Unsere Körpersprache gehört zu uns
Unter Druck können wir Mimik und Gestik weniger kontrollieren. Experte Ulrich Sollmann erklärt, warum das ganz normal ist und warum wir unsere Angewohnheiten kennen und mögen lernen sollten
Verkrampfte Hände, Zupfen an der Kleidung – solche nervösen Angewohnheiten würden wir wohl alle gern abstellen. Entsprechende Trainings erfreuen sich großer Beliebtheit. Dabei können wir unsere Körpersprache nur bedingt kontrollieren, weiß Ulrich Sollmann. Er betreibt in Bochum eine Praxis für Körperpsychotherapie, berät Politiker und Führungskräfte und hat bereits mehrere Bücher veröffentlicht.
Unter Stress ist der Körper ehrlich
Zwar gebe es situative Körpersprache, mit der ein bestimmter Zweck verfolgt wird – etwa Kompetenz in einem Bewerbungsgespräch ausstrahlen oder Druck auf einen Gegner aufbauen. Einige nonverbale Verhaltensmuster, die im Laufe des Lebens erworben wurden, lassen sich jedoch kaum steuern. „Sie sind die Hintergrundmusik der nonverbalen Kommunikation“, sagt Sollmann. „Und sie werden deutlicher wahrgenommen, wenn jemand unter Stress steht.“Ganz abstellen können wir sie nicht – aber damit umgehen lernen. Sollmann erklärt: „Sie können sich auf Stress vorbereiten, sodass diese Muster nicht so gravierend zum Ausdruck kommen.“So helfe es, ein Bewerbungsgespräch vorher durchzuspielen. Von der Illusion, Stress ganz vermeiden zu können, sollte man sich jedoch verabschieden, meint der KörperspracheExperte. Vielmehr gehe es darum, trotzdem sicher zu bleiben. Auf keinen Fall sollte man sich unter Druck setzen. „Je mehr man versucht, sich auf eine bestimmte Art zu verhalten, desto eher wird man auf die Nase fallen“, so Sollmann. Einstudierte Posen und Gesten wirken angestrengt, überdecken die persönliche Note. Allgemeingültige Tipps für „richtige“Körpersprache gibt es laut Sollmann ohnehin nicht. „Bei Körpersprache geht es um Ausdruck, aber immer auch um den Eindruck des Gegenübers. Dazwischen liegt die Wahrheit.“Ein Vergleich zwischen Selbstbild und dem Eindruck von Freunden kann da helfen, sich einzuschätzen.