Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Mehr Freiheiten für Geimpfte?
(ric) Die Impfzahlen steigen zwar nicht so schnell, wie man es sich wünschen würde, aber sie steigen. Weil mittlerweile mehr Impfdosen die Stadt erreichen als noch zu Jahresbeginn, wird das Impfzentrum jetzt um eine fünfte Impfstraße erweitert. Die Zahl der Geimpften dürfte in den nächsten Wochen mithin deutlich zunehmen – und damit eine Frage aufwerfen, die angesichts der seit heute geltenden Ausgangssperre in Remscheid bislang wenig diskutiert wurde: Sollen Geimpfte ihre bürgerlichen Freiheiten zurückerhalten, während Nichtgeimpfte weiter unter Einschränkungen leben müssen?
Ja, sagt Sascha Schnitzler, Chef des Zentrums für Gesundheit und Bewegung Medora. Das aber erst, wenn allen Bürgern zumindest ein Impfangebot unterbreitet worden ist. „Dann ist es doch nur fair, dass die Geimpften ihr altes Leben zurückbekommen“, sagt Schnitzler: „Wer sich nicht impfen lassen möchte, muss mit den Konsequenzen leben.“Wie alle Fitnessstudios hat auch Medora geschlossen. Schnitzler
hofft auf die Geimpften als die ersten Rückkehrer, denn: „Wenn wir im Sommer keine Öffnung hinbekommen, ist Feierabend.“
Skeptisch sieht eine Wiederöffnung nur für Geimpfte Markus Kärst, Chef des Hotel Restaurants Kromberg in Lüttringhausen und Vorsitzender des Deutschen Hotelund Gaststättenverbandes. Er sieht einen neuen Bürokratiewust auf die Betriebe zukommen, wenn sie erst dazu verpflichtet sind, die Impfausweise ihrer Gäste zu kontrollieren.
„Am Ende steigt der Aufwand, und es bleibt nichts zurück in der Kasse“, sagt er. Außerdem: „Wenn Geimpfte wieder bewirtet werden dürfen, müssten unsere Mitarbeiter dann nicht auch geimpft sein?“
Björn Lenz, Schauspiel- und Theaterpädagoge beim Westdeutschen Tourneetheater (WTT), teilt die Bedenken. „Natürlich freuen wir uns über jede Chance, wieder spielen zu können.“Doch: „Wie weit dürfen wir dazu in die Privatsphäre der Menschen eingreifen?“, fragt Lenz. Zumal: Solange nur Teile der Bevölkerung geimpft werden, dürfte sich die Zahl der Theatergäste in Grenzen halten. Noch stelle sich die Frage nach Lockerungen für die Geimpften ohnehin nicht, sagt Rechtsdezernentin Barbara Reul-Nocke (CDU) und verweist auf den Beginn der nächtlichen Ausgangssperre. Allerdings wird sie sich absehbar stellen. Die Juristin bezieht dazu eine klare Position. Insofern sichergestellt sei, dass von den Geimpften keine Infektionsgefahr mehr ausgeht, müssten sie natürlich ihre bürgerlichen Freiheiten zurückerhalten.