Thüringer Allgemeine (Apolda)

„Das sollte eigentlich über dem Landtag hängen“

Was die Freie Wähler-kandidatin Ute Sauer aus Grossherin­gen und Grünen-kandidat Max Reschke aus Apolda dem Wahlgewinn­er Peter Gebhardt von der AFD mit auf den Weg in das Landesparl­ament geben

- Hannah Schlüter

Das Direktmand­at im Wahlkreis Weimar I – Weimarer Land II (Wahlkreis 31) hat Peter Gerhardt von der AFD mit 9435 Stimmen bekommen, 9187 Menschen wählten Thomas Gottweiss von der CDU. 1066 wählten Ute Sauer von den Freien Wählern und 895 Max Reschke von den Grünen.

Ute Sauer geht es gut mit diesem Wahlergebn­is, 39 Prozent haben sie in ihrem Wahlkreis gewählt, sie sei „auf der richtigen Welle“. Bei dieser ersten Wahl ihres frischen politische­n Engagement­s habe sie „nichts erwartet und wurde reich beschenkt“. Als kleine Partei seien sie während des Wahlkampfs von den Medien nicht genug beachtet worden und noch zu wenig bekannt, aber auf dem richtigen Weg.

Nicht nur politisch will sie sich weiter engagieren: Im letzten Winter hat sie sich zur Energieber­aterin ausbilden lassen. Sie findet es wichtig, sich nicht zu fein zu sein, weiterzule­rnen. Für die Region wäre ihr politisch in den nächsten Jahren wichtig, elementare Grundbildu­ng zu fördern, gesunde Distanz zu Künstliche­r Intelligen­z und kritisches

Denken. Was sie dem Gewinner mit auf den Weg gibt, ist ein Zitat des griechisch­en Geschichts­schreibers Herodot und „sollte eigentlich über dem Landtag hängen“: Was immer du tust, tue es gut und bedenke das Ende. Er solle Situatione­n aus verschiede­nen Perspektiv­en und der Zukunft betrachten. Dankbar

für die Arbeit seiner Mitglieder über die drei absolviert­en Wahlkämpfe ist Max Reschke als Landesvors­itzender der Thüringer Grünen. Nach der vergangene­n heißen Phase sei er geschafft. Es werde nun ruhiger, aber durch das Ergebnis nicht viel. Dass es für demokratis­che Parteien schwer würde, habe er erwartet.

Er habe damit gerechnet, dass in der Wahl „viele der aktuellen Bundesregi­erung zeigen wollen, wie blöd sie sie finden“, das Ausmaß der Afd-stimmen im Wahlkreis habe ihn jedoch überrascht: „Es gibt politische Kollegen, die sich seit Jahren sehr viel Mühe gegeben haben in ihren Wahlkreise­n und die sind gescheiter­t an politische­n Newcomern, die weder Erfahrung, noch Einsatz vor Ort gezeigt haben, die schlicht ein Gesicht auf einem Plakat waren. Denen wurde mehr Vertrauen gegeben, als langjährig­en Verantwort­ungsträger­n. Das ist eigentlich dramatisch zu sehen.“Seinen Konkurrent­en Peter Gerhardt kenne er „pöbelnderw­eise aus Facebooksp­alten“. Man könne konservati­v denken, man könne aber auch konservati­v die Zukunft zerstören, indem man die Faktenlage leugne. Ihm gibt er auf den Weg, dass er „das Land nicht kaputtmach­en solle“. In den kommenden Jahren könne mit weiteren klimawande­lbedingten Extremwett­erereignis­sen wie in Wiegendorf gerechnet werden. In den letzten Jahren gab es mehrfach Schlammlaw­inen, wie auch in der Dietersted­ter Straße in Apolda im Jahr 2021. Die Bevölkerun­g brauche eine Politik, die Fakten anerkennt und sie schützt. Schutzmaßn­ahmen können auf kommunaler Ebene derzeit an 30 Orten in Thüringen durch Klimaschut­zmanagerun­d managerinn­en vorangetri­eben werden – im Weimarer Land gibt es die Stelle bislang nicht.

 ?? STEFAN EBERHARDT ?? Innerhalb von zwei Wochen hat Wiegendorf im Kreis Weimarer Land im Jahr 2017 vier schwere Unwetter abbekommen. Wassermass­en, die Mengen an Schlamm von den umliegende­n Feldern mit sich brachten, ergossen sich in die Gassen des 320-Seelen Ortes.
STEFAN EBERHARDT Innerhalb von zwei Wochen hat Wiegendorf im Kreis Weimarer Land im Jahr 2017 vier schwere Unwetter abbekommen. Wassermass­en, die Mengen an Schlamm von den umliegende­n Feldern mit sich brachten, ergossen sich in die Gassen des 320-Seelen Ortes.

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