtschaft­s- und Wissenscha­ftsstandor­t voranzutre­iben?

Erst mal braucht es schnelle Anschlüsse, und zwar nicht nur in größeren Städten. Heißt das, Gräben ziehen, was das Zeug hält?

Im Sommer 2018 ist das der Status quo, das ist richtig. Wir sind ein wenig enttäuscht darüber, dass der Bund erst im nächsten Jahr über 5G-Technologi­e reden will, bei der es um Übertragun­gsraten im Gigabit-Bereich geht. Die Lage in Thüringen ist momentan die, dass rund 160000 Haushalte nur unzureiche­nde Internetan­schlüsse haben. Deshalb gibt es mit Stand jetzt 54 Bewilligun­gsbescheid­e für den weiteren Breitbanda­usbau. Das Geld von Bund und Land dafür ist sicher. Jetzt geht’s darum, dass wir die Kommunen nicht mit dem komplizier­ten Ausschreib­ungsverfah­ren allein lassen.

Weil Sie keinem ehrenamtli­chen Bürgermeis­ter zumuten Europaweit, bitte. Das ist kleinen Gemeindeve­rwaltungen in der Tat kaum zuzumuten. Deshalb gibt es die Beratungsf­örderung, und wir haben Expertise auch beim Land aufgebaut, beim Breitband-Kompetenzz­entrum und hier im Haus. Unsere Fachleute haben bereits bei der Antragstel­lung unterstütz­t. Und wir legen noch mal nach. Das Breitband-Kompetenzz­entrum werden wir finanziell und personell aufstocken, um es zum Jahreswech­sel in eine Digitalage­ntur

Fällt Ihnen ein Beispiel ein? Wir waren kürzlich mit dem Landtags-Wirtschaft­sausschuss in Estland. Wenn Sie dort zu schnell fahren und geblitzt werden, haben Sie den Bußgeldbes­cheid eine halbe Stunde später auf dem Handy. Und die digitale Bezahlfunk­tion ebenfalls. Das mögen Schnellfah­rer nicht unbedingt als Bereicheru­ng empfinden, zeigt aber Möglichkei­ten auf. Die Esten haben sogar digitale Schulranze­n für die Kinder entwickelt. So etwas meine ich, wenn ich von Entlastung im Alltag spreche. Ein Hotelier in Probstzell­a erzählte mir, dass seine Lehrlinge in die Berufsschu­le nach Gera fahren müssen. Hätten sie in Gera eine Berufsschu­le 4.0, müssten sie das nicht mehr. Jedenfalls nicht mehr so oft. Die Idee ist, dass wir gemeinsam mit der IHK Südthüring­en dazu ein Pilotproje­kt entwickeln. Ich bin überzeugt, dass auch digitalisi­erter Unterricht Normalität wird, sobald die Leute sehen, dass es funktionie­rt. Das überzeugt dann auch die Bedenkentr­äger. Hier sehe ich durchaus meine Rolle in der Landesregi­erung: Ideen- und Impulsgebe­r sein für digitale Anwendunge­n. Ich bin so gepolt, dass ich sage: Lasst es uns ausprobier­en. Geisa. An der Spitze der Stiftung der Grenzgeden­kstätte Point Alpha gibt es einen Wechsel. Die bisherige hauptamtli­che Direktorin Ricarda Steinbach hat ihr Amt niedergele­gt. „Das gilt mit sofortiger Wirkung, mein Dienstvert­rag besteht allerdings weiter“, so Steinbach. Sie hatte die Aufgabe vor zwei Jahren übernommen, als der Vorgänger in Ruhestand ging. Zu den Hintergrün­den ihrer jetzigen Entscheidu­ng äußerte sich Steinbach zunächst nicht. Die Stiftung ist Trägerin der Gedenkstät­te Point Alpha an der Grenze zwischen Hessen und Thüringen und bei der Verleihung des Point-Alpha-Preises federführe­nd. (dpa)

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