Im Netz ist Marc-André ter Stegen die Nummer eins
Ein Jenaer Wissenschaftler hat die virtuelle Aktivität der Fußball-Nationalspieler untersucht
Jena. Gemessen am Einsatz in den sozialen Netzwerken, müsste Bundestrainer Jogi Löw mit einem anderen Torwart in die Fußball-Weltmeisterschaft gehen. Marc-André ter Stegen ist der deutsche Nationalspieler mit der größten Aktivität über die Online-Kanäle.
Das ergab eine Studie des Politikwissenschaftlers Mario Voigt aus Jena, der als Professor für Digitale Transformation und Politik an der Quadriga Hochschule Berlin lehrt und als CDU-Abgeordneter im Thüringer Landtag sitzt. Er analysierte bereits international politische Kampagnen über die sozialen Netzwerke und wendet die Methoden nun auf den Fußball an. Mit seinem Team hat Voigt verschiedene Faktoren auf den Plattformen Facebook, Twitter und Instagram ausgewertet: Dazu zählen die Zahl der Fans, die Menge der Beiträge, die Kommentierungen im Verhältnis zur Fananzahl und die Gesamtreichweite, also die Zahl der erreichten Nutzer.
„Die über alle Faktoren beste errechnete Performance erbrachte Marc-André ter Stegen“, sagt Voigt. Und das, obwohl der Torwart des FC Barcelona weniger Fans bei den drei Portalen hat als Mesut Özil oder Toni Kroos. „Er punktet durch hohes Engagement und beliebte Beiträge“, sagt Voigt. Damit erreicht der Keeper sowohl auf Facebook als auch auf Twitter die beste Platzierung und muss nur auf Instagram Özil den Vortritt lassen. Dem von Löw aussortierten Leroy Sané gelinge es besonders gut, auf den Kanälen Facebook und Instagram mit kreativen Beiträgen hohe Engagementraten zu erzielen, erläutert der Wissenschaftler.
Die im Ausland spielenden Fußballer erreichen die höchsten Reichweiten, weil sie von der Fanbasis in den anderen Ländern stärker profitieren als in Deutschland beschäftigte Nationalspieler. Sie erzielen damit die höchsten Werbewerte, geht aus der Untersuchung hervor.
Fleißig sind vor allem die Stars des deutschen Meisters. Die meisten Beiträge vom Jahresbeginn bis zum Studienstichtag am 25. Mai verfassten drei Spieler des FC Bayern München. Thomas Müller hat die Nase auf Facebook mit 134 Beiträgen vorn, Jerome Boateng auf Instagram mit 89 Bildern und Mats Hummels mit 200 Nachrichten auf Twitter.
Kommunikationsmuffel ist hingegen Jonas Hector vom 1. FC Köln, der nur bei Facebook eine Fanseite betreibt. Seine 20 679 Anhänger warteten jedoch vergeblich auf Nachrichten des Abwehrspielers: Im Erhebungszeitraum hatte er keine Meldung abgegeben. In andere Welten in Sachen Fans dringen hingegen zwei Teamkollegen vor. Özil folgen auf allen drei Plattformen 70 Millionen Fans. Kroos zählt 35,7 Millionen Anhänger.
Anhand der Studienergebnisse haben die Wissenschaftler nach Löws 4-2-3-1-Taktik die digitale Nationalmannschaft aufgestellt. Somit landen die besten Spieler pro Mannschaftsteil und nicht alle Spieler, die es im Ranking unter die Top 11 geschafft haben, im Aufgebot. Voigt fasste zudem wie Löw die Spieler für
DFB-Spieler in sozialen Netzwerken analysiert
Mittelfeld und Angriff in einer Kategorie zusammen und wählte aus diesem Spielerpool für die offensiven Positionen aus. Demnach gesellen sich zu Özil im offensiven Mittelfeld Ilkay Gündogan und Julian Draxler. Thomas Müller steht im Sturm.
Kroos und Sami Khedira spielen vor der Abwehr. Joshua Kimmich, Hummels, Boateng und Antonio Rüdiger bilden die Abwehrkette. Und eben ter Stegen steht im Tor – Manuel Neuer bleibt trotz Gesamtplatz neun zumindest in diesem virtuellen Ranking nur die Bank.
Voigt, der im Aufsichtsrat des Fußball-Drittligisten FC Carl Zeiss Jena sitzt, will die Entwicklung in den sozialen Netzwerken während der Fußball-Weltmeisterschaft weiter beobachten. Er kündigt weitere Analysen an, wie das sportliche Abschneiden die Fanbasis in den virtuellen Netzwerken verändert.
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Die Studie im Internet unter www.digitale-mannschaft.de