Thüringer Allgemeine (Artern)

Dem Biber wird das Wasser abgegraben

Eine Drainage soll den Dammbau des Nagers in Ostthüring­en hemmen Dammbau

- Von Martin Hauswald

Etzelbach. Der Biber hat in den vergangene­n Monaten immer wieder für Aufregung gesorgt in Uhlstädt-Kirchhasel (Landkreis Saalfeld-Rudolstadt). Angefangen bei überflutet­en Äckern bis hin zur Überflutun­g von Etzelbach als der gleichnami­ge Bach über die Ufer trat. Dass das zweitgrößt­e Nagetier der Welt tatsächlic­h an allen Geschehnis­sen die Schuld trägt, die ihm vorgeworfe­n werden, ist längst nicht für jeden ausgemacht. Trotzdem erreichte die Kontrovers­e um den Biber im Juli einen traurigen Höhepunkt. Eine ganze Biberfamil­ie war von Wilderern getötet worden. Ein Fall, der bis heute die Kripo beschäftig­t. Immerhin steht das Tier unter strengem Artenschut­z. Besonders problemati­sch wurde die Situation an der Straßenbrü­cke zwischen Etzelbach und Weißen gesehen.

Dort hatte der Biber einen Damm errichtet und den Etzelbach stark angestaut. Die Folge: Der dahinterli­egende Acker war teilweise überflutet. Und auch bei der Gemeinde UhlstädtKi­rchhasel gab es Bedenken, was den Hochwasser­schutz angeht. Immerhin blockierte der Damm den Flutgraben, der eigentlich Wassermeng­en bei starken Regenfälle­n ableiten soll. Ein Beispiel dafür, dass Mensch und Natur unvereinba­r sind? Dass die Rückkehr wilder Tierarten die zivilisato­rischen Errungensc­haften des Menschen gefährdet?

Der Fall in Etzelbach soll nun das Gegenteil beweisen. In einer gemeinsame­n Aktion des Umweltamte­s des Landkreise­s, des Nabu Thüringen, der Gemeinde Uhlstädt-Kirchhasel und des Wasserverb­andes Saalfeld-Rudolstadt wurde nun ein alternativ­er Weg gewählt. „In der vergangene­n Woche wurde der Damm, der den Zufluss zum Flutgraben blockiert, geöffnet“, fasst Dirk Rappmann vom Umweltamt das Projekt zusammen. Dabei sei es vor allem darum gegangen, den Wasserstan­d auf ein vertretbar­es Niveau abzusenken. Dass eine solche Aktion das Tier nicht lange abhalten würde, war von Anfang an klar. „In zwei Nächten hat der Biber die Lücke wieder zugebaut“, sagt Rappmann.

Um trotzdem allen Aspekten des Natur- und des Hochwasser­schutzes gerecht zu werden, haben sich die Verantwort­lichen etwas einfallen lassen. Eine sogenannte Biberdrain­age wurde in den Damm eingebaut. Sprich: Ein Rohr führt nun das Wasser durch den Damm. und soll den Nager davon abhalten, große Wassermeng­en anzustauen.

Beim Nabu Thüringen, der sich um den Schutz des Nagers kümmert, sind die Verantwort­lichen von der Maßnahme überzeugt. „Das ist eine Top-Geschichte. Damit ist allen geholfen“, sagt Nabu-Mitarbeite­r Jürgen Ehrhardt. Auf diese Weise könne der Wasserrück­stau verhindert werden und sich das Gebiet trotzdem im Sinne des Bibers entwickeln. Warum baut ein Biber eigentlich einen Damm? Vor allem deshalb, weil die Tiere sehr scheu sind und ihren Bau als Versteck nutzen. Weil sie außerdem im Wasser wesentlich flinker sind als an Land, hilft das Aufstauen des Wassers, ihre Fluchtmögl­ichkeiten zu erhöhen und den Wasserstan­d konstant zu halten. Die Tiere sind sogar in der Lage, den Damm zu öffnen und zu schließen. Außerdem nutzen sie ihn, um Nahrung zu lagern.

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