Spanische Eitelkeiten
Die Spanier sind verrückt. Zwei Tage vor der Weltmeisterschaft den Trainer zu feuern, kommt einem fußballerischen Erdbeben gleich – per Selbstzündung allerdings. Das Turnier in Russland wird für die Iberer nun zum Tanz auf der Klinge. Der Ausgang: ungewiss.
Schuld an diesem gran teatro sind Eitelkeiten. Hüben wie drüben. Weil Real Madrid so kurz vor der WM die Verpflichtung von Nationalcoach Julen Lopetegui für die kommende Saison bekannt gegeben hatte, sah der Fußballverband rot. So rot wie die Trikots der stolzen Spanier sind. Knallrot.
Real schert die nationale Befindlichkeit natürlich erst in zweiter Linie. Den Königlichen ist – wie allen Klubs dieser Welt – das Vereinshemd näher als die Verbandshose. Und so bleibt nur eine bizarre Parallele: Dass Real-Kapitän Sergio Ramos, der für Lopetegui als künftigen Klubtrainer kämpfte, ihn nun bei der WM verliert.
Dass auch Lopetegui die vorzeitige Verkündung seiner Krönung nicht zurückhalten konnte, mag menschlich verständlich sein, klug war es nicht.
Noch kopfloser aber reagierte der Verband. Sein krachender Kurzschluss ist ohne Beispiel in der Geschichte großer Fußballnationen. Einer der WM-Favoriten zählt sich selbst an, womöglich entscheidend. Nach dem Vorrundenaus in Brasilien droht dem Weltmeister von 2010 in Russland jedenfalls der nächste Tiefschlag. Schon morgen wartet Europameister Portugal auf die rote Furie – deren Name noch nie so gut gepasst hat wie in diesen Tagen.