Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Er ist zurück
Friedhelm Funkel ist neuer Trainer des 1. FC Köln. Nach seinem Rauswurf bei Fortuna Düsseldorf hatte er im Januar 2020 zunächst angekündigt, nie wieder bei einem anderen Verein arbeiten zu wollen.
Es gibt nicht nur diesen einen Satz von Friedhelm Funkel. Aber der ist besonders im Gedächtnis geblieben. Weil er eine Liebeserklärung war. Funkel hatte während seiner Zeit bei Fortuna Düsseldorf immer und wieder gesagt: „Das ist meine letzte Trainerstation, weil ich niemals wieder eine Mannschaft finde, die charakterlich so stark ist.“Am 29. Januar 2020 gab Düsseldorf die Trennung von ihm bekannt. Es wurde auf vielen Seiten hernach kräftig geschluchzt. Und Funkel wiederholte noch einmal: „Ich habe immer gesagt, nach Fortuna ist für mich Schluss als Trainer. Jetzt sage ich nichts anderes. Meine Trainerkarriere ist beendet.”
Am 12. April 2021 hat der 1. FC Köln ihn als neuen Trainer bis Saisonende vorgestellt. Der 67-Jährige soll den „Effzeh“doch noch vor dem Abstieg aus der Bundesliga retten. Tags zuvor war Markus Gisdol nach einer 2:3-Niederlage gegen Mainz freigestellt worden.
„Friedhelm hat nicht nur große Erfahrung, sondern ist auch mit solchen Situationen absolut vertraut“, sagt FC-Geschäftsführer Horst Heldt. „Ich habe den FC in den vergangenen Wochen intensiv verfolgt. In der Zusammenarbeit mit den Jungs gilt es ab sofort, mit dem gleichen Einsatz die notwendigen Punkte zu holen. Ich bin überzeugt, dass wir das schaffen können“, sagt Funkel.
Funkel hatte sich vor Monaten eine Hintertür offengehalten. In seiner Kolumne „Senf drupp“für das Portal „18fuemmenneunzich“unserer Redaktion schrieb er am 8. Januar:
„Ich bin ja jetzt Rentner. Aber wie Millionen andere Menschen in diesem Land habe ich mir mein Leben auch anders vorgestellt. Wir müssen da jetzt als Gesellschaft durch und werden irgendwann auch Corona hinter uns lassen. Ob ich nochmal an die Seitenlinie zurückkehre? Momentan kann man doch seriös nicht länger als eine Woche im Voraus planen. Ich wollte eigentlich mit meiner Frau lange Reisen unternehmen. Vier bis sechs Wochen einfach mal weg sein – überall auf der Welt. Es ist nun eben anders gekommen. Deshalb
muss auch ich mich neu sortieren. Ich weiß ganz genau, was ich will und was eben nicht. Und dann wird man sehen, was die Zukunft bringt.“Darauf hat er nun eine Antwort gegeben.
Nun ist er also wieder da. Er ist nicht gekommen, um langfristig zu bleiben. Wohl aber, um noch einmal deutlich zu hinterlegen, was er kann. In Düsseldorf hatte man ihn am Ende recht unsanft vor die Tür gesetzt. Er selbst hat es zumindest nicht als angemessen empfunden. Er spürte, dass er die Mannschaft noch erreichte. Obwohl man in akuter Abstiegsgefahr war. Andere spürten das nicht mehr. Also unter vielen Tränen die Trennung. Es waren am Ende zu viele Emotionen im Spiel.
Friedhelm Funkel ist ein Schlitzohr. Ein charmanter Typ, offen, aber auch mit der Gabe ausgestattet, zuhören zu können. Wer ihn als Freund auf seiner Seite hat, wird verteidigt, auch wenn der Kampf aussichtslos erscheint. Er ist ein Meister von „Ja, aber“-Sätzen. Er kann ausgezeichnet loben, aber auch vernichtend urteilen. Er lässt sich aber vor allem eines nicht: etwas vorschreiben oder seinen Mund verbieten.
Funkel, der in zweiter Ehe mit Partnerin Anja in Krefeld lebt, hat den Fußball immer angenehm vereinfacht. Er braucht keinen Flipchart, um zu erklären, was er will. Gleichwohl wettert er nicht gegen Flipcharts. Leben und leben lassen. Auch wenn er natürlich gerne damit kokettiert, dass er von seiner Art überzeugt ist.
Sein Biotop ist das Rheinland. Der gebürtige Neusser feierte mit Bayer Uerdingen als Spieler viele Triumphe, als Trainer coachte er sich einmal quer durch die Republik Duisburg, Rostock, Köln, Frankfurt, Hertha, Bochum, Aachen, 1860 München, Düsseldorf und nun zum zweiten Mal Köln.
Unter der Düsseldorfer Anhängerschaft gibt es ganz unterschiedliche Reaktionen. Die allermeisten gönnen dem geschätzten Ex-Trainer noch einmal die Bühne. Nur auf ein durchaus noch denkbares Szenario könnten sie gerne verzichten: mit Ex-Trainer Funkel gegen den 1. FC Köln in der Relegation spielen zu müssen.