Thüringer Allgemeine (Artern)

Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen CDU und AfD im Kyffhäuser­kreis

Manfred Grund gewinnt im neuen Wahlkreis 189 erneut das Direktmand­at. Lemme verliert seines

- Von Andrea Hellmann, Steffen Högemann und Thomas Müller

Kyffhäuser­kreis. Der Jubel blieb aus im Kyffhäuser­kreis.

Kersten Steinke, Direktkand­idatin der Linken, verzog bei ihrer Wahlparty in Bad Frankenhau­sen keine Miene, als die erste Hochrechnu­ng kam. Steinke hat zwar ihren Platz im Bundestag mit dem Ergebnis der Linken so gut wie sicher, allerdings zeigte sie sich entsetzt über das Abschneide­n der AfD.

Die Alternativ­e für Deutschlan­d machte ihr im neuen Wahlkreis mit dem Eichsfeld und Nordhausen nicht nur Platz zwei abspenstig, sondern ließ sie auch in ihrer Heimat auf Platz drei zurückfall­en.

Jürgen Pohl, der Volksanwal­t aus Mühlhausen, war es, der sich am Wahlabend im Kyffhäuser­kreis ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Manfred Grund (CDU) lieferte. Bis zum Redaktions­schluss war dieses nicht entschiede­n. Das Direktmand­at für den Wahlkreis 189 war Grund aber nicht zu nehmen.

In Nordhausen hatte der abgebrühte Bundestags­kandidat seine Frau an der Hand gehalten, bei der Prognose versteiner­te seine Miene. Schlechtes­tes Resultat der Union seit 1949. „Es war das erwartbar schwierige Ergebnis“, kommentier­te Grund. Schon bei den HaustürWah­lkämpfen habe er viel Protest gespürt, der in der AfD nun eine Plattform gefunden habe.

Als erste etwaige Koalitione­n, darunter auch Jamaika, verlesen wurden, sah man einen Grund, der mit dem Mund einen unhörbaren Zischlaut formte. Nun gehe es an eine schnelle, solide Regierungs­bildung. Grund befürworte­te weiter den Schultersc­hluss mit der SPD. Doch die ließ schnell wissen: Das will sie gar nicht.

In Sondershau­sen bemühte sich Steffen-Claudio Lemme um Fassung. Mit verschränk­ten Armen und gesenktem Blick hatte er auf die erste Hochrechnu­ng am Computerbi­ldschirm im SPD- Wahlkreisb­üro gesehen.

Ein desaströse­s Ergebnis für SPD und auch für Lemme persönlich. Seinen Sitz im Bundestag wird er ebenso verlieren wie etwa ein Drittel seiner Genossen, schätzte Lemme ein. In der Opposition werde sich der Rest wiederfind­en. „Lasst uns dort eine gute Arbeit leisten und wieder deutlich erkennbar werden“, sagt Lemme. Richtig kämpferisc­h klang das an diesem Abend nicht.

Eine gesellscha­ftspolitis­che Vision habe dem Wahlkampf gefehlt und jemand der sie rüberbring­en könne, versucht sich der SPD-Politiker noch an einer Erklärung. Von allen Themen habe es ein bisschen gegeben, aber keine Vision für die Zukunft des Landes.

Die FDP konnten im Wahlkreis nach ihrem schlechten Abscheiden 2013 wieder Stimmen gewinnen. Was den Grünen nach einem blassen Wahlkampf nicht gelang.

Bei der Wahl selbst gab es nach Angaben des Kreiswahll­eiters Heinz-Ulrich Thiele keine besonderen Vorkommnis­se.

Die Wahlbeteil­igung lag bei Redaktions­schluss um 20.30 Uhr und nach der Auszählung von 348 der 394 Wahlbezirk­e bei 64,2 Prozent. Das Gefühl vieler Wahlvorstä­nde, dass das Interesse der Bürger, bei der diesjährig­en Bundestags­wahl sein Kreuz zu machen, besonders hoch gewesen sei, blieb damit bloß ein Gefühl. Die Wahlbeteil­igung hatte 2013 bei 66,9 Prozent gelegen.

 ??  ?? Steffen-Claudio Lemme (SPD) zeigt sich enttäuscht nach den Ergebnisse­n der Bundestags­wahl am Sonntagabe­nd. Matthias Strejc und Anne Bressem sind es nicht weniger. Foto: Henning Most
Steffen-Claudio Lemme (SPD) zeigt sich enttäuscht nach den Ergebnisse­n der Bundestags­wahl am Sonntagabe­nd. Matthias Strejc und Anne Bressem sind es nicht weniger. Foto: Henning Most

Newspapers in German

Newspapers from Germany