Nach Zugunfall Ersatzstrecke zur Küste gefordert
Wer in diesen Tagen von Berlin an die Ostsee will, hat ein Problem: Die Entgleisung einer Bauzuglokomotive bei Oranienburg sorgte dafür, dass bis mindestens Dienstag keine Züge zwischen dem Berliner Bahnhof Gesundbrunnen und Oranienburg fahren.
BERLIN – Der Templiner Landtagsabgeordnete und Verkehrspolitiker der Brandenburger Linken Andreas Büttner sieht in der Entgleisung der Lok bei Birkenwerder und die dadurch erforderlichen Streckensperrungen mehr als einen normalen Eisenbahnunfall. Der Unfall zeige, „wie anfällig unser Schienensystem ist“, sagte Büttner am Sonntag. Templin sei derzeit per Schienenverkehr faktisch nicht mehr erreichbar. „Der Schienenersatzverkehr ist keine zeitliche Alternative, und die Sperrungen auf der Strecke Berlin-Rostock sind für Pendler katastrophal.“Der Vorgang belege, dass es dringend alternative Strecken bräuchte, um im Fall des Falles eine Störung umfahren zu können. „Diese Strecken hätten wir, wenn wir Reaktivierungen schneller auf den Weg gebracht hätten“, betonte Büttner. Für Templin würde es eine Alternative in Richtung Berlin geben, würde die Schorf heidebahn RB63 weiterhin von Templin nach Eberswalde fahren. Und für die Verbindung von Berlin nach Rostock wären die Prignitzer Nebenbahnen, die von Neustadt (Dosse) über Pritzwalk und Meyenburg nach Güstrow führen, eine Alternative, wären sie durchgehend ausgebaut und in Betrieb. „Wir brauchen schnellere Reaktivierungen und alternative Strecken“, sagte Büttner. Das System Eisenbahn müsse resilienter werden.
Ganz ähnlich sieht das die Prignitzer SPD-Bundestagsabgeordnete Wiebke Papenbrock, die zusammen mit ihrem Mecklenburger Kollegen Johannes Arlt seit Längerem für den Erhalt der Bahnlinie zwischen Neustadt und Güstrow kämpft. „Immer mehr Menschen fahren Bahn, und auch der Güterverkehr auf der Schiene nimmt zu“, sagte Papenbrock. „Die aktuelle Sperrung der Strecke zwischen Berlin und Rostock zeigt, wie wichtig es ist, Ausweichmöglichkeiten im Schienenverkehr zu haben.“Auch deswegen kämpfe sie für die Regionalbahn 73/74 zwischen Neustadt/Dosse und Meyenburg und deren Verlängerung nach Mecklenburg-Vorpommern. Denn gäbe es dort heute bereits Zugbetrieb, wäre das für viele Reisende zwischen Rostock und Berlin eine echte Alternative.