Statistik und Stimmung
Martin Debes über die steigende Ausländerkriminalität
Die Frau, 60 Jahre alt, war an jenem frühen Morgen auf dem Weg zur Arbeit. Plötzlich zog sie ein Mann in eine Einfahrt und vergewaltigte sie brutal. Der Verdächtige wurde kurz darauf gefasst: ein Flüchtling aus Syrien, gerade einmal 20 Jahre alt.
So war das, im Februar, in Jena. Die örtliche Afd-landtagsabgeordnete Wiebke Muhsal schlussfolgerte: „Die Tat zeigt, dass das, was vor Kurzem noch unvorstellbar war, heutzutage offenbar an jeder Ecke auf einen warten kann.“
Der Satz demonstriert die Funktionsweise einer Politik, die populistisch genannt wird, in ihrem Kern aber rassistisch ist. Sie tut so, als ob deutsche Männer Frauen nicht vergewaltigten – und spricht einen Generalverdacht gegen Migranten aus, die in ihrer übergroßen Mehrheit rechtstreu sind.
Tatsächlich ist die Zahl der Vergewaltigungen fast konstant. Sie bewegt sich seit Längerem bei etwa 150 im Jahr. Daran hat sich auch 2016 wenig geändert.
Gleichzeitig ist aber auch richtig, dass inzwischen jeder fünfte Verdächtige nicht aus Deutschland stammt. Tendenz steigend. So falsch es ist, diesen Befund zu dramatisieren – so falsch wäre es, ihn zu ignorieren. Die aktuelle Kriminalstatistik bestätigt eine Entwicklung, die ernst zu nehmen ist.
Dass die Gewaltkriminalität zuletzt um 22 Prozent wuchs, hat vor allem mit den von Ausländern begangenen Taten zu tun – und ist zumindest zum Teil eine Folge der Einwanderung.
Gerade wer zu Recht die steigende Gewalt gegen Migranten beklagt, darf diesen Trend nicht verharmlosen. Sonst befördert er das, was er eigentlich verhindern will: Dass mit Statistiken Stimmung gemacht wird.