Weimarer Firma nimmt mit Aktien Millionen Euro ein
Seit gestern gehört Ibu-tec zu den wenigen börsennotierten Unternehmen Ostdeutschlands. Erfurter Halbleiterhersteller X-fab will bald folgen
Weimar. Bei Ulrich Weitz ist das Telefon im Dauereinsatz. Interessierte Privatanleger rufen an, Fondsmanager, Beratungsfirmen, die er eingeschaltet hat. Denn der Vorstandschef des Weimarer Industriedienstleisters Ibu-tec AG traut sich etwas, was es seit Jahren in Ostdeutschland nicht gab: Er bringt seine Firma mit Aktien, die vor allem aus einer Kapitalerhöhung stammen, an die Börse. Ibu-tec feierte gestern Premiere auf dem Frankfurter Parkett. Rund 1,2 Millionen Papiere wurden zuvor an Investoren verkauft – für 16,50 Euro das Stück.
Der erste Kurs liegt auf Xetra mit 16,70 Euro über dem Ausgabepreis. Als er aufblinkt, sehen viele genauer hin. Denn die Weimarer Aktiengesellschaft steht auch für eine Premiere am neuen Börsensegment Scale, das es in Frankfurt seit März für kleine und mittlere Unternehmen gibt. Weitz spricht von einem gelungenen Debüt: Für seine Firma, aber auch für das neue Börsensegment, für das Ibu-tec den „Eisbrecher“spiele. Der erste Handelstag verläuft allerdings ziemlich durchwachsen: Am Abend ist der Kurs auf dem Frankfurter Parkett wieder auf 16,63 Euro gesunken.
Mit einem Superlativ versucht es der zweite ostdeutsche Börsenkandidat. Der Erfurter Halbleiterkonzern X-fab SE steuert die Pariser Börse Euronext an. Von einer der größten Aktienemissionen in der europäischen Technologieszene in diesem Jahr ist die Rede. Der Schaltkreishersteller, der einen ersten Börsenanlauf vor mehr als zehn Jahren abgebrochen hatte, rechnet mit einem Emissionsvolumen von 440 bis 492 Millionen Euro. Noch läuft die Zeichnungsfrist für die Anteilsscheine. Am 6. April sei die Erstnotierung geplant, sagt Vorstandschef Rudi De Winter.
Ibu-tec und X-fab gehören damit zu den Börsensonderlingen in Ostdeutschland. Nach Schätzungen gibt es davon etwa zwei Dutzend Firmen in den fünf ostdeutschen Bundesländern, davon jeweils etwa zehn in Thüringen und Sachsen. Dafür Fehlanzeige in Sachsen-anhalt und Brandenburg. Die bedeutendsten sind die Jenoptik AG und die Carl Zeiss Meditec AG – beide aus Jena und beide im international beachteten Technologiewerteindex Tecdax.
Zu den bekannteren Ost-vertretern auf den Kurszetteln gehören der Windkraftanlagenhersteller Nordex – der in Rostock produziert, aber in Hamburg seine Verwaltung hat – , der Leipziger Gasversorger VNG AG oder die Jenaer Intershop AG. Zum Vergleich: Allein in Frankfurt sind derzeit knapp 630 Firmen notiert, so ein Sprecher der Deutschen Börse AG.
X-fab will nach eigenen Angaben einen Großteil der Einnahmen in die Erweiterung seiner Fabriken in Deutschland, Frankreich, Malaysia und den USA stecken. In Deutschland seien nennenswerte Investitionen in Erfurt und Dresden geplant. Das Unternehmen beschäftigt 3800 Mitarbeiter, darunter 770 in Erfurt. Der gebürtige Weimarer Weitz von Ibu-tec liebäugelt mit einem weiteren Standort – das Geschäft beispielsweise mit Pulverwerkstoffen für Batterien von E-autos oder Speicher für Ökoenergie wuchs in den vergangenen Jahren zweistellig. (dpa)