Prozess um Drohungen gegen AfD-Politiker beendet
Ein Naturwissenschaftler aus Hamburg überzog den Geraer Bundestagsabgeordneten Stephan Brandner mit Falschbehauptungen
Gera.
Der Vorsitzende des Justizausschusses des Deutschen Bundestags, der Thüringer AfDPolitiker Stephan Brandner, stand gestern nicht als Angeklagter vor Gericht, sondern als Nebenkläger.
Trotzdem ging es im Sitzungsraum 111 des Amtsgerichts Gera immer auch um die Frage: Hat Brandner während seines Jurastudiums in den 1990er-Jahren eine ehemalige Mitstudentin mit K.o.-Tropfen willenlos gemacht, sie vor laufender Videokamera missbraucht und schließlich das Filmchen ins Internet gestellt?
So hat es der Angeklagte Maurice B., ein Mathematiker und Naturwissenschaftler aus Hamburg behauptet, der mit Brandners Ex-Studienfreundin seit einigen Jahren verheiratet ist.
Doch seit gestern steht fest: Die von Maurice B. gegen Brandner erhobenen Vorwürfe sind falsch. „Was mein Mandant getan hat, das bereut er. Und es tut ihm auch leid“, sagte der aus TV-Serien bekannte Rechtsanwalt Christopher Posch.
Maurice B. will jetzt 1700 Euro an Brandner überweisen, sozusagen als Schmerzensgeld – und alle wollen die Sache, die im Dezember 2014 mit Drohanrufen begann, die sich rasch zu Morddrohungen steigerten, am liebsten schnell vergessen.
Wieso Maurice B. die Geschichte, die er nun bereut, überhaupt in Umlauf brachte und fast vier Jahre an ihr festhielt, konnte auch Richter Bernd Pisczan gestern nicht in Erfahrung bringen. Maurice B. wollte sich dazu nicht äußern.
Die anonymen Anrufe mit unterdrückter Rufnummer begannen Mitte Dezember 2014. Gegenüber den Sekretärinnen in Brandners Kanzlei gab sich der Anrufer mit dem ausländischen Akzent als Privatermittler aus. Er habe Pornofilme gefunden, die Brandner zeigten.
Der unbekannte Anrufer habe Angst verbreitet, beschrieben zwei Sekretärinnen gestern im Zeugenstand die Stimmung von damals.
„Herr Stephan Brandner ist ein toter Mann“, sagte der Anrufer zur Sekretärin. „Sie können ihm ausrichten, dass er in nächster Zeit tot ist.“Der Anrufer, der sich irgendwann „Vladimir“ nannte, sagte, er kenne Russen, die Brandner erledigen würden.
Dann nahm die Geschichte eine jähe Wendung. Denn plötzlich wurde auch gegen Brandner ermittelt. Er habe den Drohanrufer angeblich am Telefon bedroht, hieß es. Brandner, damals Vorsitzender des Justizausschusses des Thüringer Landtags, sagte dazu damals spontan: „So ein Schwachsinn.“
Aber die Mitglieder des Justizausschuss kamen zu einer geheimen Sondersitzung zusammen, hoben Brandners Immunität auf und machten damit den Weg frei für Strafermittlungen gegen den Abgeordneten. Es drohten Durchsuchungen von Privatund Geschäftsräumen. „Das war ein unschöner Medienrummel“, sagte Brandner gestern.