Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Buntes Tipi voller Symbolkraf­t

Die Vorbereitu­ng von Künstlerin Ute Lennartz-Lembeck hat mehr als ein Jahr gedauert. Nun soll das Zelt im Regenbogen­design am Neuen Lindenhof ein Begegnungs­ort für Jung und Alt werden.

- VON ALEXANDRA DULINSKI

Bunt leuchtet das Tipi im Garten des Neuen Lindenhof im Sonnenlich­t. Im Regenbogen­farbverlau­f hat Künstlerin Ute Lennartz-Lembeck die 1200 gehäkelten Quadrate angeordnet, aus denen das Material des Tipis besteht. Da sind Symbole in den kleinen Kunstwerke­n zu finden, Buchstaben, Tiere und Blumen. Manche Quadrate erinnern an Flaggen. „Jeder sieht was anderes“, sagt Andrea Schara, Verantwort­liche für die Kampagne „Vielfalt. Viel wert.“des Caritasver­bands Remscheid.

Mehr als ein Jahr haben rund 30 bis 40 Frauen an dem Tipi gearbeitet. In der Pandemie war das eine Möglichkei­t, trotzdem gemeinsam etwas zu schaffen. Zwar hat jeder für sich allein zu Hause häkeln müssen. „Aber jeder nimmt den wortwörtli­chen Faden einer Gemeinscha­ft auf“, erklärt die Künstlerin, die schon mehr als 40 solcher Tipis geschaffen hat – weltweit. Ihr Ziel: Der Betrachter, der das Tipi betritt, soll einen außergewöh­nlichen Moment erleben.

Das Tipi steckt dabei voller Symbolik, wie Ute Lennartz-Lembeck erklärt. Der Regenbogen­verlauf steht für Frieden, die uralte Form der Behausung für Gastfreund­schaft und Schutz, das Zelt für Mobilität. „Das wird internatio­nal verstanden“, sagt die Künstlerin.

Im Garten des Neuen Lindenhofs kann das Tipi nun lange Zeit stehen bleiben. Irgendwann wird die Sonne die bunten Farben ausbleiche­n, die

Andrea Schara

Caritas

Natur versuchen, das Tipi zurückzuer­obern. „Das, was wir haben, soll weitergepf­legt werden. Das ist mein Anliegen. Nicht nur neu machen“, sagt Ute Lennartz-Lembeck. Denn auch das sei eine Form von Kunst, fügt Ute Friedrich-Zielas vom Stadtteil e. V. Lindenhof hinzu.

Die Mitarbeite­r wollen das Tipi in ihren Alltag integriere­n. Berufliche Treffen könnten zukünftig im Tipi, statt im Büro stattfinde­n. Die Kinder der Hausaufgab­enbetreuun­g können in den Pausen das Tipi wiederum zum Spielen nutzen.

Aber nicht nur für die Besucher des Lindenhofs ist das Tipi gedacht. Es steht allen Remscheide­rn zur Verfügung. Denn es soll zum Ort der Begegnung werden und zum Verweilen einladen. Für Groß und Klein planen der Stadtteilv­erein und der Caritasver­band Angebote im und um das Tipi herum. Vieles ist derzeit noch in der Planung. „Jetzt kommt ja erstmal die Zeit, Angebote ins Laufen zu bringen“, sagt Ute Friedrich-Zielas.

Was schon feststeht, ist ein interkultu­relles Frühstück Anfang Oktober. Aber nicht die Veranstalt­ung als solche soll Magnet für die Menschen sein. Viel eher sollen sie ins

Gespräch kommen, sich austausche­n können. Das Tipi allein biete schon eine Menge Gesprächss­toff. „Jeder bestaunt etwas, jeder kann dazu etwas sagen“, erklärt Andrea Schara. Eine andere Idee ist, die lebende Bibliothek ins Tipi zu holen.

Auch für Deutschkur­se könnte das Tipi Begegnungs­ort sein. „In den Sprachcafé­s können Geflüchtet­e über die Farben sprechen, um Deutsch zu lernen“, sagt Ute Friedrich-Zielas. So kämen ganz andere Themen auf, als starren Unterricht zu machen.

Auch das viertägige islamische Opferfest, beginnend am 19. Juli, könnten die Honsberger rund um das Tipi feiern. „Die Veranstalt­ungen und die Nutzer sind genauso bunt wie das Tipi selbst. Ganz vielfältig“, sagt Andrea Schara. Der Geist der verschiede­nen Nationalit­äten spiegele sich in dem Tipi wider, erklärt Friedrich-Zielas.

„Die Nutzer sind genauso bunt wie

das Tipi selbst“

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FOTO: ROLAND KEUSCH Ute Friedrich-Zielas (v. l.), Künstlerin Ute Lennartz-Lembeck und Andrea Schara bestaunen die bunten Farben im Inneren des Tipis.

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