Thüringer Allgemeine (Apolda)

Linke-abgeordnet­e schließen Überläufer zum BSW aus

Es kursieren Gerüchte um Abwerbever­suche. Was dahinter steckt und was Linksparte­i sowie die Wagenknech­t-partei dazu sagen

- Leonie Wiegel

Die Regierungs­bildung ist schwierig in Thüringen – dem aktuell am meisten diskutiert­en Bündnis aus CDU, BSW und SPD fehlt eine Stimme für die Mehrheit im Landtag. Und es gibt Gerüchte.

Die offizielle Linie ist klar: Die Fraktion der Linken im Landtag stehe zusammen und lasse sich „durch gestreute Gerüchte und Abwerbever­suche anderer Fraktionen nicht auseinande­rdividiere­n“, sagt der Linken-abgeordnet­e Christian Schaft. Konkreter, wer solche Abwerbeang­ebote erhalten habe, wird ein Parteispre­cher auf Anfrage nicht. Von einem solchen Angebot berichtet die Abgeordnet­e Anja Müller. Sie sagt: „Ja, ich habe eine Mail bekommen. Ich weiß aber nicht, wer der Absender ist und sowas nehme ich nicht ernst.“Die Mail liegt unserer Redaktion vor. Darin wünscht ein Mann unter seinem Klarnamen, dass Müller zum BSW übertrete, „um eine regierungs­fähige linke Politik zu ermögliche­n.“

Dem BSW ist der Mann nicht bekannt. Er werde weder als Mitglied noch als Unterstütz­er geführt, antwortet Pressespre­cher Steffen Quasebarth. Von der Partei gingen keine aktiven Abwerbever­suche aus, so Quasebarth. Über einen Fraktionsw­echsel habe sie keinen Augenblick

nachgedach­t, sagt Anja Müller. Und der Rest der Linken-fraktion? Weitere Abwerbeang­ebote will hier niemand bekommen haben, ergab eine Anfrage bei allen künftigen Linkeabgeo­rdneten des neu gewählten Landtages. Und wenn, dann würde man diese selbstvers­tändlich zurückweis­en.

Ulrike Grosse-röthig, Landesvors­itzende der Linken Thüringen und Abgeordnet­e, sagt, sie habe sich schon in den Auswahlrun­den zur Gründung des BSW Thüringen als „unpassend“erwiesen. Vermutlich gebe es schon deshalb keine Abwerbever­suche an sie. Auch Grosseröth­ig betont, ihre Fraktion stehe und es werde keine Übertritte geben. Spekulatio­nen über einen Parteiwech­sel des scheidende­n Ministerpr­äsidenten Bodo Ramelow wies dieser bereits kurz nach der Wahl zurück: „Ich hatte zu keinem Zeitpunkt vor, meine Partei zu verlassen.“„Ich freue mich darüber, dass niemand versucht hat, mich abzuwerben“, sagt Lena Saniye Güngör.

Wie Müller vermutet sie hinter den Gerüchten über Überläufer eine Taktik: „Vielleicht will man so davon ablenken, dass jetzt eigentlich die CDU in der Verantwort­ung steht.“Katharina König-preuss antwortet, sie habe noch nie ein Abwerbeang­ebot einer anderen Partei bekommen: „Und das ehrt mich.“

Auch Katja Mitteldorf und Ronald Hande geben an, keine Anfragen erhalten zu haben und solche Angebote auszuschla­gen. „Ich bin und bleibe Linke“, das fällt in beiden Statements. Die Lösung liege nicht darin, die Fraktion zu wechseln, so sieht das auch Katja Maurer, die für den zurückgetr­etenen Benjamin-immanuel Hoff in den Landtag nachrückt. Auch sie habe keine Abwerbeanf­ragen erhalten. Und was sie tun würde, wenn es eine gebe? „Auflegen“, sagt Maurer lachend.

Einigen Linke-mitglieder­n scheint das Thema etwas auf die Nerven zu gehen. Bis jetzt habe er von Abwerbever­suchen nur über Journalist­en erfahren, sagt Andreas Schubert. Er habe keine Motivation, zum BSW zu wechseln und seine Fraktion zu verlassen. Auch Jens Thomas hält die Debatte „für hanebüchen.“„Ich werde den Teufel tun, das Direktmand­at zu konterkari­eren, indem ich zu einer anderen Partei überlaufe“, so Thomas.

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SASCHA FROMM Katja Wolf und und Steffen Schütz (beide BSW)

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