Die Herren Jenz und Burkhard weilen nun im Ruhestand
Thüringens dienstältester Schwimmmeister aus dem Schwanseebad verabschiedet
Weimar. Leicht fällt ihm der Abschied nicht. Und er hätte vermutlich noch ein paar Jährchen genauso weiter gemacht, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, dass es reizvoll sein könnte, nicht zur Arbeit zu müssen. Das Geburtsdatum im Personalausweis und sein Vertrag sagen allerdings anderes. Weimar verabschiedete am Dienstag Schwimmmeister Burkhard Jenz (65) in einer fröhlichen wie emotionalen Runde im Schwanseebad in den Ruhestand.
Als Badbetreiberin weiß Weimars Stadtwirtschaft, dass Burkhard Jenz mit über 46 Jahren im Beruf Thüringens dienstältester Schwimmmeister ist. 19 Jahre alt war der gebürtige Weimarer, als er am 12. Februar 1974 seine Laufbahn begann. Eigentlich hatte er im EOW Werkzeugschlosser gelernt. Als Jugendlicher, der in der Freizeit als Rettungsschwimmer im Freibad aushalf, fand er aber mehr und mehr Gefallen an der Arbeit rund ums Wasser.
Die Eröffnung der Schwimmhalle in der Müllerhartungstraße brachte seinerzeit den glücklichen Umstand mit sich, dass für Weimars Bäder eine weitere Personalstelle geschaffen wurde. Jenz wurde daraufhin angesprochen, nahm dankend an und ließ sich zum Schwimmmeister ausbilden. 1993 absolvierte er seinen Schwimmmeister-Lehrgang zum zweiten Mal, um fortan auch selbst als Ausbilder tätig sein zu können. Bis zur Wende konnte er sich überdies Sonderschwimmmeister nennen – diese Funktion gab es in der DDR fürs medizinisch-therapeutische Schwimmens. Auch wenn die Bezeichnung danach nicht mehr gebräuchlich war, blieb er dem Gesundheitssport treu, so als Fachübungsleiter für Herzsport.
Parallel zum Beruf engagiert sich Jenz seit fast drei Jahrzehnten für die Ortsgruppe der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft. Seit 1991 ist er Vorsitzender der Weimarer DLRG, die mit rund 750 Mitgliedern drittgrößter Verein der Stadt ist. Diesem Ehrenamt wird er auch im Ruhestand einen Gutteil seiner Zeit widmen. 2019 wurde er für vier weitere Jahre als DLRG-Chef bestätigt. Und als Hobbygärtner, der am DLRG-Haus Blumenkästen und Rabatten wie ein Profi in Schuss hält, sucht er seinesgleichen.
„Weimar, das Bad und Burkhard Jenz - das ist eine Einheit“, würdigte Jörn Otto, Geschäftsführer der Stadtwirtschaft Weimar, seinen scheidenden Mitarbeiter. Oberbürgermeister Peter Kleine packte noch eine anerkennende Schippe drauf: „Du bist eine Institution. An Dir kommt man nicht vorbei. Und mit Dir muss man sich gutstellen.“Augenzwinkernd merkte Kleine zudem an: „Kannst Du eigentlich selber schwimmen? Ich habe Dich nie schwimmen sehen.“Als Geschenk hatte der OB einen Ginkgo-Schössling dabei. „Diese Baumart ist schon 300 Millionen Jahre alt. Und es gibt sie immer noch“, sorgte Kleine in der Runde ein weiteres Mal für Schmunzeln.
In Sachen Geschenke ließen sich Jenz' Gäste ohnehin einiges einfallen: vom Liegestuhl mit Burki-Konterfei über ein Stück Beton des alten Freibades bis hin zum Holzrahmen, in dem früher der Name des diensthabenden Schwimmmeisters zu lesen stand. Dieses Präsent dokumentierte eine weitere Burki-Anekdote. Da ganze Generationen von Badbesuchern unschlüssig darüber waren, was nun Vor- und was Familienname ist, waren im Rahmen „Herr Jenz“und „Herr Burkhard“gleichermaßen verewigt.
Der Geschäftsführer des Landesportbundes, Thomas Zirkel, und der Vorsitzende des Weimarer Stadtsportbundes, Hans-Joachim Fein, überreichten Burkhard Jenz die GutsMuths-Plakette in Gold. Der schmunzelnde Fein vergaß nicht zu erwähnen, dass er zu seinem 70. Geburtstag lediglich die bronzene Ausführung erhielt.