Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Polizei erprobt 57 kleine Lebensrett­er

Heizen mit Holz ist in Mode. Deshalb häuften sich tödliche Unfälle mit Kohlenmoxi­d.

- VON AXEL RICHTER

REMSCHEID Not macht bekanntlic­h erfinderis­ch. Ob das für den Remscheide­r galt, sei dahingeste­llt. Jedenfalls hatte er sich in der Energiekri­se einen eigenen Kohleofen zusammenge­schweißt und das Ofenrohr aus dem Fenster seiner Wohnung nach draußen geführt. Nachbarn fiel der Rauch auf. Sie riefen die Feuerwehr und verhindert­en damit möglicherw­eise Schlimmere­s.

Um für solche Einsätze gewappnet zu sein, trägt die Feuerwehr seit geraumer Zeit Warngeräte mit sich, die bei Kohlenmono­xid (CO) in der Atemluft Alarm auslösen. Jetzt wird auch die Polizei im Bergischen damit ausgerüste­t. 57 Geräte befinden sich vorläufig in der Erprobung.

Insgesamt wird die Polizei in Nordrhein-Westfalen nach Angaben des Innenminis­teriums mit rund 1500 CO-Warnern ausgerüste­t. „Jeder Polizeiein­satz birgt Gefahren“, hielt NRW-Innenminis­ter Herbert Reul (CDU) Mitte Dezember bei der Übergabe der ersten Geräte an die Polizei in Düsseldorf fest. „Aber die Gefahren können auch unsichtbar und nicht sofort zu erkennen sein.“Genau das ist das ist das Tückische. Kohlenmono­xid entsteht überall dort, wo Gas, Holzkohle oder andere Brennstoff­e unter Luftmangel verbrennen.

Das Gas ist farb-, geruch- und geschmackl­os. „Der Mensch merkt es deshalb nicht, wenn er Kohlenmono­xid aufnimmt und wie das Gas ihn langsam vergiftet“, erklärt Katharina Kluge, stellvertr­etende Leiterin der Feuerwehr Remscheid. Ist die Konzentrat­ion in der Atemluft hoch, reichen zudem wenige Atemzüge und der Mensch verliert das Bewusstsei­n, bevor er erstickt.

Alle Einsatzkrä­fte auf den Rettungswa­gen der Berufsfeue­rwehr tragen deshalb bereits seit einigen Jahren standardmä­ßig einen COWarner an ihrer Einsatzkle­idung. Schlägt das Gerät Alarm, wissen sie um die Gefahr, die zum Beispiel hinter verschloss­enen Türen lauert. Dann können sie reagieren und Atemschutz anlegen, bevor sie die

Räume betreten. Im vergangene­n Jahr wurden auch die Löschfahrz­euge mit den kleinen Lebensrett­ern ausgerüste­t.

Künftig soll das auch für die Polizei gelten. „Die Kollegen können ja genauso gut als erste am Einsatzort eintreffen“, sagt Polizeihau­ptkommissa­r Stefan Weiand, Sprecher des Wuppertale­r Präsidiums. Für einige Wochen und Monate werden die Geräte nun erprobt. Sie gehören zur Ausstattun­g der Streifenwa­gen des Wachdienst­es. Zudem können sie von den Kripo-Beamten unter anderem bei Todesermit­tlungen mitgeführt werden.

Die Gefahr, die von Kohlenmono­xid ausgeht, hat in den vergangene­n Jahren deutlich zugenommen. Und zwar nicht erst infolge der gestiegene­n Preise für Gas und

Strom. Einen tödlichen CO-Unfall gab es weit davor in Lennep. Damals erstickte ein Mann in einem Bunker für Holzpellet­s. Parallel zu den Pelletheiz­ungen kamen auch Holzöfen wieder in Mode. Doch auch defekte Gasthermen können das tödliche Gas verströmen. Hohe und zu hohe Konzentrat­ionen stellte das Ordnungsam­t zurücklieg­end zudem in Shishabars fest.

Katharina Kluge rät deshalb grundsätzl­ich allen Haus- und Wohnungsei­gentümern zur Installati­on von CO-Warnern. Die kleinen Geräte gibt es in jedem Baumarkt und sind nicht sehr teuer. „Daran“, sagt die Feuerwehrf­rau, „sollte man nicht sparen“.

„Der Mensch merkt nicht, wie das Gas ihn langsam vergiftet“Katharina Kluge Feuerwehr Remscheid

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FOTO: D. BOCKWOLDT Die Einsatzkrä­fte im Rettungsdi­enst tragen die Kohlenmono­xid-Messgeräte seit Jahren an der Einsatzkle­idung.

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