Dem Biber wird das Wasser abgegraben
Eine Drainage soll den Dammbau des Nagers in Ostthüringen hemmen Dammbau
Etzelbach. Der Biber hat in den vergangenen Monaten immer wieder für Aufregung gesorgt in Uhlstädt-Kirchhasel (Landkreis Saalfeld-Rudolstadt). Angefangen bei überfluteten Äckern bis hin zur Überflutung von Etzelbach als der gleichnamige Bach über die Ufer trat. Dass das zweitgrößte Nagetier der Welt tatsächlich an allen Geschehnissen die Schuld trägt, die ihm vorgeworfen werden, ist längst nicht für jeden ausgemacht. Trotzdem erreichte die Kontroverse um den Biber im Juli einen traurigen Höhepunkt. Eine ganze Biberfamilie war von Wilderern getötet worden. Ein Fall, der bis heute die Kripo beschäftigt. Immerhin steht das Tier unter strengem Artenschutz. Besonders problematisch wurde die Situation an der Straßenbrücke zwischen Etzelbach und Weißen gesehen.
Dort hatte der Biber einen Damm errichtet und den Etzelbach stark angestaut. Die Folge: Der dahinterliegende Acker war teilweise überflutet. Und auch bei der Gemeinde UhlstädtKirchhasel gab es Bedenken, was den Hochwasserschutz angeht. Immerhin blockierte der Damm den Flutgraben, der eigentlich Wassermengen bei starken Regenfällen ableiten soll. Ein Beispiel dafür, dass Mensch und Natur unvereinbar sind? Dass die Rückkehr wilder Tierarten die zivilisatorischen Errungenschaften des Menschen gefährdet?
Der Fall in Etzelbach soll nun das Gegenteil beweisen. In einer gemeinsamen Aktion des Umweltamtes des Landkreises, des Nabu Thüringen, der Gemeinde Uhlstädt-Kirchhasel und des Wasserverbandes Saalfeld-Rudolstadt wurde nun ein alternativer Weg gewählt. „In der vergangenen Woche wurde der Damm, der den Zufluss zum Flutgraben blockiert, geöffnet“, fasst Dirk Rappmann vom Umweltamt das Projekt zusammen. Dabei sei es vor allem darum gegangen, den Wasserstand auf ein vertretbares Niveau abzusenken. Dass eine solche Aktion das Tier nicht lange abhalten würde, war von Anfang an klar. „In zwei Nächten hat der Biber die Lücke wieder zugebaut“, sagt Rappmann.
Um trotzdem allen Aspekten des Natur- und des Hochwasserschutzes gerecht zu werden, haben sich die Verantwortlichen etwas einfallen lassen. Eine sogenannte Biberdrainage wurde in den Damm eingebaut. Sprich: Ein Rohr führt nun das Wasser durch den Damm. und soll den Nager davon abhalten, große Wassermengen anzustauen.
Beim Nabu Thüringen, der sich um den Schutz des Nagers kümmert, sind die Verantwortlichen von der Maßnahme überzeugt. „Das ist eine Top-Geschichte. Damit ist allen geholfen“, sagt Nabu-Mitarbeiter Jürgen Ehrhardt. Auf diese Weise könne der Wasserrückstau verhindert werden und sich das Gebiet trotzdem im Sinne des Bibers entwickeln. Warum baut ein Biber eigentlich einen Damm? Vor allem deshalb, weil die Tiere sehr scheu sind und ihren Bau als Versteck nutzen. Weil sie außerdem im Wasser wesentlich flinker sind als an Land, hilft das Aufstauen des Wassers, ihre Fluchtmöglichkeiten zu erhöhen und den Wasserstand konstant zu halten. Die Tiere sind sogar in der Lage, den Damm zu öffnen und zu schließen. Außerdem nutzen sie ihn, um Nahrung zu lagern.