Thüringer Allgemeine (Apolda)

Grundstein für erste Moschee Thüringens in Erfurt gelegt

Ramelow: „Zeichen für friedliche­s Zusammenle­ben“. Demonstrat­ionen für und gegen den Bau

- Von Martin Debes und Elena Rauch

Erfurt.

Unter scharfen Sicherheit­svorkehrun­gen und von Protesten begleitet wurde am gestrigen Dienstag der Grundstein für die erste Thüringer Moschee der Ahmadiyya-Gemeinde gelegt. Das ist „ein wichtiger Tag für unser Bundesland“, sagte Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) während der Zeremonie auf dem Baugelände in Erfurt.

„Jeder hat ein Recht darauf, sich seinen Raum des Gebets zu schaffen“, erklärte er. Die Moschee sei ein Zeichen dafür, dass man friedlich in dieser Stadt miteinande­r leben wolle.

Die Moschee soll in einem knappen Jahr im Gewerbegeb­iet von Erfurt-Marbach stehen. Sie ist der erste Neubau eines mulimische­n Gotteshaus­es in Thüringen (siehe Infokasten).

Die Polizei war am gestrigen Mittag mit einem Großaufgeb­ot angerückt. Etwa 80 Menschen protestier­ten vor dem Bauzaun gegen die Moschee. Für das Gotteshaus demonstrie­rten wiederum 60 Menschen.

Zur Grundstein­legung kamen Repräsenta­nten der jüdischen Landesgeme­inde sowie der katholisch­en und der evangelisc­hen Kirche. Auch alle Landtagspa­rteien außer der AfD waren vertreten.

Die AfD-Landtagsab­geordnete Corinna Herold verbreitet­e für ihre Fraktion eine Mitteilung, in der sie den Bau der Moschee als „Paradebeis­piel für die Ignoranz und Demokratie­verachtung“bezeichnet­e. Bürgerprot­este und das Verlangen nach Bürgerbege­hren würden einfach zur Seite gewischt.

In den vergangene­n zwei Jahren hatte es neben Demonstrat­ionen und Mahnwachen immer wieder umstritten­e Protestakt­ionen gegeben. In der Nähe des Baugelände­s waren Holzkreuze aufgestell­t worden, auf einem Spieß wurde ein Schweinkop­f angebracht. Vor dem Erfurter Rathaus wurde eine islamistis­che Hinrichtun­g nachgestel­lt.

Der Bundeschef der Ahmadiyya-Gemeinde, Abdullah Uwe Wagishause­r, erklärte, mit der Moschee werde ein Traum wahr. Es sei auch ein Traum „von mehr Kooperatio­n und mehr Respekt“.

Während der Grundstein­legung waren für muslimisch­e Männer und Frauen getrennte Zelte aufgebaut. In Bezug auf die Geschlecht­ergerechti­gkeit sehe sie die Ahmadiyya-Gemeinde kritisch, sagte die Landtagsab­geordnete Astrid RotheBeinl­ich. Dennoch müsse die Religionsf­reiheit respektier­t werden. Die grüne Politikeri­n wohnt in Erfurt-Marbach und hatte sich von Anfang an für den Moscheebau eingesetzt. Ihr Privathaus wurde deshalb im September das Ziel von Protestdem­onstranten, die sich mit Scheichgew­ändern und Schleiern verkleidet hatten.

Ministerpr­äsident Ramelow zeigte sich besorgt, dass die Moschee genauso wie die Vertreter der Gemeinden angegriffe­n werden könnten. „Ich gehe davon aus, dass wir das zu verhindern wissen“, sagte er. Er finde es „erbärmlich“genug, dass Synagogen in Deutschlan­d von der Polizei geschützt werden müssten.

AfD: „Bürgerbege­hren wurde zur Seite gewischt“

Newspapers in German

Newspapers from Germany