Angepflanzte Kunst in Jena zu sehen
Frommannscher Skulpturengarten zeigt ab heute Abend zwei große und zwei kleine Exponate des Bildhauers Marten Schech
Jena. Schlichte Holzbalken, mehrere Meter lang und in der Form von Rechtecken sind die Grundlage zweier Kunstwerke, die der Bildhauer Marten Schech eigens für den diesjährigen Frommannschen Skulpturengarten an der Universität Jena angefertigt hat. Sie wurden als hölzerne Rahmen auf die grüne Wiese des Gartens gelegt, quasi „angepflanzt“und können nun in den kommenden sechs Wochen der Ausstellung wurzeln.
Das Innere dieser Rahmen gestaltet Schech ähnlich einer Fachwerkkonstruktion mit weiteren Holzbalken aus. In den Zwischenräumen wird das grüne Gras zur wachsenden, sich verändernden Farbfläche – „Planting Architecture“(angepflanzte Architektur) ist deshalb auch der Titel der Ausstellung. Ergänzt werden die beiden großen Skulpturen durch zwei kleine aus der Werkgruppe der „Chamaechorien“: Die Werke erscheinen wie kleine ‚Architekturknäuel‘.
Ihr Titel verweist jedoch in die Pflanzenkunde. Dort bezeichnet Chamaechorie eine Fortpflanzungstechnik, bei der sich die Früchte von der Pflanze lösen oder die Pflanze sich selbst vom Boden löst und sich alle vom Wind forttragen lassen.
Schech verkehrt dieses Prinzip und löst seinerseits die Architektur aus ihrem ‚Boden‘, befreit das Fachwerk von der Ausfachung und kippt die Wandkonstruktion von der Vertikalen in die Horizontale auf die Grasfläche. In seinen „Chamaechorien“wiederum werden seine Architektur-Fragmente zu einer organischen Form verdichtet.
Die Werke sind Teil des neuen, inzwischen siebenten Frommannschen Skulpturengartens, den der Lehrstuhl für Kunstgeschichte der Universität Jena gemeinsam mit dem Kunstverein Jena und dem Kunsthof Jena präsentiert. Die Schau wird heute Abend in Anwesenheit des Künstlers eröffnet. Danach ist die Ausstellung bis zum 17. Juli im Garten des Frommannschen Anwesens (Fürstengraben 18) bei freiem Eintritt zu sehen.
Das Gartengelände des historischen Frommannschen Anwesens, das um 1800 Künstlern und Philosophen als Treffpunkt diente, bietet seit der Gründung des Ausstellungsformats im Jahr 2012 regionalen wie internationalen Künstlerinnen und Künstlern eine Inspirationsquelle und besonderen Ausstellungsort. Jährlich finden seither dort Ausstellungen statt, die längst zur festen Instanz in der Jenaer Kunstlandschaft geworden sind.
Nach Ingrid Hartlieb im vergangenen Jahr hat nun Martin Schech, 1983 in Halle/Saale geboren, die grüne Bühne betreten. Von 2008 bis 2015 studierte er an der Hochschule für Bildende Künste Dresden und an der University of Leeds (GB). Seit 2015 ist er Meisterschüler bei Professor Wilhelm Mundt in Dresden. Sein Gesamtwerk ist geprägt von seinen praktischen Erfahrungen in der Denkmalpflege, wo er zehn Jahre arbeitete, bevor er eine künstlerische Laufbahn einschlug.
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Vernissage: Heute, Uhr.
Sonntag, . Juli, Uhr: Führung mit der Kuratorin Rebekka Marpert. Freitag, . Juli, Uhr: Finissage mit Künstlergespräch