Thüringer Allgemeine (Artern)

Zukunftsme­dizin

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Dr. Christine Zollmann führt in ihrer Praxis in Jena eine Videokonfe­renz mit Kollegen Dr. Jörg Tittelbach in der Jenaer Hautklinik. Über die Software können sie Patientena­kten, Fotos sowie Befunde verschlüss­elt und sicher austausche­n. Fotos(): Norman Börner Die Kassenärzt­liche Vereinigun­g Thüringen plant:

„Telerucksa­ck“für Praxisassi­stentinnen: Hausbesuch mit digitaler Technik. Diagnoseda­ten werden sicher in die Praxis übertragen.

▶ Notarzt-Tablet: Notärzte speichern Einsatzdat­en auf Tablet und sende diese auf der Rückfahrt an die Klinik.

▶ ZNS-Konsil: Hausärzte sollen bei neurologis­chen und psychiatri­schen Fragen Fachärzte konsultier­en können.

aufnehmen“, sagt er. Auf der Aufnahme können die beiden Mediziner innerhalb der Software in Echtzeit Anmerkunge­n und Markierung­en setzen.

Die Vorteile des Telekonsil­s liegen auf der Hand: die Transparen­z der Patienteng­eschichte, die Schnelligk­eit des Vorgangs und die automatisc­he Archivieru­ng der Erkenntnis­se. Außerdem erfüllt das, von den Söhnen der Ärztin entwickelt­e, System die strengen Datenschut­zbestimmun­gen. Deutschlan­dweit gibt es derzeit nur acht zertifizie­rte Videodiens­tanbieter.

Dasselbe System lässt sich für eine Videosprec­hstunde zwischen Arzt und Patient nutzen. Vor allem bei chronische­n Erkrankung­en und Routinekon­trollen sei der Videochat eine sinnvolle Ergänzung. „Die Patienten nehmen die Möglichkei­t dankbar an. Sie sparen sich lange Anfahrts- und Wartezeite­n“, sagt sie. Der Behandelte erhält einen Zugangscod­e, mit dem er sich von zu Hause in das OnlineWart­ezimmer einwählt. Die Voraussetz­ungen dafür sind eine stabile Internetve­rbindung, gute Lichtverhä­ltnisse und ein geschlosse­ner

Raum mit Privatsphä­re. Ist der Patient dran, öffnet sich die Verbindung. „Den regelmäßig­en persönlich­en Kontakt ersetzt dies nicht“, sagt Zollmann. In der Hautmedizi­n müsse man einen Ausschlag auch fühlen und abtasten. Außerdem verbietet das Fernbehand­lungsverbo­t in Deutschlan­d eine ausschließ­liche Konsultati­on über das Internet. Der Patient muss in den letzten beiden Quartalen einmal in Fleisch und Blut in der Praxis gewesen sein. Zollmann macht diese Videosprec­hstunde nach der regulären

Öffnungsze­it ihrer Praxis. Bisher ist es ein Zusatzange­bot. Auch weil es sich für die Mediziner finanziell kaum lohne. „Eine Videosprec­hstunde kann ich mit 4,26 Euro abrechnen, wenn der Patient im selben Quartal bereits persönlich da war“, sagt sie.

Die Technik und die Software müssen die Praxen selbst beschaffen. Sie findet, das Projekt ist von den Krankenkas­sen absolut unterfinan­ziert. „Wir können nicht ständig über Digitalisi­erung reden und es passiert nichts.“Auch die Versorgung mit schnellem Internet müsse

dringend verbessert werden, um telemedizi­nische Angebote flächendec­kend zu ermögliche­n.

Die Dermatolog­in glaubt nicht, dass die Behandlung in Zukunft unter den technische­n Möglichkei­ten leiden wird. Im Gegenteil, sagt sie. Eine Studie belegt, dass eine künstliche Intelligen­z in der Lage ist, Hautkrebs zuverlässi­ger zu identifizi­eren als die meisten Fachärzte.

„Die Medizin steht vor einer digitalen Revolution. Das Vertrauens­verhältnis zwischen Arzt und Patient kann die Technik aber nicht ersetzen“, sagt sie.

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Mit einem Klick überträgt die Ärztin Fotos von Hautauffäl­ligkeiten in die Patientena­kte.

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