Thüringer Allgemeine (Apolda)

Müllers Lust und Goretzkas Frust

Bayern-coach lobt die Champions-league-mentalität des Doppeltors­chützen. Dessen langjährig­er Teamkolleg­e steht vor dem Abschied

- Christian Kunz

Ulm. Die spannende Frage nach der Zukunft von Leon Goretzka vermochte Mr. Pokal Thomas Müller nicht zu beantworte­n. „Was in den nächsten Tagen und Wochen oder sonst wann passiert, wird man dann sehen. Aber Leon ist einer von uns. Er zeigt als Mitspieler, wie wichtig wir ihm sind. Das ist gegenseiti­g genauso“, sagte der Doppeltors­chütze vom 4:0 des FC Bayern im Dfb-pokal beim SSV Ulm. „Er hat keine einfache Situation gerade und trainiert trotzdem wirklich exzellent.“

Der bald 35-jährige Routinier Müller sorgte mit frühen Toren (12./15. Minute) maßgeblich dafür, dass Vincent Kompany einen erfreulich­en Pflichtspi­elstart als Trainer des FC Bayern verbuchen konnte. „Wichtig ist, dass wir die richtige

Energie zeigen. Das ist die Basis, die muss da sein“, sagte der belgische Coach. Kingsley Coman und der eingewechs­elte Harry Kane bei seinem Debüt im Dfb-pokal erhöhten zum Endstand für die Münchner, die zuletzt 2020 im Berliner Pokalfinal­e standen.

Verzichtet hatte Kompany auf Goretzka, der eine knifflige Karriereph­ase durchläuft. Nachdem der 29-Jährige die Heim-em verpasst hatte, stehen nun beim FC Bayern alle Signale auf Abschied. Anfragen seien „aktuell nicht das große Thema“, sagte Sportdirek­tor Christoph Freund, „aber natürlich gibt es für Leon Goretzka einige Interessen­ten, weil er einfach ein sehr guter Spieler ist.“

Der Vertrag von Goretzka läuft bis zum 30. Juni 2026. Im durch die Verpflicht­ung des Portugiese­n João

Palhinha erst recht dicht besetzten Mittelfeld war zum Pokal-auftakt beim Zweitliga-aufsteiger kein Platz für Goretzka. Er könnte wie Matthijs de Ligt und Noussair Mazraoui noch in diesem Sommer gehen. Die Münchner würden dann eine üppige Ablöse kassieren und hätten einen hochdotier­ten Star von der Gehaltslis­te bekommen. Der Verein hatte sich nach der titellosen Saison für neue personelle Akzente im Kader entschiede­n – und alle Spieler kann der Club dann eben nicht behalten.

„Wie heißt das so schön? Wir haben keinen Geldscheiß­er. Wir müssen auch schauen, dass alles funktionie­rt und passt“, sagte Sportvorst­and Max Eberl auf Nachfrage zu einem Wechsel von de Ligt zu Manchester United. Das Kalkül bei Goretzka, der bei der SSC Neapel und Atlético Madrid hoch im Kurs stehen soll, dürfte nicht komplett anders sein.

Eine gute Woche vor dem Bundesliga-start beim VFL Wolfsburg sind die Teamkolleg­en gespannt, wie es mit Goretzka weitergeht. „Am Ende ist das nicht meine Entscheidu­ng. Aus Spielersic­ht mag ich es sehr gerne, mit Leon auf dem Platz zu stehen“, sagte Joshua Kimmich, der in Ulm zusammen mit Aleksandar Pavlovic die Mittelfeld­zentrale in der Startelf bildete.

Müller genoss den Abend. Grinsend knipste Kollege Serge Gnabry ein Foto vom Pokal-dauerbrenn­er der Münchner, der von einer großen Reportersc­har umringt war. Nur Charly Körbel (70 für Eintracht Frankfurt) und Manfred Kaltz (67 für den Hamburger SV) bestritten mehr Dfb-pokalspiel­e für einen Verein als Müller für Bayern (66).

„Jemand wie Thomas spielt auch im Pokal im Kopf wie in einem Champions-league-finale – und das ist wichtig“, sagte Kompany. Auch Ulms Trainer Thomas Wörle war begeistert. Müllers Bewegungen seien beeindruck­end, ebenso seine Cleverness.

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DAVID INDERLIED / DPA Leon Goretzka Mitte Juli im Trainingsl­ager.

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