Thüringer Allgemeine (Apolda)

Konservati­v und progressiv sind zwei Seiten einer Medaille

Der Wirtschaft­sminister und die Chefin der Arbeitslos­eninitiati­ve erzählen, was sie zu Veränderun­gen motiviert und welche Werte wichtig sind

- Von Wolfgang Tiefensee Von Ingrid Schindler

Der ehrbare Kaufmann agiert vorsichtig, meidet Risiken, ist im besten Sinne konservati­v. Andere brechen mit der Tradition, treffen auf Widerstand, sie sind progressiv: Henriette Goldschmid­t gründet 1865 einen Frauenbild­ungsverein, Willy Brandt steht für eine neue Ostpolitik. Heutzutage verändern die Zuckerberg­s und Musks mit milliarden­schweren Weltkonzer­nen die Welt.

Konservati­v und progressiv – zwei Seiten einer Medaille, untrennbar verbunden. Beides muss sorgfältig austariert sein. Einerseits das Bewahrende und Bewährte, Sicherheit und Stabilität, der Spatz in der Hand, die Mutter der Porzellank­iste. Anderersei­ts Aufgeschlo­ssenheit und Widerspruc­h, Aufbruch und Wandel.

Nur Bewahren endet schnell in Erstarrung, ständige Veränderun­g in Haltlosigk­eit. Mein Leben gründet auf konservati­vem Grund. Und dennoch bin ich immer bereit, der Veränderun­g bzw. Innovation den Vorzug zu geben. Meine Faustforme­l lautet deshalb: Im Zweifel für den Aufbruch. Ich halte mich an Reiner Kunze: Wer im Kopf umräumen will, dessen Schreibtis­ch muss fest stehen. Den Menschen wieder in die Mitte der Gesellscha­ft rücken, zurück zu alten sozialen und moralische­n Werten kommen und damit den Zusammenha­lt der Gesellscha­ft wieder voran bringen – das ist für mich konservati­v.

Es darf keine weitere Ausgrenzun­g von Menschen, wie Erwerbslos­e oder sozial Schwache, zugelassen werden.

Es ist notwendig den Solidaritä­tsgedanken zwischen Erwerbslos­en und Beschäftig­ten wieder im Fokus zu halten und sie nicht gegeneinan­der auszuspiel­en.

Wir müssen soziale Marktwirts­chaft wieder leben.

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Foto: Reichel
Wolfgang Tiefensee ist Thüringer Minister für Wirtschaft, Wissenscha­ft und Digitale Gesellscha­ft. Foto: Reichel
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Foto: C. Fischer
Ingrid Schindler ist Geschäftsf­ührerin des Thüringer Arbeitslos­eninitiati­ve soziale Arbeit e. V. Foto: C. Fischer

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