Konservativ und progressiv sind zwei Seiten einer Medaille
Der Wirtschaftsminister und die Chefin der Arbeitsloseninitiative erzählen, was sie zu Veränderungen motiviert und welche Werte wichtig sind
Der ehrbare Kaufmann agiert vorsichtig, meidet Risiken, ist im besten Sinne konservativ. Andere brechen mit der Tradition, treffen auf Widerstand, sie sind progressiv: Henriette Goldschmidt gründet 1865 einen Frauenbildungsverein, Willy Brandt steht für eine neue Ostpolitik. Heutzutage verändern die Zuckerbergs und Musks mit milliardenschweren Weltkonzernen die Welt.
Konservativ und progressiv – zwei Seiten einer Medaille, untrennbar verbunden. Beides muss sorgfältig austariert sein. Einerseits das Bewahrende und Bewährte, Sicherheit und Stabilität, der Spatz in der Hand, die Mutter der Porzellankiste. Andererseits Aufgeschlossenheit und Widerspruch, Aufbruch und Wandel.
Nur Bewahren endet schnell in Erstarrung, ständige Veränderung in Haltlosigkeit. Mein Leben gründet auf konservativem Grund. Und dennoch bin ich immer bereit, der Veränderung bzw. Innovation den Vorzug zu geben. Meine Faustformel lautet deshalb: Im Zweifel für den Aufbruch. Ich halte mich an Reiner Kunze: Wer im Kopf umräumen will, dessen Schreibtisch muss fest stehen. Den Menschen wieder in die Mitte der Gesellschaft rücken, zurück zu alten sozialen und moralischen Werten kommen und damit den Zusammenhalt der Gesellschaft wieder voran bringen – das ist für mich konservativ.
Es darf keine weitere Ausgrenzung von Menschen, wie Erwerbslose oder sozial Schwache, zugelassen werden.
Es ist notwendig den Solidaritätsgedanken zwischen Erwerbslosen und Beschäftigten wieder im Fokus zu halten und sie nicht gegeneinander auszuspielen.
Wir müssen soziale Marktwirtschaft wieder leben.