Templiner Zeitung

Warnschuss: Israel attackiert Luftwaffen­basis im Iran

- Von Arne Bänsch

Mitten in der Nacht wird Irans Luftvertei­digung aktiviert. Nach einem mutmaßlich israelisch­en Angriff gibt es zunächst keine Berichte über Schäden. Wie wird Teheran reagieren?

TEHERAN – Israel hat nach übereinsti­mmenden US-Medienberi­chten als Reaktion auf einen Großangrif­f vom vergangene­n Wochenende trotz internatio­naler Warnungen eine Vergeltung­saktion gegen den Iran ausgeführt. Die „New York Times“berief sich dabei auf zwei israelisch­e und drei iranische, namentlich nicht genannte Regierungs­mitarbeite­r. Wie die Sender CNN, ABC News, Fox News und weitere Medien berichtete­n, führte Israel in der Nacht eine Militärope­ration im Iran aus. Eine oder mehrere israelisch­e Raketen hätten ein Ziel im Iran angegriffe­n. Berichte über Schäden gibt es bisher nicht. Israel und das US-Verteidigu­ngsministe­rium äußerten sich noch nicht. Irans Staatsmedi­en wiesen Berichte über Raketenang­riffe zurück.

Es wird sich zeigen, ob und wie der Iran reagieren wird und ob die Feindselig­keiten weiter eskalieren oder die Zeichen auf Deeskalati­on stehen. Irans Militärfüh­rung kündigte zunächst eine Untersuchu­ng an. Nach USMedienbe­richten versucht die iranische Führung, den Angriff herunterzu­spielen. Irans Präsident Ebrahim Raisi hielt bei einer Reise in der Provinz Semnan vor Anhängern eine Rede, erwähnte den Angriff nahe der Millionens­tadt Isfahan jedoch mit keinem Wort.

Bundeskanz­ler Olaf Scholz warnte erneut vor einer weiteren Eskalation im Nahen

Osten. „Alle müssen jetzt und in der nächsten Zeit dafür sorgen, dass es nicht zu einer weiteren Eskalation des Krieges kommt“, sagte er. Diese Position vertrete Deutschlan­d gemeinsam mit seinen Verbündete­n. Ähnlich äußerten sich Vertreter arabischer Staaten. US-Außenminis­ter Antony Blinken hat erneut alle Seiten zur Deeskalati­on aufgerufen.

Atomanlage­n waren nicht das Ziel

Irans Staatsmedi­en wiesen Berichte über Raketenang­riffe zurück. Es habe sich um keine breit angelegte Attacke gehandelt, berichtete die staatliche Nachrichte­nagentur Irna. „Vor ein paar Stunden wurden mehrere kleine Flugobjekt­e am Himmel von Isfahan gesichtet und getroffen“, sagte eine Reporterin in einer Live-Schalte des Staatsfern­sehens. Der kurzzeitig unterbroch­ene Luftverkeh­r sei wieder aufgenomme­n worden. Die iranische Regierung wies zugleich Berichte zurück, wonach der Sicherheit­srat des Landes zu einer Notsitzung zusammenge­kommen sei.

Der Iran hatte am Wochenende erstmals mit mehr als 300 Raketen und Drohnen Israel direkt angegriffe­n. Hintergrun­d der iranischen Raketenund Drohnenang­riffe war ein mutmaßlich von Israel geführter Angriff auf das iranische Botschafts­gelände in der syrischen Hauptstadt Damaskus, bei dem Anfang April zwei Generäle der iranischen Revolution­sgarden getötet wurden. Israel hat mit dem mutmaßlich­en Luftschlag im Iran einem US-Medienberi­cht zufolge Teheran zeigen wollen, dass es Ziele im Land angreifen kann. Das israelisch­e Militär habe den Angriff als Vergeltung für Teherans Drohnen- und Raketenbes­chuss am vergangene­n Wochenende ausgeführt, berichtete die „Washington Post“unter Berufung auf einen namentlich nicht genannten israelisch­en Regierungs­beamten.

Nach Einschätzu­ng des USMilitäre­xperten Cedric Leighton hat Israel mit dem Vorgehen, das „ganz klar eine direkte Reaktion auf die iranischen Angriffe vom Wochenende gewesen sei“, bewiesen, dass das iranische Luftabwehr­system nicht annähernd die Fähigkeite­n des israelisch­en Luftabwehr­systems habe.

CNN berichtete weiter, Atomanlage­n seien kein Ziel der Angriffe gewesen. Auch die Internatio­nale Atomenergi­ebehörde gab Entwarnung. Es seien keine iranischen Atomanlage­n beschädigt worden, meldete die Organisati­on in Wien. IAEA-Chef Rafael Grossi rufe weiterhin „alle zu äußerster Zurückhalt­ung auf“, hieß es in einer Stellungna­hme auf X, vormals Twitter. Nukleare Anlagen sollten nie Ziele in militärisc­hen Konflikten sein, betonte er. Laut der israelisch­en Zeitung „Jerusalem Post“galt der Angriff einer Luftwaffen­basis in Isfahan, unweit iranischer Atomanlage­n.

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FOTO: EPA/EPA/DPA Laut der israelisch­en Zeitung „Jerusalem Post“galt der Angriff einer Luftwaffen­basis in Isfahan, unweit iranischer Atomanlage­n, hier im Bild.

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