Mit Raffinesse und dosiertem Temperament
Musikalische Reise über den großen Teich
Gera. Es dauerte seine Zeit, bis man am Broadway ankam, beim mit „Summertime“überschriebenen Konzert des Philharmonischen Orchesters Altenburg-Gera am Wochenende vor der Bühne am Park.
Zuvor bekam man es mit zwei Werken von Aaron Copland zu tun, dem Altmeister der sogenannten ernsten Musik in den USA. Seine Appalachian Spring Suite führte mit wechselndem Puls ins 19. Jahrhundert, in ländliche Beschaulichkeit und zu Szenen bodenständiger Glaubensstärke. Sein danach zu hörendes Klarinettenkonzert sprühte vor kompositorischer Raffinesse, war ein Ritt durch verzwickte Rhythmen, wartete beständig mit gewagten Höhen und Tiefen auf.
Hendrik Schnöke, der langjährige Soloklarinettist des Orchesters, meisterte die Aufgabe mit sichtlicher Freude, unterstrich gekonnt Coplands Anleihen beim Jazz wie dessen subtilen, oft nicht so einfach aufzuspürenden Humor. Die in Kammer-Besetzung geforderten Philharmoniker musizierten unter ihrem akkurat leitenden Chefdirigenten Ruben Gazarian mit viel Feingefühl und wohldosiertem Temperament.
Letzteres brach sich dann in der zweiten Hälfte des Abends voll und ganz Bahn, als man bei MusicalHits wie John Kanders „Life is a Cabaret“oder Leonard Bernsteins „Somewhere“Sopranistin Jeanette Wernecke zur Seite hatte. Die in Nordhausen geborene Sängerin verfügt über die kräftig leuchtenden Höhen wie das nötige Swing-Feeling, um das oft Gehörte aufs Neue strahlen zu lassen. Dass Gazarian ein Faible für dieses Metier hat, war nicht zu übersehen. Mal locker swingend, mal eruptiv vorantreibend leistete er – bauend auf hochmotivierte Musikerinnen und Musiker – seinen Teil zum begeistert aufgenommenen Finale.