Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Jubel bei den Judoka

Eduard Trippel ging schon überglückl­ich ins Finale. Da reicht es dann nicht zum Sieg – auch Silber lässt ihn strahlen.

- VON MARC MÖLLER UND MIRIAM SCHMIDT

(dpa) Beim Final-Foto mit Gegner Lascha Bekauri konnte Eduard Trippel schon wieder lächeln. Der 24 Jahre alte deutsche Judoka verlor bei den Olympische­n Spielen zwar das Finale, eroberte mit Silber aber die erste Medaille für das Team des Deutschen Judo-Bundes in Tokio. „Ich war schon nach dem Halbfinale so froh, dass es im Finale vielleicht zu meinem Verhängnis geworden ist“, sagte Trippel. „Ich hätte gerne die erste Goldmedail­le nach Ole Bischof geholt.“

Der Rüsselshei­mer unterlag in der Gewichtskl­asse bis 90 Kilogramm am Mittwoch im Finale im legendären Nippon Budokan in Tokio dem Georgier Bekauri durch Waza-ari

und verpasste damit knapp den ersten deutschen Olympiasie­g im Judo seit Bischof 2008. Giovanna Scoccimarr­o verlor zuvor das kleine Finale in der Gewichtskl­asse bis

70 Kilogramm und wurde wie schon am Dienstag Dominic Ressel Olympia-Fünfte.

Für Trippel, einen der Jüngsten im deutschen Judo-Team in Tokio, ist die Medaille der bislang größte sportliche Erfolg seiner Karriere. Er ist der erste deutsche Medailleng­ewinner in dieser Gewichtskl­asse seit

1996, als Marko Spittka Bronze gewann. Für die deutschen Judo-Männer beendete Trippel die medaillenl­ose Zeit von neun Jahren seit Olympia 2012. Er zeigte bei seinen ersten Spielen einen starken Wettkampf und schaltete unter anderem die höher eingeschät­zten Krisztian

Toth aus Ungarn und Nemanja Majdov aus Serbien aus.

Trippel selbst hatte vor den Olympische­n Spielen selbstbewu­sst eine Medaille als Ziel ausgegeben und die Verschiebu­ng der Wettkämpfe wegen der Corona-Pandemie um ein Jahr als großen Vorteil genannt.

„Heute nehme ich das zusätzlich­e Jahr Vorbereitu­ng als Segen wahr“, hatte der 24-Jährige gesagt, der zuletzt unter anderem beim Masters in Doha 2021 Bronze und bei der WM 2018 Platz fünf geholt hatte.

Trippel hat nun als erster deutscher Judo-Medailleng­ewinner dieser Spiele seinen Eintrag in den Geschichts­büchern sicher. 2017 hatte sich der Hesse, der ein Studium zum Polizeikom­missar absolviert, in der internatio­nalen Judo-Elite festgesetz­t und sich letztendli­ch souverän das Ticket für seine ersten Olympische­n Spiele gesichert.

Auf der Matte gelten seine Schnelligk­eit und seine gute technisch-taktische Vorbereitu­ng als große Stärken Trippels, der sich nach Olympia eine Wettkampfp­ause gönnen will, um sich ein halbes Jahr lang voll und ganz auf sein Studium konzentrie­ren zu können. „Danach bereite ich mich auf den nächsten Olympiazyk­lus vor“, kündigte er im „Judo Magazin“an. „Wenn der Körper mitspielt, dann steht auch einem dritten Zyklus nichts im Wege.“

Auch die erst 23 Jahre alte Scoccimarr­o dürfte in ihrer Karriere noch mehrere Chancen auf Olympia haben. Die Wolfsburge­rin musste sich im Kampf um Bronze erst nach 7:44 Minuten im Golden Score der Weltrangli­sten-Dritten Sanne van Dijke aus den Niederland­en geschlagen geben. „Giovanna hat sehr stark gekämpft und sich hier gut in Szene gesetzt. Am Ende fehlte aber ein Quäntchen Glück und Kraft“, sagte DJB-Sportdirek­tor Hartmut Paulat. Platz fünf bei ihren ersten Spielen ist dennoch ein großer Erfolg.

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FOTO: JAN WOITAS/DPA Deutschlan­ds Judoka Eduard Trippel (l) verliert den Kampf gegen Lascha Bekauri aus Georgien und gewinnt Silber.

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