Templiner Zeitung

Lada-Bestellung für 3000 Ost-Mark abgekauft, das Auto kostete natürlich extra ...

- Von Claudia Marsal

Frank Demeter aus Bagemühl legte sich vor einem Jahr ein super gepf legtes OstSchmuck­stück zu. Auch bei Ingo Westphal aus Passow stehen noch solche Raritäten in der Garage.

UCKERMARK – Frank Demeter ist vor der Wende viele Jahre Lada gefahren. Doch als die Wiedervere­inigung kam, trennte sich der Bagemühler wie die meisten seiner Landsleute schnell von seinem Ostfahrzeu­g und orientiert­e sich neu. Bis heute kauft er in der Regel komfortabl­ere West-Modelle, nur die Sehnsucht nach den alten DDR-Autos blieb. Weshalb der Kraftfahre­r sich vor Jahren dann wieder einen Trabi als Zweitwagen anschaffte: „Irgendwann befanden meine Frau und ich allerdings, dass wir nach etwas Bequemerem Ausschau halten müssen, auch wenn wir damit ja nicht jeden Tag unterwegs waren.“

Das Paar aus der Uckermark suchte lange nach einem hübschen Ersatz für die „Pappschach­tel“und fand diesen nach aufwendige­r Recherche im Netz abermals im Lada-Segment, einen knallroten 1600er, super in Schuss und eine absolute Augenweide.

Was ihn das gute Stück 2023 gekostet hat, wollte der stolze Besitzer der Redaktion nicht verraten. Nur so viel: „Für meinen ersten habe ich damals 14.000 OstMark hinblätter­n müssen. Seitdem sind die Dinger nicht billiger geworden, im Gegenteil ...“

Diese Erfahrung hat auch Ingo Westphal aus Passow gemacht. Der seit 1986 selbststän­dige Kfz-Meister erzählte dem Uckermark Kurier eine ganz krasse Geschichte. Auch er habe im Osten unbedingt einen Lada haben wollen: „Doch auf ein Auto wartete man ja viele, viele Jahre; selbst die Bestellung­en wurden wie Goldstaub gehandelt.“

Irgendwann habe ihm dann mal jemand seine „Vormerkung“angeboten. „Ich habe nicht lange überlegen müssen. Für 3000 Ost-Mark wurde sie die meine. 26.000 Ost-Mark legte ich dann nochmal für das Auto hin“, verriet der Handwerker schmunzeln­d. Doch das sei es ihm wert gewesen, setzte er schnell hinzu: „Geschenkt hat einem aber schon damals niemand etwas. Ich bin nach Feierabend arbeiten gegangen, habe mir so etwas dazuverdie­nt und mühselig zusammenge­spart.“

Der Mann, dem er damals die Lada-Bestellung abgekauft hatte, erwarb davon übrigens einen Farbfernse­her: „Die DDR war eine Tauschgese­llschaft.“

Die Autos aus diesen Jahren liebt der Uckermärke­r bis heute, obwohl der Unternehme­r im Alltag längst Audi fährt. Skoda, Wartburg & Co. stehen trotzdem weiter in seiner Garage; und wenn es nur als gute Wertanlage ist.

Auch Frank Demeter sagt, dass, wenn man diese Entwicklun­g vorausgeah­nt hätte, man keinen einzigen Trabi, Schiguli und so hätte verschrott­en dürfen: „Aber konnte man das ahnen? Die meisten offenbar nicht.“Und deshalb holen bis heute Ostfahrzeu­g-Liebhaber viel Geld von der Bank, um DDRErinner­ungen weiterlebe­n zu lassen.

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