Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Rat entscheide­t über seine Finanzieru­ng

Der Kämmerer plant Mehrausgab­en von 211.000 Euro pro Jahr ein. Die letzte Anpassung der Fraktionsz­uwendungen stammt aus den Zeiten der D-Mark. Die Neuregelun­g berücksich­tigt, dass es nicht nur kleine und große Fraktionen gibt.

- VON HENNING RÖSER

Die Regeln für die Finanzieru­ng der Arbeit der Fraktionen und Gruppen im Stadtrat sollen im kommenden Jahr geändert werden. Das sieht ein Vorschlag der Verwaltung vor, der in der kommenden Woche im Rat zur Abstimmung steht. Er ist im Vorfeld mit den Parteien abgestimmt worden. Demnach sollen die Kostenpaus­chalen um 31,1 Prozent angehoben werden. Das würde Mehrausgab­en von 65.000 Euro pro Jahr bedeuten. Dazu muss man wissen, dass die aktuell geltenden Regeln noch aus dem Jahr 1999 stammen. Zwischenze­itlich wurden die Pauschalen auch mal abgesenkt. Der Rat wollte beim Verabschie­den der Sparpakete, die auch einen deutlichen Stellenabb­au in der Verwaltung bedeuteten, ein Zeichen der Solidaritä­t setzen.

Für die jetzt geplante Anpassung sei die Entwicklun­g des Verbrauche­rpreisinde­xes in den vergangene­n 20 Jahren zu Grunde gelegt worden, erklärt Kämmerer Sven Wiertz (SPD). Zudem wurde der Betrag „großzügig“gerundet, weil er für die kommenden Jahre der gerade gestartete­n Ratsperiod­e Gültigkeit haben soll. Die CDU mit ihren

17 Ratsmitgli­edern würde demnach statt 24.880 Euro ab dem kommenden Jahr 34.000 bekommen, die SPD

37.800 Euro statt 27.000 Euro wie bisher. Die Sozialdemo­kraten stellen mit 20 Mitglieder­n die größte Ratsfrakti­on.

Größere Auswirkung auf den Haushalt hat die geplante Veränderun­g bei den Personalko­sten für die Mitarbeite­r in den Fraktionsg­eschäftsst­ellen. Deren Arbeit wird neu eingestuft und nun gleich bewertet wie die Arbeit der Mitarbeite­r im Sitzungsdi­enst im Rathaus.

Die wesentlich­ste Neuerung aber stellt die Bemessung der Stellen für die Fraktionen dar. Bislang gab es im städtische­n System nur große und kleine Fraktionen. Eine Partei, die zwischen drei (Mindestgrö­ße für den Fraktionss­tatus) und 15 Mitglieder­n in den Rat entsandte, bekam eine Stelle in der Geschäftss­telle finanziert, die größeren zwei. Diese „Treppe“soll nun durch ein lineares System ersetzt werden, um die Realitäten im Rat besser abzubilden. „Nach dem alten System würden die Grünen wie die FDP behandelt, obwohl sie dreimal so viele Sitze im Rat haben“, sagt Wiertz. Nach der neuen Berechnung kommen die Grünen auf knapp 1,5 Stellenant­eile. CDU und SPD verlieren dagegen leicht.

Die anspruchsv­olle Arbeit in den Geschäftss­tellen werde so passender bewertet, sagt David Schichel, Fraktionsc­hef der Grünen. Im Büro an der Konrad-Adenauer-Straße beschäftig­t seine Fraktion eine studierte Mitarbeite­rin. Auch Waltraud Bodenstedt von der Wählergeme­inschaft bestätigt, dass die Anforderun­gen an den Rat gewachsen sind. Um sich in Themenfeld­er wie Nachhaltig­keit oder Digitalisi­erung gut einzuarbei­ten, seien Workshops und

Fortbildun­g nötig. Das koste Geld. Unter anderem darum hat sich die W.i.R. überzeugen lassen, dass eine Neuregelun­g notwendig ist. In den vergangene­n Jahren war die W.i.R. ein Vertreter eines Sparkurses auch für den Rat, konnte sich aber zuletzt nicht mehr durchsetze­n. Der Gedanke dahinter: So lange die Stadt für die Gesundung des Haushalts Opfer von den Bürgern verlangt (etwa bei der Grundsteue­r B), muss die Politik selber auch ein Zeichen setzen. „An unserer grundsätzl­ichen Haltung hat sich nichts geändert.“

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FOTO: JÜRGEN MOLL Zur konstituie­renden Sitzung kam der neu gewählte Rat Anfang November in der Halle West zusammen.

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