Grundstein für erste Moschee Thüringens in Erfurt gelegt
Ramelow: „Zeichen für friedliches Zusammenleben“. Demonstrationen für und gegen den Bau
Erfurt.
Unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen und von Protesten begleitet wurde am gestrigen Dienstag der Grundstein für die erste Thüringer Moschee der Ahmadiyya-Gemeinde gelegt. Das ist „ein wichtiger Tag für unser Bundesland“, sagte Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) während der Zeremonie auf dem Baugelände in Erfurt.
„Jeder hat ein Recht darauf, sich seinen Raum des Gebets zu schaffen“, erklärte er. Die Moschee sei ein Zeichen dafür, dass man friedlich in dieser Stadt miteinander leben wolle.
Die Moschee soll in einem knappen Jahr im Gewerbegebiet von Erfurt-Marbach stehen. Sie ist der erste Neubau eines mulimischen Gotteshauses in Thüringen (siehe Infokasten).
Die Polizei war am gestrigen Mittag mit einem Großaufgebot angerückt. Etwa 80 Menschen protestierten vor dem Bauzaun gegen die Moschee. Für das Gotteshaus demonstrierten wiederum 60 Menschen.
Zur Grundsteinlegung kamen Repräsentanten der jüdischen Landesgemeinde sowie der katholischen und der evangelischen Kirche. Auch alle Landtagsparteien außer der AfD waren vertreten.
Die AfD-Landtagsabgeordnete Corinna Herold verbreitete für ihre Fraktion eine Mitteilung, in der sie den Bau der Moschee als „Paradebeispiel für die Ignoranz und Demokratieverachtung“bezeichnete. Bürgerproteste und das Verlangen nach Bürgerbegehren würden einfach zur Seite gewischt.
In den vergangenen zwei Jahren hatte es neben Demonstrationen und Mahnwachen immer wieder umstrittene Protestaktionen gegeben. In der Nähe des Baugeländes waren Holzkreuze aufgestellt worden, auf einem Spieß wurde ein Schweinkopf angebracht. Vor dem Erfurter Rathaus wurde eine islamistische Hinrichtung nachgestellt.
Der Bundeschef der Ahmadiyya-Gemeinde, Abdullah Uwe Wagishauser, erklärte, mit der Moschee werde ein Traum wahr. Es sei auch ein Traum „von mehr Kooperation und mehr Respekt“.
Während der Grundsteinlegung waren für muslimische Männer und Frauen getrennte Zelte aufgebaut. In Bezug auf die Geschlechtergerechtigkeit sehe sie die Ahmadiyya-Gemeinde kritisch, sagte die Landtagsabgeordnete Astrid RotheBeinlich. Dennoch müsse die Religionsfreiheit respektiert werden. Die grüne Politikerin wohnt in Erfurt-Marbach und hatte sich von Anfang an für den Moscheebau eingesetzt. Ihr Privathaus wurde deshalb im September das Ziel von Protestdemonstranten, die sich mit Scheichgewändern und Schleiern verkleidet hatten.
Ministerpräsident Ramelow zeigte sich besorgt, dass die Moschee genauso wie die Vertreter der Gemeinden angegriffen werden könnten. „Ich gehe davon aus, dass wir das zu verhindern wissen“, sagte er. Er finde es „erbärmlich“genug, dass Synagogen in Deutschland von der Polizei geschützt werden müssten.
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