Vierköpfige Familie hofft auf ein Weihnachtswunder
Heldrunger sind Mieter bei der Arterner AWG und wünschen sich eine Vier-Raum-Wohnung Am Bahnhof. Gegenüber steht eine solche leer
Heldrungen. Sandra Güntzel (24) in Heldrungen hat einen Herzenswunsch – eine größere Wohnung für die Familie.
Seit vier Jahren wohnen die Güntzels in der Straße Am Bahnhof. Zu dritt bezogen sie damals eine Drei-Raum-Wohnung. Inzwischen sind sie zu viert, die Bleibe wird zu eng. Und im Block gegenüber stehen seit einem Monat vier Räume leer. „Wo ich das gehört habe, bin ich sofort nach Artern gefahren und habe bei der AWG gebettelt“, erzählt die junge Mutter. Denn die Not ist groß. Die Güntzels sind berufstätig, der Mann arbeitet in Schichten, muss oft tagsüber schlafen.
Schwierig, wenn nebenan das einjährige Töchterchen spielt. „Das Kinderzimmer hat unser fünfjähriger Sohn. Die Kleine ist mit bei uns im Wohnzimmer“, erzählt Sandra Güntzel über die Lebensverhältnisse der Familie. Bereits vor zwei Jahren hätten sie darum bei der AWG nach einer größeren Wohnung gefragt und sich auf die Warteliste setzen lassen. Seither gingen sie zwei Mal leer aus, als eine Wohnung frei wurde. Nun der dritte Versuch. Doch da sieht es wieder nicht gut aus für die Familie. Bei dem Gespräch sei ihr gesagt worden, dass es andere Interessenten für die Wohnung gebe.
In Artern stellt der Chef der Arterner Wohnungsbaugenossenschaft (AWG) – ihr gehören die Wohnblöcke in Heldrungen – gestern auf Nachfrage unserer Zeitung klar, dass es „vornehmliches Interesse“der AWG sei, neue Mieter zu binden. Weshalb solchen Interessenten Vorrang eingeräumt würde. Was im Klartext heißt: Familie Güntzel hat schlechte Karten. Weil sie Bestandsmieter ist. Aber das sagt Albe nicht so deutlich. Er sagt: Man stehe mit den Mietern in Kontakt. „Wir sind kein kommunales Wohnungsunternehmen“, erinnert der AWG-Chef. Insofern müsse man seinem Unternehmen schon selbst überlassen, was es mache, und wem es eine Wohnung gebe oder nicht.
„Wir sind ruhige Leute, haben beide ein Einkommen, zahlen unsere Miete pünktlich und sogar immer etwas mehr“, sagt die junge Mutter, die sich verzweifelt an Heldrungens Bürgermeister wandte. Doch der kann auch nicht helfen. Die Wohnblöcke habe sein Vorgänger vor Jahren verkauft, sagt Norbert Enke (pl).
Aus ihrer Sicht mag die AWG Recht haben. Auch damit, dass die Mieten am Bahnhof günstig sind und frei werdende Wohnungen erst instand gesetzt werden müssten. Aber sozial ist ein solches Verhalten nicht.
Sich lieber woanders was suchen, wie sie bei der AWG empfohlen bekamen, möchten die Güntzels nicht. „Wir wohnen gerne in dem Viertel. Außerdem ist meine Mutti hergezogen und meine Schwiegermutter wohnt ebenfalls hier. Wenn mit den Kindern mal was ist, hätten wir immer Hilfe“, sagt Frau Güntzel, die im Supermarkt arbeitet.
Nun, so sagt AWG-Chef Albe gestern aber auch, würden „die Karten neu gemischt“. Denn die Interessenten seien wieder abgesprungen. Vielleicht lässt ja die AWG für Familie Güntzel ja ein Weihnachtswunder geschehen.