Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
KSK-Soldat vergrub Waffen in seinem Garten
Der Angeklagte erklärt am ersten Prozesstag, er habe das Militärgerät für die Ausbildung entwendet.
Zum Prozessauftakt bricht der Angeklagte sein Schweigen: Philipp S., der 45-jährige Elitesoldat vom Kommando Spezialkräfte (KSK), erläutert an diesem Freitagmorgen im Leipziger Landgericht, warum er Waffen und Munition in seinem Garten in Collm in Nordsachsen vergraben haben will: Er habe seine Soldaten besser ausbilden wollen. Weil es bei der Ausrüstung immer wieder Engpässe gegeben habe, viel Material verschlissen gewesen sei, habe er aus Restbeständen etwas abgezweigt, um es für die Ausbildung nutzen zu können. Diese Aussage wirft neue Fragen auf.
Wie konnte es sein, dass ein Soldat derartige Mengen einfach so vom Dienst mit nach Hause bringt?
27 Punkte umfasst die Sicherstellungsliste der Polizei vom 13. Mai
2020. „Zehn Stück Sprengzünder“ist nur einer davon, „ein Stück (Sturmgewehr) Kalaschnikow“ein anderer und „mehrere Tausend Stück Gewehrund Pistolenmunition“ein dritter. Eine andere Frage stellt sich nach der Expertise dieses Elitesoldaten, wenn er behauptet, er sei davon ausgegangen, dass es sich dabei um „nicht einsatzfähiges Material“gehandelt habe. Er sollte als Erster in der Lage sein, zwei Kilo Sprengstoff und Tausende Patronen als etwas völlig anderes zu identifizieren als
„ungefährlich“, wie er in Leipzig behauptet.
Die wegen rechtsextremistischer Umtriebe von Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer inzwischen aufgelöste 2. Kompanie des KSK war mit einer Schweinekopf-Party in die Schlagzeilen gekommen, bei der anlässlich einer Kommandeurs-Verabschiedung 2017 mit Schweinsköpfen geworfen, rechtsextremistische Musik gehört und der Hitlergruß gezeigt worden waren. Der Angeklagte aus Nordsachsen soll nach Angaben des Militärischen Abschirmdienstes dabei gewesen sein. Und in seinem Haus stellte der Generalstaatsanwalt einschlägige Zeitschriften, Kleidungsstücke
und unter anderem auch ein SS-Liederbuch sicher.
„Waffen gehören nicht in die Hände von Extremisten“, unterstreicht Unions-Innenexperte Mathias Middelberg. Deshalb habe der Gesetzgeber das Waffengesetz verschärft, um regelmäßig Abfragen der Waffenbehörden beim Verfassungsschutz möglich zu machen. Es sei aber Aufgabe des Arbeitgebers, dafür zu sorgen, dass jemand, der beruflich mit Waffen zu tun habe, sie nicht missbrauche. „Die Bundeswehr muss sicherstellen, dass Waffen nicht unbemerkt entwendet werden können“, lautet für den CDU-Politiker die erste Konsequenz aus dem Leipziger Prozess, der fortgesetzt wird.