Eingreiftruppe soll IT-Angriffe abwehren
Kabinett berät erstmals im Landesrechenzentrum. Ab jetzt soll es zweimal jährlich nur um Digitalisierung gehen
Erfurt. Eine neue Abwehrgruppe, die bei Angriffen auf Computersysteme des Landes tätig werden soll, ist gerade unter dem namen Cert im Aufbau. Die bereits im Etat stehenden Stellen für sieben IT-Experten befänden sich momentan in der Ausschreibung, sagte Thüringens FinanzStaatssekretär Hartmut Schubert (SPD) am Dienstag in Erfurt. Er ist auch Digitalisierungsbeauftragter des Landes. Cert steht für „Computer-Emergency-Response-Team“.
Das rot-rot-grüne Kabinett tagte zum ersten Mal im digitalen Herzstück der Landesverwaltung, dem Landesrechenzentrum. In der Sitzung sei es ausschließlich um Fragen der Digitalisierungsstrategie gegangen. „Damit beschäftigt sich die Landesregierung künftig gemeinsam und über Ressortgrenzen hinweg“, sagte Finanzministerin Heike Taubert (SPD). Beschlossen wurde, sich den Problemen auf dem Weg zur elektronischen Verwaltung ab jetzt zweimal im Jahr konzentriert zu widmen.
Bisher hatte sich der Eindruck verfestigt, der Aufbau eines Online-Bürgerservices, die Einführung der elektronischen Akte und die reibungslose Vernetzung der Verwaltungsebenen sei allein Sache von Tauberts Staatssekretär. Schubert begrüßte den Grundsatzbeschluss, dass die einzelnen Ministerien künftig keine eigenen Server mehr betreiben sollen. Die Konzentration beim Landesrechenzentrum, wo 189 IT-Fachleute arbeiten, vereinfache die nächsten Digitalisierungsschritte und ermögliche eine hohe Datensicherheit.
Das in Erfurt errichtete Landesrechenzentrum betreut bereits jetzt 20 zentrale Netzwerkdienste und die Verschlüsselungs-Infrastruktur. Knapp 70 000 E-Mails erreichen täglich das Landesdatennetz. Das sind etwa 25 Millionen im Jahr. Rund 3,1 Millionen davon wurden im Vorjahr als Spam erkannt, bei 23000 musste Schadsoftware unschädlich gemacht werden.
Jens Krumpe, fraktionsloser Abgeordneter und von Beruf Informatiker, begrüßt die Zentralisierungsbemühungen im IT-Bereich. Das stark ausgeprägte Ressortdenken in Thüringen bremse aus seiner Sicht jedoch diese Entwicklung. Vor allem der Beharrungswille von Kommunen, an separaten IT-Lösungen festhalten zu wollen, wird von Krumpe kritisiert.
Der Landesregierung schwebe eine Rahmenvereinbarung mit den kommunalen Spitzenverbänden vor, so Schubert. Basiskomponenten für die digitale Kommunikation mit den Bürgern wolle das Land den Kommunen kostenfrei zur Verfügung stellen. Ebenso die Kompetenz der Cert-Gruppe.