Innenminister verspricht mehr Polizisten
Landkreis reagiert auf Vorfälle im Sondershäuser Wohngebiet. Stadt sagt kooperation zu
Innenminister Georg Maier (SPD) im Gespräch in der neuen Streetworker-Wohnung im Wippertor mit Landrätin Antje Hochwind und der SPD-Ortsvorsitzenden Anne Bressem. Zur Wohnungseinweihung wurden die Gäste auch mit extra Licht begrüßt.
Landkreis würden wieder attraktiver werden, ergänzte ein Polizeigewerkschafter.
Erst diese Woche hatte der CDU-Fraktionschef Jens Krautwurst gefordert, die Einstufung auf den Prüfstand zu stellen. Von den 117 Beamten in Sollstärke seien durchschnittlich nur knapp 100 verfügbar. Aufgrund der veränderten Sicherheitslage bestehe hier Handlungsbedarf.
Wie groß der offenbar ist, wurde beim zweiten Termin des Innenministers deutlich. Innerhalb weniger Tage hat die Kreisverwaltung eine StreetworkerStelle im Sondershäuser Wippertor geschaffen, ein niedrigschwelliges Angebot mit einem vom Landkreis bezahlten Sozialbetreuer, der sowohl mit deutschen als auch mit ausländischen Bewohnern ins Gespräch
kommen soll. Immer wieder hatte es im Viertel Probleme gegeben, es wurde das Wippertor zum Brennpunkt für Ausländerkriminalität in der Stadt.
Wie man dem begegnen könne, bemühten sich am Mittwoch die Gäste aus Artern und Bad Frankenhausen deutlich zu machen. Die Zahl der Polizeieinsätze sei zurückgegangen, zog Hans-Jürgen Scherer von der Diakonie sein Fazit nach einem Jahr, in dem das Flüchtlingsprojekt in Bad Frankenhausens Plattenbaugebiet Am Tischplatt laufe. Mithilfe örtlicher Vereine konnte man Struktur in das Leben der Flüchtlinge bringen. Es gebe Begegnungen mit den Einheimischen. Vorurteile wurden abgebaut.
Wenig Probleme mit den ausländischen Familien habe man am Arterner Königstuhl, berichtete
eine Sozialarbeiterin. Dort gibt es seit vielen Jahren eine Quartierbetreuung. Die Strukturen waren vorhanden und auf die neuen Anforderungen habe man sich eingestellt. „Vielleicht haben wir Glück gehabt oder aber unsere Arbeit hilft“, sagte Gaby Schmidt.
Für Landrätin Antje Hochwind (SPD), die zur Einweihung der Begegnungsstätte eingeladen hatte, ist diese ein Baustein von vielen, um die Probleme anzupacken. „Wir nehmen die Sicherheitsbedenken der Bewohner ernst. Die Polizei können wir nicht ersetzen. Wir können uns aber im sozialen Bereich engagieren. Aber damit lassen sich auch nicht alle Probleme verhindern“, so Hochwind. Auch die Stadt sei gefordert. Für die war Bürgermeister Joachim Kreyer (CDU) erschienen und erklärte
erst einmal froh zu sein über einen solches Projekt, das man gern unterstützen werde. Die immer wieder angemahnte Kooperation sei vorhanden, sowohl mit der Polizei als auch dem Landkreis, so Kreyer. Und erwähnte noch das diskutierte Alkoholverbot, das man nun wenigstens an der Wassertreppe umsetzen möchte.
Dass das angeschlagene Sicherheitsgefühl der Menschen den anstehenden Wahlkampf bestimmt, klang auch an diesem Abend – durchaus auch in kritischen Tönen – bei der Polizei an. Die wolle sich ihre Arbeit nicht schlecht reden lassen, fordert eben mehr Personal.
Eine Forderung, die die Bürgermeisterkandidaten in Sondershausen wie Anne Bressem (SPD), die zum Innenministerbesuch geladen war, der parteilose
Steffen Grimm oder Stefan Schard von der CDU teilen.
Dass der einen Streetworker für ungeeignet hält, die Situation im Wippertor zu verbessern, machte er gestern gleich deutlich. „Beinbruch mit Pflaster heilen? Streetworker ist keine Lösung“, erklärte Schard. Die Situation sei nur in den Griff zu bekommen, wenn an den Ursachen Hand angelegt würde. „Das vordringliche Problem ist, dass Sondershausen die Mehrheit der Flüchtlinge zugewiesen bekommen hat, worunter sich auch zu viele alleinstehende Männer befinden. Eine Reduzierung ist deshalb dringend geboten“, so der CDU-Politiker Schard.
Mehr Personal, das versprach der Minister bei jedem seiner Gespräche, werde es in den kommenden Jahren geben.