Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Traumhochzeit kann auch im Lockdown funktionieren
Frisch Verheiratete erzählen von ihren Trauungen in Corona-Zeiten.
Eigentlich ist die Zahl
2020 prädestiniert für die Hochzeitsurkunde. Das Jahr 2020 war es jedoch eher weniger. Corona machte Planungen nahezu unmöglich. Kein Wunder, dass weniger Menschen sich trauten: Das Solinger Standesamt verzeichnete für das vergangene Jahr 743 Hochzeiten – und damit
7,6 Prozent weniger als 2019. Zum Vergleich: In Deutschland haben laut Statistischem Bundesamt im ersten Halbjahr 139.900 Paare geheiratet, also 20,9 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum
2019. Markant ist, dass im Februar mit 21.500 Trauungen überdurchschnittlich viel geheiratetet wurde. Ein Grund: Ein 20.2.2020 oder
2.2.2020 bleibt eben gut in Erinnerung.
Wir sprachen mit drei Pärchen, die den „schönsten Tag im Leben“während des Lockdown feierten.
Dirk und Martina Balke traf der zweite Lockdown hart. Im Sommer begannen sie die Planung für ihre Hochzeit im Dezember – in der Hoffnung, dass dann der Corona-Spuk vorbei sei. Sie buchten den letzten Außentermin des Standesamts Solingen am 5. Dezember im Balkhauser Kotten. Als die Situation im Herbst immer schlimmer wurde, mussten sie ihre große Feier mit 90 Gästen auf Schloss Burg absagen. Die Feier wäre die vorerst letzte im Rittersaal gewesen. Doch dieser wird nun umgebaut.
„Es ist sehr bedauerlich, wir können es auch nicht genauso nachholen“, beklagt Dirk Balke. Bei der standesamtlichen Trauung durften zehn Gäste teilnehmen. „Das war schwierig, weil viele dabei sein wollten“, sagt er. Nur die engsten Familienmitglieder feierten mit ihnen zu Hause. Ein Highlight gab es jedoch: eine Fahrt im Rolls-Royce.
Kurz nach Weihnachten, am 28. Dezember, trauten sich Vasilios und Simone Aslanidis. Sie hatten sich im November dazu entschlossen. „Es war meine kleine Traumhochzeit. Ein wunderschöner Tag mit wunderschönem Wetter“, erzählt Simone Aslanidis Im Standesamt fanden nur die wichtigsten Menschen im Leben der beiden Platz: die Trauzeugen, Kinder, Eltern sowie die Fotografin. „Das fand ich auch nicht schlimm, und jeder hatte für alles Verständnis“, sagt sie.
Vor dem Standesamt warteten noch ein paar weitere enge Freunde, und sie stießen mit Prosecco aus der Dose an – weil Flaschen nicht erlaubt waren. In der Wohnung eines Trauzeugen gab es genügend Platz, um noch gemütlich beisammen zu sein und die obligatorische Hochzeitstorte zu genießen. „Jetzt, einige Wochen danach, sind zum Glück alle gesund“, sagt Simone Aslanidis.
Mitten im Lockdown heirateten auch Heiko Neumann und Marion Schneider-Neumann. Sie wählten mit dem 5. Januar 2021 den ersten Termin, der im neuen Jahr im Standesamt Solingen verfügbar war. „Ich habe diesen Amtsbesuch gar nicht so schön erwartet. Die Standesbeamtin war supernett“, sagt Marion Schneider-Neumann. Weil sie das Virus nicht verbreiten wollten und die Eltern gesundheitlich angeschlagen sind, waren sie mit der Standesbeamtin alleine. „Wir haben uns selbst einen schönen Tag gemacht – nur für uns zwei“, erzählt Neumann.
Vor dem Standesamt warteten spontan aber doch ein paar Freunde, und es herrschte „eine Stimmung wie mit 100 Leuten“, sagt Schneider-Neumann. Auch sie feierten vor dem eigenen Haus. „Es war zwar coronakonform, aber schön. Besser hätte es nicht laufen können“, resümiert Heiko Neumann. Eine größere Feier mit allen Familienangehörigen ist zwar nicht geplant, jedoch ist die Idee auch nicht aufgegeben.
Im Gegensatz zu diesen drei Paaren sagten 50 Solinger-Pärchen ihren Termin ab oder verschoben ihn – die meisten innerhalb des Jahres 2020. Momentan sind 206 Trauungen im Standesamt angemeldet, was laut Aussage einer Rathaus-Sprecherin einer üblichen Anzahl entspricht.