Bürgergeld sollte kein Ruhekissen sein
Aktuell habe man kein Druckinstrument mehr, um junge Menschen nach Schulabbruch oder -abschluss zur Aufnahme einer Lehre beziehungsweise eines Jobs zu bewegen, räumen Vertreter des Landkreises im Pressegespräch ein.
UCKERmARK. Sozialdezernent Henryk Wichmann hat sich am Donnerstag vor der Presse vehement für eine Berufsausbildungspflicht ausgesprochen und einen entsprechenden Appell an den Bundesgesetzgeber gerichtet. Es dürfe nicht sein, dass es sich immer mehr junge Leute mit dem Bürgergeld bequem machten, betonte der CDU-Politiker. Aktuell habe man kein Druckinstrument mehr, um junge Menschen nach Schulabbruch oder -abschluss zur Aufnahme einer Lehre beziehungsweise eines Jobs zu bewegen, pflichtete ihm Michael Steffen, Leiter des Jobcenters, bei: „Es ist momentan sehr leicht, sich ohne jegliche Verpflichtungen zurückzuziehen.“Das berge die große Gefahr, dass sich die Betreffenden ihr Leben auf Dauer mit Leistungsbezug einrichteten und dem Arbeitsmarkt dadurch für immer verloren gingen.
Henryk Wichmann bezeichnete es als Unding, dass man sich theoretisch schon mit 16 Jahren zurücklehnen und vom Staat finanzieren lassen könne, ohne dass eine Gegenleistung verlangt werde. Man registriere zunehmend, dass einige junge Leute nicht mehr den Anspruch hätten, eigenes Geld zu verdienen, sondern von vornherein auf die Unterstützung anderer, also auf staatliche Leistungen, bauten. Das dürfe nicht hingenommen werden. Der 2. Beigeordnete der Landrätin manifestierte, dass Jugendliche mit einer abgeschlossenen Ausbildung nachweislich bessere
Chancen hätten, ihr Leben selbstbestimmt zu führen und ihre Zukunft zu gestalten. Wichmann erneuerte in diesem Zusammenhang den „Weckruf “an alle Eltern, sich gemeinsam mit dem Nachwuchs frühzeitig über die Zeit nach der Schule Gedanken zu machen. Er verwies in diesem Zusammenhang auch auf die besorgniserregend hohe Quote von Schulabbrechern: „Die Uckermark ist mit 10,9 Prozent trauriger Spitzenreiter in Brandenburg.“Mit 9,5 Prozent führe der Landkreis zudem die Statistik beim Anteil der U25-jährigen Arbeitslosen an. Ebenfalls wachrütteln müsse der Anstieg der Zahl der Kinder, die eine Schulbegleitung bräuchten, mahnte der Behördenvertreter: „Das macht mir als Sozialdezernent große Sorgen, nicht nur wegen der immensen finanziellen Mittel, die der Landkreis dafür aufbringen muss.“Anlass für die mahnenden Worte war die öffentliche Vorstellung der Bilanz des Ausbildungsmarktes.
Trotz vieler Chancen in der Region seien in der Region zum Stand Vormonat immer noch 240 Mädchen und Jungen „unversorgt“gewesen – demgegenüber standen 204 Ausbildungsplätze, die zeitgleich noch unbesetzt waren.
In der Uckermark hatte es 2022/23 genau 838 Bewerber gegeben. Dem standen 607 Lehrstellen gegenüber. Für 79 Ausbildungsplätze fand sich bislang kein passender Interessent. Insgesamt 84 Bewerber blieben ohne Stelle – oft wegen mangelhafter schulischer Leistungen und fehlender sozialer Kompetenz beziehungsweise gesundheitlicher Probleme; zunehmend durch Drogen herbeigeführt. Grund seien in vielen Fällen prekäre familiäre Verhältnisse. Sowohl Arbeitsagentur als auch Jobcenter würden alles tun, um die Startchancen dieser jungen Menschen zu erhöhen. Man bemühe sich um jeden Einzelnen, versicherte Constanze Hildebrandt, Chefin der Agentur für Arbeit. Selbst wenn sich zunächst nicht das Passende für den Einzelnen finde, bleibe man in Kontakt: „Wir rufen an und laden zu Gesprächen ein.“Aktuell gibt es freie Ausbildungsplätze für Gebäudereiniger, Erzieher, Beton- und Stahlbauer, Verkäufer, Elektroniker, Lokführer, Eisenbahner, Kauf leute, Notfallsanitäter, Maurer, Hotelfachleute, Tischler, Mediengestalter, Straßenbauer, Chemikanten, Klempner, Landwirte und vieles andere mehr. Arbeitgeber, die 2024 ausbilden möchten, können sich schon die ersten Messetermine für das neue Jahr vormerken. Am 24. Februar steht der Tag der Berufe in Prenzlau an und am 9. März der Regionale Ausbildungstag Templin. An den Start gegangen ist zudem eine neue Webseite, auf der sich alle Informationen gebündelt finden. www.ausbildungsinitiativeuckermark.de