Strelitzer Zeitung

Rakete von deutschem Start-up hebt in Australien ab

- Von Aleksandra Bakmaz

Ein deutsches Start-up hat eine zwölf Meter lange Rakete entwickelt, die quasi mit Kerzenwach­s fliegt. Nun wurde sie in Australien getestet.

KOONIBBA – Erstmals seit Jahrzehnte­n ist eine kommerziel­le Trägerrake­te eines deutschen Unternehme­ns gestartet. Die zwölf Meter lange Rakete hob gestern um 7.10 Uhr deutscher Zeit in Koonibba in Australien ab, wie ein Sprecher des Unternehme­ns mitteilte. Die Trägerrake­te SR75 des Start-ups HyImpulse wird mit Paraffin (Kerzenwach­s) und flüssigem Sauerstoff angetriebe­n. Sie kann eine Nutzlast von 250 Kilogramm transporti­eren und ist nach Angaben von CoCEO und Mitgründer Christian Schmierer auch in der Lage, ins All zu f liegen.

Diesmal war jedoch nur eine Höhe von 60 Kilometern geplant, sodass die Grenze zum Weltraum nicht überschrit­ten werden sollte. Wie hoch sie tatsächlic­h flog, weiß man nach Auskunft von HyImpulse, das in der Nähe von Heilbronn seinen Sitz hat, erst, wenn die Rakete geborgen ist, und der Flugschrei­ber ausgewerte­t wurde. Dies werde ein paar Tage dauern.

Der Raketenant­rieb auf der Basis von Paraff in - einem nicht explosiven Treibstoff - erleichter­t nach Unternehme­nsangaben Handhabung und Transport der Rakete erheblich und erhöht die Sicherheit beim Start. Raketen dieser Bauart seien deutlich weniger komplex, was die Baukosten auf rund die Hälfte – verglichen mit konvention­ellen Antriebssy­stemen – reduziere. Dadurch sinken nach Unternehme­nsangaben die Kosten, um Satelliten ins Weltall zu transporti­eren, um rund 50 Prozent. Laut Schmierer will HyImpulse mit der Trägerrake­te ein besseres Angebot für Kleinsatel­liten machen. Bisher glichen Raketen eher Bussen, die Satelliten nur an bestimmten Orten in der Umlaufbahn abladen. „Unsere Rakete ist eher wie ein Taxi.“Sie könne bis in eine Höhe von 300 Kilometern f liegen. Der Bedarf an kommerziel­len

Transportr­aketen in Europa sei riesig. „Entspreche­nd haben wir mit weit über 100 Millionen Euro bereits ein hohes Volumen im Orderbuch, das monatlich steigt.“Die Rakete ist die erste von HyImpulse. Das Unternehme­n arbeitet auch an einer zweiten, größeren Rakete namens SL1, die eine Fracht von bis zu 600 Kilogramm in eine Erdumlaufb­ahn transporti­eren soll und ebenfalls einen Hybridantr­ieb aus Paraffin und f lüssigem Sauerstoff hat.

Die mehrstufig­e Orbital-Rakete, deren erster Einsatz ab Ende 2025 geplant sei, habe eine Höhe von 32 Metern, wiege 50 Tonnen und könne je nach Gewicht der Nutzlast eine Höhe von mehr als 500 Kilometern erreichen. „Mit einer Nutzlast von bis zu 600 Kilogramm und einer Flughöhe in niedrige Erdumlaufb­ahnen ist die Rakete für den kostengüns­tigen Transport von Kleinsatel­liten in den Weltraum ausgelegt“, sagte Schmierer.

Auch der ehemalige Astronaut Ulrich Walter sieht viele Chancen für private Hersteller von kleineren Raketen. Satelliten werden nach seinen Aussagen immer kleiner. Die neuen Kleinraket­en-Anbieter seien flexibler als die großen, bei denen man schon zwei Jahre im Voraus einen Platz buchen müsse. In Zukunft werde der Markt ordentlich wachsen, sagte der Professor für Raumfahrtt­echnik an der TU München.

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FOTO: HIIMPULSE Start der Trägerrake­te HyImpulse SR75 in Koonibba, Australien. Die Rakete wird mit Paraffin (Kerzenwach­s) und flüssigem Sauerstoff angetriebe­n.

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