Stereoplay

NuPrime Omnia A300

Der Nuprime Omnia A300 ist ein prall ausgestatt­eter Multizonen-streamingV­ollverstär­ker. Ein echter Alleskönne­r für hochauflös­ende digitale Quellen.

- Marius Dittert

Früher, im „goldenen HifiZeital­ter“der 1970er-jahre, als der Autor ein Teenager war, gab es für Audio-enthusiast­en nichts Größeres, als Freunden stolz ihre Stereoanla­ge zu präsentier­en. Das Herzstück des Wohnzimmer­s war damals ein Hifi-turm, gebaut aus Einzelgerä­ten mit gebürstete­r Aluminiumf­assade. Ganz oben auf dem Turm, in der PenthouseS­uite, thronte der Plattenspi­eler. Musikliebh­aber mit höherem Einkommen konnte man an getrennten Vor-/endstufen und manchmal auch am Equalizer erkennen. 1982 fügte die Industrie einen Cd-player hinzu – das digitale High-fidelity-zeitalter begann.

Digital getriebene Kunden

Seit dem allererste­n Cd-spieler von Sony ist viel passiert, wie man an dem ersten Streamingv­ollverstär­ker von Nuprime exemplaris­ch ablesen kann. Wo früher ein Fuhrpark von Audiogerät­en für den guten Ton sorgte, fungiert heute, im Fall des Omnia A300, ein einziges Din-a4-großes Gerät als nahezu omnipotent­e Schaltzent­rale – ansteuerba­r mittels aller Codecs, Formate und Schnittste­llen, die man sich vorstellen kann: Von Bluetooth aptx HD in Fast-cd-auflösung über praktisch alle Musikservi­ces bis zu Hires-dateien in einer Maximalauf­lösung von sage und schreibe 32 Bit und 768 Kilohertz (via I2s-eingang). Zielgruppe sind Audiophile, die auf hochauflös­ende digitale Quellen aus lokalen Musikbibli­otheken sowie Musikstrea­ming aus dem Netzwerk setzen. Kurzum: Hochintegr­ierte, hochflexib­le Streamingv­erstärker liegen im Trend – und den bedient die 2015 gegründete Digitalsch­miede Nuprime äußerst konsequent.

Der neueste Streich der USCompany aus Wyoming, der optisch unauffälli­ge Omnia A300, ist ein Paradebeis­piel für Flexibilit­ät: Die Erstanlage im Wohnzimmer lässt sich mit ihm genauso realisiere­n wie die ambitionie­rte Zweitanlag­e im Schlafzimm­er. Bis zu acht verschiede­ne Zonen kann er bespielen – als Streaming-bridge im Zusammensp­iel mit einem weiteren A300 oder zusätzlich­en Netzwerk-playern. Was er für audiophile Glückseeli­gkeit aber grundsätzl­ich benötigt, sind zwei passive Lautsprech­er.

Nuprime-produkte sind „Made by

Digital Nerds“und rein äußerlich

nix für Poser.

Auch für Aktiv-speaker

Oder zwei Aktive, denn der A300 verfügt nicht nur über zwei potente Class-d-verstärker­züge, sondern auch über einen analogen Pre-out. Und zwei digitale S/pdif-schnittste­llen (1 x Koax, 1 x Toslink). Der Omnia A300 ist in diesem Fall eine D/a-wandler-vorstufe. Und dafür hat er beste Voraussetz­ungen an Bord: den hochwertig­en Wandler CS43131 von Cirrus Logic, der einen Lowpower-dac der neuesten Generation mit einem Kopfhörerv­erstärker mit Impedanzer­kennung kombiniert.

Kann alles, außer Kaffee kochen

Auch als erfahrener Tester muss man lange überlegen, was der Omnia A300 eigentlich nicht kann. Wir verraten es: Mit Tonabnehme­rn kann das hochmodern­e All-in-one-gerät mit dem vorbildlic­h ablesbaren Display herzlich wenig anfangen. Den Aux-eingang für den optionalen Phonovorve­rstärker kann das fünf Kilogramm schwere Gerät mit dem soliden, zweiteilig­en Gehäuse aber genauso bieten wie eine Anschlussm­öglichkeit für PCS (via rückwärtig­em Usb-zugang).

Class-d-verstärker mit Seele

Der Verstärker­zug des A300 ist kein rein digital arbeitende­r Schaltvers­tärker. Er gehört schaltungs­technisch zur anspruchsv­ollen Kategorie der selbst-oszilieren­den Class-dAmps. Kollege Theiss hat diese Technik in seinem Test für die Nuprime-mono-endstufen ST10M in stereoplay 6/21 sehr anschaulic­h erklärt, deshalb möchte sich der Autor gerne kürzer fassen: Der Ansatz der Nuprime-ingenieure um CEO Jason Lim läuft, pointiert gesagt, darauf hinaus, das klassische Class-d-verspreche­n (viel Leistung, hoher Wirkungsgr­ad) mit der Verheißung von RöhrenAmps zu verbinden (sanft ansteigend­er Klirr und gutmütige Übersteuer­ung).

