Innere Werte
Die Grenzen verschwimmen. Ist dies nun eine Vorstufe mit DAC oder ein im Pegel regelbarer DAC mit Analogeingängen?
Welches Gerät man auch benötigt: Die Wahrscheinlichkeit, es im Portfolio des österreichischen Herstellers Pro-ject zu nden, ist sehr, sehr groß. Längst erscheinen nicht mehr nur Plattenspieler und Phono-vorverstärker mit Project-namensschild, sondern beinahe alle Arten von HifiElektronik.
Die meisten dieser Komponenten haben das wunderbare Format 20,5 cm x 19,5 cm x 7 cm (BTH) (okay, es gibt hier und da kleine Abweichungen) und überzeugen gerade auch in puncto Verarbeitung – und meistens auch in puncto Ausstattung.
Pre-dac-headbox
Womit haben wir es denn hier zu tun? Nun, der Vertrieb Audio Trade reiht die Pre Box DS2 Digital, die den Digital-zusatz trägt, weil sie einen D/a-wandler an Bord hat, bei DACS und Vorverstärkern ein. Man könnte also sagen, es handelt sich um einen in der Lautstärke regelbaren D/a-wandler mit analogen Eingängen, darunter Phono. Aber Vorverstärker-dac trifft es wohl doch besser. Freilich gibt es auch einen Kopfhörerausgang mit großer Klinke auf der Front und wer später aufrüsten will: Es gibt ein externes Netzteil mit Ringkerntransformator (Pro-ject Power Box DS2 Sources, 550 Euro).
Vielfältige Ausstattung
In Sachen Anschlüsse ist das kleine Ding gut aufgestellt. Vier digitale Eingänge, darunter USB, zwei analoge, davon einer für Plattenspieler mit MM- oder Mc-tonabnehmer. Da kommt noch Bluetooth (aptx) hinzu, sodass man sieben Eingänge
ndet. Die, und das ist etwas unpraktisch, sind lediglich nummeriert und werden an der Front durchgeschaltet bzw. als Nummer auf der Fernbedienung ausgewählt. Man muss sich also merken, an welchem Eingang welches Gerät hängt.
Roon tested
Der D/a-wandler-trakt der Pre Box DS2 Digital setzt auf einen Asahi Kasei AK4499. Der 32-Bit-chip gehört zu den leistungsstärksten, die der D/awandler-markt hergibt (und steckt etwa auch in den MobilPlayern von Fiio und Questyle). Er trägt das Zerti kat „Roon tested“, das verspricht, dass dieser Wandler mit allen von Roon verwendeten Formaten und Au ösungen bestens zurechtkommt. Wer extrem hochaufgelöste Musik hören will, und das ist möglich, nutzt dafür
den asynchronen Usb-eingang, der PCM mit bis zu 768 khz/32 Bit und DSD bis DSD256 wiedergibt.
Einen Hauch Klangfeintuning ermöglichen fünf Digital
lter für die Pcm-wiedergabe sowie drei „Soundmodi“. Hierbei stellt man ein, inwieweit digital zugeführte Signale (PCM und DSD) hochgerechnet werden und in welches Format (also PCM in DSD). Für diese Aufgaben nutzt der Pro-ject den Samplingraten-konverter AK4137EQ.
Verbunden mit den Vorstufeneingängen des für die kommende Ausgabe bereitgestellten
Röhren-amps Line Magnetic LM-34IA konnte die Pre Box DS2 Digital dann zeigen, was sie kann. Und das ist ziemlich viel. Zappas „Hot Rats“rotierte auf dem Teller des Thorens TD1600, in der Headshell das MC Audio Technica AT33EV. Mit Phono schlug sich der kleine Kasten schon mal sehr gut, spielte ausgewogen und detailreich, auch über den Mm-eingang (mit Sumiko Amethyst), der auch technisch überzeugt (siehe Kasten). Wer mehr aus seinen LPS rausholen will, der muss schon ordentliche Geschütze auffahren. Die Clearaudio Basic jedenfalls hatte dann doch deutlich mehr Feuer und Genauigkeit, kostet aber auch 1000 Euro.
Der Wandler musste sich bei der Wiedergabe von Sara Bareilles’ Live-album (96/24) mit einem nahen Verwandten messen. Im Technics Sacdspieler SL-G700 (stereoplay 10/19) arbeitet nämlich ein AK4497 DAC. Die Unterschiede waren erstaunlich klein, mit leichten Vorteilen für den Technics. Dieser bot einen minimal strukturierteren und besser eingebundenen Hochton sowie ein wenig mehr Wärme im Klangbild. Davon abgesehen waren sich die beiden gar nicht so unähnlich...
Ein Kompliment gibt es auch für den Kopfhörerausgang. Selbst mit dem hochohmigen Sennheiser HD 800 (300 Ohm) spielte die Pre Box quirlig und packend, die Bässe im Remaster von Nine Inch Nails „With Teeth“(„All The Love In The World“) waren tief und druckvoll. Und nervig klang das auch alles nie.
Die Pro-ject Pre Box DS2 Digital ist folglich eine neutral, sauber und lebendig klingende Vorstufe, ein ebensolcher D/awandler, Phono-pre und Kopfhörerverstärker und angesichts des sehr günstigen Preises für viele wohl ein wahr gewordener Traum. Hut ab!
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