Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
So hoch ist die Auslastung auf den Intensivstationen
Auffällig ist, dass Corona-Patienten im Krankenhaus deutlich jünger sind als zu Beginn der Pandemie.
Zum Wochenende ist die Zahl der Menschen, die wegen einer Covid-19-Erkrankung im Krankenhaus behandelt werden müssen, und die Zahl der Verstorbenen gestiegen. Die drei Solinger Kliniken schlagen noch keinen Alarm, aber die Situation auf den Intensivstationen wird langsam enger.
In der Lungenfachklinik Bethanien, die den Großteil der Solinger Covid-19-Patienten betreut, waren – Stand Freitagmorgen – 25 Intensivbetten belegt, davon 14 mit Corona-Fällen. Insgesamt hat man in der Aufderhöher Klinik 34 Intensivzimmer, auf denen 34 Patienten isoliert werden können. „Bei der Deutschen Gesellschaft für Intensivmedizin haben wir aber nur 30 Betten angegeben“, erklärt Oberarzt Georgios Sofianos. Bei höherer Belegung werde es mit dem Personal eng. „Aber für einige Tage könnten wir auch auf 33 oder 34 Patienten hochgehen.“
Auf der Intensivstation sind alle Zimmer mit Schleusen abgesichert, der Corona-Bereich mit seinen 16 Betten ist baulich getrennt. Auch weitere Bereiche der Station hat man schon abgetrennt, um sie notfalls für infektiöse Patienten nutzen zu können. „Wenn die Zahlen weiter hochgehen, müssen wir ausweiten“, so der Oberarzt. Aber 50 Corona-Patienten – bei doppelt belegten Zimmern – seien mit dem aktuellen Personal nicht zu stemmen. Es gebe aber schon Gespräche mit der Stadt, um kurzfristig ärztliches und pflegerisches Personal aufstocken zu können. Denn nicht die fehlende Technik, sondern der Personalmangel stelle im Notfall den Engpass dar.
„Die aktuelle Kapazität der Intensivstation mit etwa 13 Prozent freien Betten zeigt, dass die Situation langsam enger wird“, so Sofianos. „Aber noch ist alles händelbar.“Weitere Covid-Patienten, die nicht so schwer erkrankt sind, liegen auf der Infektionsstation von Bethanien. Am Freitag waren es 29 – nicht nur aus Solingen, sondern auch von außerhalb.
In Absprache mit den anderen Kliniken versuche der Rettungsdienst, Corona-Patienten primär nach Bethanien zu bringen. „Der Austausch der Häuser ist da sehr gut.“
Auffällig ist, dass die Corona-Patienten auf den Intensivstationen jünger werden. „Im Schnitt sind sie
60 bis 70 Jahre alt und damit zehn Jahre jünger als zu Beginn der Pandemie“, so der Oberarzt. Auch 30und 40-Jährige mussten schon behandelt werden. „Das bedeutet aber auch, dass die jüngeren Patienten eine längere Liegedauer auf der Intensivstation haben“, betont Dr. Annette Heibges, Leiterin des Stadtdienstes Gesundheit.
Das Städtische Klinikum hat aktuell 32 Intensivbetten. „Die beatmungspflichtigen Covid-Patienten werden auf der Operativen Intensivstation behandelt, wo 16 Betten zur Verfügung stehen“, erklärt der Medizinische Geschäftsführer Prof. Dr. Thomas Standl. Auch eine Ausweitung auf die Internistische Intensivstation sei möglich. Die Bettenkapazitäten können bei Bedarf aufgestockt werden. „Bei den Intensivkapazitäten kann innerhalb von wenigen Tagen eine Aufstockung auf 48 Betten erfolgen.“Dafür reiche die technische Ausstattung.
Am Freitag gab es im Klinikum keinen intensivpflichtigen Corona-Patienten. Acht bis zehn Covid-Patienten
sind aber auf der Isolierund Infektionsstation. „Auch auf anderen Stationen gibt es vereinzelte Patienten in Quarantäne“, so Prof. Standl.
Auch im Klinikum sei die Personalbesetzung der Engpass. „Wir setzen auf maximale Flexibilität, um personelle Engpässe aufzufangen, etwa durch qualifiziertes Personal aus dem Anästhesie- und OP-Bereich.“Da bereits 1000 Klinikum-Mitarbeiter geimpft wurden, seien Engpässe deutlich zurückgegangen. „Zusammen mit Hygieneund Sicherheitsmaßnahmen konnten auch vorsichtige Lockerungen, etwa der Besuch der Väter auf der Neugeborenenstation, eingeführt werden.“
In der Ohligser St. Lukas Klinik sind alle zehn Intensivbetten belegt – alles Patienten ohne Corona-Infektion, weist Kplus-Sprecherin Cerstin Tschirner auf zahlreiche andere schwere Erkrankungen hin, die behandelt werden müssen. Von den zwölf Betten der Schlaganfallstation sind elf belegt. „Maximal können wir auf 16 Beatmungsplätze erweitern.“