Bullen holen sich Europas Krone
Elxlebener Rollstuhlbasketballer der Thuringia Bulls gewinnen erstmals die Champions League. 74:39-Finalsieg gegen Madrid
Hamburg. Nach dem großen Triumph trieb Lutz Leßmann gestern früh nur eine Sorge um. Sie brauchten drei fahrtüchtige Autos – für die Heimfahrt von Hamburg nach Erfurt. Schließlich haben sie „bis tief in die Nacht gefeiert“, wie der umtriebige Manager der Thuringia Bulls einräumte. Und das zu Recht nach dem erstmaligen Gewinn der Champions League, dem größten Erfolg der Vereinshistorie und, wenn man will, des Thüringer Ballsports überhaupt.
Mit dem überraschend klaren 74:39-Finalsieg über CD Ilunion Madrid hatten die Elxlebener Rollstuhlbasketballer in Hamburg nicht nur ihre Saison gekrönt, die 14 Tage zuvor mit dem zweiten nationalen Meistertitel nach 2016 den ersten Höhepunkt erreicht hatte. Zugleich verhinderten sie den spanischen Hattrick und bewiesen nebenbei, dass man als deutsche Mannschaft in der Champions League Madrilenen durchaus schlagen kann . . .
„Es ist unglaublich, wie wir uns über die Saison entwickelt haben. Wir haben den Rollstuhlbasketball mit interessanten Details weiter vorangebracht und können nun zufrieden in die Sommerpause gehen und uns auf die neue Saison freuen“, atmete Michael Engel nach dem Final-Four-Wochenende durch. Leßmann spendete dem Trainer ein Extralob. „Wie er die Strategie des Gegners durchkreuzt und zerstört hat, habe ich so noch nie erlebt.“Schließlich seien weder Madrid noch Halbfinalgegner RSV Lahn Dill „ Laufkundschaft“gewesen.
Schon in der Vorschlussrunde tags zuvor hatten die Bullen für Aufsehen gesorgt. In ihrem dritten Champions-League-Halbfinale waren die Thüringer durch einen 85:47-Kantersieg über den langjährigen Bundesliga-Rivalen erstmals in das europäische Endspiel eingezogen – eine kleine Machtdemonstration.
Im Finale diktierten die Bullen von Beginn an das Tempo und hielten dieses hoch, so dass Madrid nie zum systematischen Spielaufbau kam. Der aufwändige Versuch der Spanier, Alex Halouski zu eliminieren, schuf prompt Freiräume für Jake Williams, die der Paralympics-Sieger von Rio weidlich nutzte.
Nach der 35:25-Pausenführung zündeten die Thüringer dann ein Feuerwerk. Nun war es Matt Scott, der kluge Regisseur, der einige spektakuläre Punkte erzielte. Mit einem 22:4 im dritten Viertel zerschlugen die Bulls jegliche Versuche der Madrilenen, noch eine Wende zu schaffen.
„Das alles ist das Ergebnis harter Arbeit und guter Charaktere“, bilanzierte Leßmann und fügte hinzu: „Wir werden auch in der nächsten Saison und nach diesem einmaligen Triumph unsere Werte hochhalten.“