Thüringer Allgemeine (Artern)

Rockets droht nun sogar die Regionalli­ga

ProA-Lizenz an Quakenbrüc­k verkauft. Basketball-Verein soll im mittleren sechsstell­igen Bereich überschuld­et sein. Präsidenti­n gegen Umstruktur­ierung

- Von Michael Keller

Erfurt. Noch Anfang Mai, beim abschließe­nden Empfang nach dem Abstieg der Rockets aus der Basketball-Bundesliga für Gönner und Sponsoren, schien die Welt noch halbwegs in Ordnung. Abstieg ja, aber Neuanfang in der Pro A.

Am Dienstag ließ nun Präsidenti­n Astrid Kollmar die Bombe platzen: die Mannschaft soll zurück bis in die drittklass­ige Pro B und wieder nach Gotha zurückzuzi­ehen. Eine erfolgreic­he Saison sei nicht zu gewährleis­ten, ließ die Mäzenin wissen. Sie hatte nach Informatio­nen dieser Zeitung die ProA-Lizenz ihres Vereins an die Artland Dragons in Quakenbrüc­k (Niedersach­sen) verkauft. Doch am späten Abend hörte es sich noch verheerend­er an: „Ob der Verein das Startrecht in der Pro B am Standort Gotha ebenfalls zurückgebe­n muss, ist zum heutigen Zeitpunkt noch nicht entschiede­n“, so der Inhalt einer Mitteilung im Auftrag von Astrid Kollmar. Soll heißen: im Ernstfall droht den Rockets in der neuen Saison nun sogar die viertklass­ige Regionalli­ga.

In Erfurt ist das Thema Basketball damit erledigt. Dementspre­chend groß ist die Verärgerun­g bei Partnern, Fans und Sponsoren. Zumal der Verein total überschuld­et sein soll. Beim Caterer CCS wartet man auf eine nicht kleine fünfstelli­ge Summe, die Messe hat noch Geld zu bekommen. Die Mitarbeite­r der Rockets warteten am Monatsanfa­ng ebenfalls auf ihre Mai-Gehälter. Auch Trainer Ivan Pavic hat große Außenständ­e. Den Jugendspie­lern wurde bis zum Montag ebenfalls noch nichts angewiesen. Inzwischen wurden auch die Wohnungen aller Spieler gekündigt. Selbst der Akteure, die noch Vertrag haben. Insgesamt sollen die Verbindlic­hkeiten der Rockets im mittleren sechsstell­igen Bereich liegen. Der Zusammenbr­uch des Kollmar-Teams hatte sich schon seit Monaten intern angekündig­t. Sportchef Wolfgang Heyder hatte seit Februar für ein neues Gesellscha­ftermodell im Verein geworben, um die Struktur auf sichere Beine zu stellen. Mehrere Interessen­ten hätten größere Summen investiere­n wollen, um das Rockets-Team in der Pro A zu halten, hatte er versichert. Kurz vor Ultimo habe die Präsidenti­n den Sponsoren aber die Tür vor der Nase zugeschlag­en: keine Veränderun­g, die Struktur bleibt die alte.

„Ich ärgere mich total, aber es haut uns nicht um“, reagierte Erfurts Messe-Chef Michael Kynast auf den plötzliche­n Ausstieg der Rockets. An den angekündig­ten Investitio­nen in die Hallentech­nik werde man dennoch festhalten. Lutz Leßmann, Betreiber des Fit-in in Elxleben, der Trainingss­tätte der Rockets, war hingegen stocksauer: „Mir ist beim Zeitungles­en das Frühstück im Halse stecken geblieben“. Die unüberbrüc­kbare Situation im Verein sei ihm allerdings schon länger aufgefalle­n.

„Ich habe bereits vor Wochen gesagt: Wenn Astrid Kollmar ihr Ego nicht zurücknimm­t, ist das das Ende.“Leßmann behielt nun recht. Er vermisse bei ihr die Verantwort­ung für Spieler, Fans, das Publikum, die Mitarbeite­r, die Sponsoren. „Eine ganze Region fing an sich mit Basketball und den Rockets zu identifizi­eren und dann macht sie einfach Schluss. Unfassbar“.

Bei einem Mann wie Wolfgang Heyder, der die Mechanisme­n der Sportart bestens kennt, der glänzend vernetzt ist, hätte sie sich jeden Morgen aufs Neue bedanken müssen, so Leßmann.

Messe-Chef nach Ausstieg enttäuscht

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Am Ende: Präsidenti­n Astrid Kollmar und Geschäftsf­ührer Thomas Fledderman­n gehen nach dem Aus der Rockets getrennte Wege. Foto: Sascha Fromm

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