Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Spitzenpla­tz für Solinger Finanzamt

Die Bearbeitun­gsdauer bei Steuererkl­ärungen beträgt laut Studie 32,7 Tage.

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(böh) Das Solinger Finanzamt war 2020 das schnellste in Nordrhein-Westfalen. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest eine Auswertung des Portals „Lohnsteuer kompakt“. Demnach mussten die Solinger im vorigen Jahr im Schnitt

32,7 Tage auf die Bearbeitun­g ihrer Einkommens­steuererkl­ärung warten (Landesschn­itt: 48,2). Bundesweit reicht dieses Ergebnis für den zweiten Platz. Lediglich die Außenstell­e St. Ingbert des Finanzamts Homburg schnitt mit einer Bearbeitun­gsdauer von 28,7 Tagen besser ab.

Die Datengrund­lage bilden rund

500.000 Einkommens­steuererkl­ärungen, die über das Portal erstellt wurden. „Das ist eine große Stichprobe“, findet Felix Bodeewes, Geschäftsf­ührer des Berliner Unternehme­ns. Maßgeblich für die Auswertung seien die Zeitstempe­l bei der Online-Abgabe sowie auf dem elektronis­chen Steuerbesc­heid.

Ähnlich gut schnitt das hiesige

Finanzamt schon einmal ab: 2017 mit 34,6 Tagen. Ein Jahr zuvor hatte die Bearbeitun­gsdauer noch 59,2 Tage betragen. Die Schwankung­en erklärt Bodeewes so: „Finanzämte­r haben die gleichen Probleme wie Unternehme­n: Ist der Krankensta­nd hoch, oder gibt es technische Umstellung­en, kann der Prozess länger dauern.“

Das gute Ergebnis Solingens deckt sich mit Markus Kleins Erfahrunge­n. Sein Unternehme­n HKPG hat Niederlass­ungen in der Klingensta­dt und in Aue. Der Steuer- und Wirtschaft­sberater hat deshalb Kontakt zu verschiede­nen Finanzämte­rn. „Im Vergleich erhält man sehr schnell eine Reaktion vom Finanzamt Solingen“, erklärt er. Sein Eindruck: An der Goerdelers­traße wird versucht, die Steuerfäll­e rasch vom Tisch zu bekommen. Klein hat jedoch festgestel­lt, dass die schnell getroffene­n Vorabeinsc­hätzungen tendenziel­l eher zugunsten der Staatskass­e ausfallen. Deshalb müsse man sich öfter im Nachgang über einzelne Sachverhal­te streiten.

Tobias Kassigkeit teilt den Eindruck, dass an der Goerdelers­traße schnell gearbeitet wird. Der Partner der Kanzlei Braschoß, Grah, Kassigkeit schränkt aber ein: „Wir nehmen keine großen Unterschie­de wahr zu anderen Ämtern, mit denen wir zu tun haben.“Außerdem gibt er zu bedenken, dass die Bearbeitun­gsdauer für komplizier­tere Verfahren als die Einkommens­steuererkl­ärung durchaus länger sein kann.

Ähnlich äußert sich die Oberfinanz­direktion NRW auf Anfrage. Die Behörde hält Auswertung­en wie von „Lohnsteuer kompakt“nicht für aussagekrä­ftig, „weil sich die Finanzämte­r nicht oder nur schwer miteinande­r vergleiche­n lassen“. Das liege etwa daran, dass manche Finanzämte­r eher mit Arbeitnehm­ern zu tun haben. Dort gibt es weniger steuerlich beratende Fälle, die meist weniger komplexen Steuererkl­ärungen können schneller bearbeitet werden. „Viele Faktoren wirken auf die Bearbeitun­gszeit.“

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