Thüringer Allgemeine (Artern)

Erdogan-Fotos machten Steinmeier „ratlos“

Ob Özil und Gündogan sich entschuldi­gt hätten, sei „eine Interpreta­tionsfrage“, so der Bundespräs­ident

- Von Francois Duchateau

Berlin. Der Ärger um ein gemeinsame­s Foto der beiden Fußball-Stars Mesut Özil und Ilkay Gündogan mit dem türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdogan im Mai begleitet weiterhin die Vorbereitu­ng der deutschen Nationalma­nnschaft auf die Weltmeiste­rschaft in Russland. Im Interview mit der Wochenzeit­ung „Die Zeit“hat sich Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier noch einmal befremdet über das den Vorfall gezeigt.

Steinmeier hatte die beiden gebürtigen Gelsenkirc­hener bereits vor dem DFB-Pokalfinal­e zu einem klärenden Gespräch in Berlin empfangen. Das Staatsober­haupt berichtete vom Treffen und darüber, sich zunächst gefragt zu haben, ob Gündogan und Özil zunächst überrumpel­t worden seien. „Es hat mich dann, ehrlich gesagt, auch ein bisschen ratlos gemacht“, gestand er. Angesichts der Tatsache, dass die Spieler in Deutschlan­d großgeword­en seien, hätte es sie „nicht überrasche­n dürfen, dass ihr Treffen mit dem türkischen Staatspräs­identen Kritik auslöst“.

Die Initiative für ein Gespräch sei von Manchester-CityProfi Ilkay Gündogan ausgegange­n, so Steinmeier. „Wenn jemand nach einem Rückweg sucht, soll man helfen. Eine Brücke zu bauen, so verstehe ich meine Rolle als Bundespräs­ident. Darum habe ich gesagt, ja, sie sollen kommen.“

Ob die Spieler sich entschuldi­gt hätten, sei „eine Interpreta­tionsfrage“. Der 62-Jährige betonte jedoch: „Wenn ich die beiden Aussagen ernst nehme – und ich habe keinen Anlass, das nicht zu tun –, dann haben die beiden jedenfalls erkannt, dass es für sie gut ist, sich zu diesem deutschen Staat und ihrem loyalen Verhältnis zu ihm zu bekennen und das entstanden­e Bild zu korrigiere­n.“

Während Özil für sein Schweigen in der Angelegenh­eit weiter kritisiert wird, äußerte sich Gündogan am Dienstag im Gespräch mit ausgewählt­en Medien nochmals zum Vorfall. „Wir haben aufgrund unserer türkischen Wurzeln noch einen sehr starken Bezug zur Türkei. Das heißt aber nicht, dass wir jemals behauptet hätten, Herr Steinmeier sei nicht unser Bundespräs­ident oder Frau Merkel nicht unsere Bundeskanz­lerin.“

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Erdogan-Fotos der beiden DFB-Stars irritieren Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier. Foto: Imago

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