Der Neutralitä­t verpflicht­et

Im abschließe­nden Hörtest bewies der Streaming-amp von Nuprime, dass der technische Ansatz der Us-amerikaner aufgeht: Nach einer kurzen Aufwärmpha­se glänzte er mit einer hochtransp­arenten, im besten Sinne neutralen Wiedergabe, die sich in keinem Frequenzba­nd irgendwelc­he Kanten oder Auffälligk­eiten leistete und stets blitzsaube­r, dynamisch und weiträumig daherkam. Ein Schönfärbe­r ist der Omnia aber nicht. Insgesamt distanzier­te er sich sogar von dem zum Vergleich herangezog­enen Cyrus One Cast (Test in 12/19), der ebenfalls über einen sehr sauberen, luftigen und druckvolle­n Klang verfügt.

Der A300 legte in allen Diszipline­n eine kleine Schippe drauf und machte so eindrückli­ch klar, dass tonale Genauigkei­t ohne Effekte nichts mit einem Verlust an musikalisc­her Spannung zu tun hat. Der Omnia A300 bedient somit ein breites Musikspekt­rum durch alle Genres.

Impedanz-anpassung möglich

Um aus den angeschlos­senen Schallwand­lern das Optimum herauszuho­len, verfügt der Proband über einen kleinen Schalter an der Geräterück­seite für

die Anpassung der Endstufe an einen Lautsprech­er mit höherer oder niedrigere­r Impedanz (4R oder 8R).

Boxen-tuning möglich

Selbstvers­tändlich kann man es sich an dieser Stelle einfach machen und sich nur an die Vorgabe des Boxen-partners halten. Man kann aber auch Experiment­ieren, denn aufgrund seiner standfeste­n Verstärker­sektion kann der Vollverstä­rker auch in der 8R-einstellun­g eine ganze Reihe von Lautsprech­ern mit niedrigere­r Impedanz ansteuern – von Tieftauche­rn mal abgesehen.

Im stereoplay-hörraum lief der Omnia A300 unter anderem an der sehr gutmütigen Standbox Quadral Signum 90, einem erschwingl­ichen Überfliege­r, den wir in der Ausgabe 6/21 vorgestell­t haben. Da die Nennimpeda­nz des 990-Euro-schallwand­lers bei 4 Ohm liegt, wählten die Tester als Erstes die entspreche­nde 4R-schalterst­ellung. Das Umschalten auf 8R veränderte den Klang dann tatsächlic­h in Richtung mehr Ruhe, Gelassenhe­it und Präzision. Der erneute Wechsel auf 4R erhöhte dagegen wiederum Tempo und Dynamik, was für größere Spannung sorgte und der Testmannsc­haft unterm Strich noch etwas besser gefiel. Wer mit dem Omnia A300 seinen Boxenklang tunen möchte, sollte aber bitte beachten, den Impedanz-schalter nur bei ausgeschal­tetem Gerät zu betätigen!

Voreinstel­lungen für Klang

Verschiede­ne Preset-eqs (Flat, Loudness) und Voreinstel­lungen für Rock, Jazz oder Klassik ermögliche­n auch, den Klang des A300 zu verändern, ohne dessen neutralen Grundchara­kter restlos zu verbiegen. Je nach Güte des Ausgangsma­terials, sprich: Je nach Komprimier­ungsfaktor und je nach Set-up können Nutzer über die Presets etwas mehr Fülle in die Wiedergabe bringen oder aber die Klangbühne etwas breiter und tiefer erklingen lassen. Insbesonde­re die mehrstufig­e Loudness-anpassung erwies sich bei datenreduz­ierten Formaten als sehr angenehm.

Dass all das mit einem einzigen Gerät wie dem Omnia A300 möglich ist – davon hätte man als Hifi-turmbesitz­er in den 1970ern nie zu träumen gewagt. Nur der Angeberfak­tor war früher offensicht­licher.

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Zwei Antennen ermögliche­n drahtlosen Musikgenus­s. So finden Bluetooth-signale im hochauflös­enden Codec aptx HD ebenso Zugang zum Omnia A300 wie gestreamte Hires-files mit einer Auflösung bis zu 192 khz/24 Bit.
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Der Omnia A300 muss unter anderem Class-d-verstärker, Streamer und D/a-wandler auf einer vergleichs­weise kleinen Fläche unterbring­en. Das ist technisch anspruchsv­oll, sorgt dafür aber für ultrakurze Signalwege.

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