Rockets droht nun sogar die Regionalliga
ProA-Lizenz an Quakenbrück verkauft. Basketball-Verein soll im mittleren sechsstelligen Bereich überschuldet sein. Präsidentin gegen Umstrukturierung
Erfurt. Noch Anfang Mai, beim abschließenden Empfang nach dem Abstieg der Rockets aus der Basketball-Bundesliga für Gönner und Sponsoren, schien die Welt noch halbwegs in Ordnung. Abstieg ja, aber Neuanfang in der Pro A.
Am Dienstag ließ nun Präsidentin Astrid Kollmar die Bombe platzen: die Mannschaft soll zurück bis in die drittklassige Pro B und wieder nach Gotha zurückzuziehen. Eine erfolgreiche Saison sei nicht zu gewährleisten, ließ die Mäzenin wissen. Sie hatte nach Informationen dieser Zeitung die ProA-Lizenz ihres Vereins an die Artland Dragons in Quakenbrück (Niedersachsen) verkauft. Doch am späten Abend hörte es sich noch verheerender an: „Ob der Verein das Startrecht in der Pro B am Standort Gotha ebenfalls zurückgeben muss, ist zum heutigen Zeitpunkt noch nicht entschieden“, so der Inhalt einer Mitteilung im Auftrag von Astrid Kollmar. Soll heißen: im Ernstfall droht den Rockets in der neuen Saison nun sogar die viertklassige Regionalliga.
In Erfurt ist das Thema Basketball damit erledigt. Dementsprechend groß ist die Verärgerung bei Partnern, Fans und Sponsoren. Zumal der Verein total überschuldet sein soll. Beim Caterer CCS wartet man auf eine nicht kleine fünfstellige Summe, die Messe hat noch Geld zu bekommen. Die Mitarbeiter der Rockets warteten am Monatsanfang ebenfalls auf ihre Mai-Gehälter. Auch Trainer Ivan Pavic hat große Außenstände. Den Jugendspielern wurde bis zum Montag ebenfalls noch nichts angewiesen. Inzwischen wurden auch die Wohnungen aller Spieler gekündigt. Selbst der Akteure, die noch Vertrag haben. Insgesamt sollen die Verbindlichkeiten der Rockets im mittleren sechsstelligen Bereich liegen. Der Zusammenbruch des Kollmar-Teams hatte sich schon seit Monaten intern angekündigt. Sportchef Wolfgang Heyder hatte seit Februar für ein neues Gesellschaftermodell im Verein geworben, um die Struktur auf sichere Beine zu stellen. Mehrere Interessenten hätten größere Summen investieren wollen, um das Rockets-Team in der Pro A zu halten, hatte er versichert. Kurz vor Ultimo habe die Präsidentin den Sponsoren aber die Tür vor der Nase zugeschlagen: keine Veränderung, die Struktur bleibt die alte.
„Ich ärgere mich total, aber es haut uns nicht um“, reagierte Erfurts Messe-Chef Michael Kynast auf den plötzlichen Ausstieg der Rockets. An den angekündigten Investitionen in die Hallentechnik werde man dennoch festhalten. Lutz Leßmann, Betreiber des Fit-in in Elxleben, der Trainingsstätte der Rockets, war hingegen stocksauer: „Mir ist beim Zeitunglesen das Frühstück im Halse stecken geblieben“. Die unüberbrückbare Situation im Verein sei ihm allerdings schon länger aufgefallen.
„Ich habe bereits vor Wochen gesagt: Wenn Astrid Kollmar ihr Ego nicht zurücknimmt, ist das das Ende.“Leßmann behielt nun recht. Er vermisse bei ihr die Verantwortung für Spieler, Fans, das Publikum, die Mitarbeiter, die Sponsoren. „Eine ganze Region fing an sich mit Basketball und den Rockets zu identifizieren und dann macht sie einfach Schluss. Unfassbar“.
Bei einem Mann wie Wolfgang Heyder, der die Mechanismen der Sportart bestens kennt, der glänzend vernetzt ist, hätte sie sich jeden Morgen aufs Neue bedanken müssen, so Leßmann.
Messe-Chef nach Ausstieg enttäuscht