Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Suche nach dem Platz im Leben
Das einfühlsame Drama „Jonathan“erzählt von einem schwierigen Vater-Sohn-Verhältnis.
Als Burghardts verschollen geglaubter Jugendfreund Ron (Thomas Sarbacher) auftaucht, blüht der Todkranke regelrecht auf. Für Jonathan ist Ron jedoch ein Eindringling. Als ein lange verborgenes Familiengeheimnis ans Licht kommt, steht das Vater-Sohn-Verhältnis vor einer Zerreißprobe.
Der Film wurde von Pjotr Lewandowski inszeniert, der unter anderem an der Comedyserie „Götter wie wir“beteiligt war. Er bezeichnet die Geschichte als polarisierend und war ergriffen, als er erstmals von ihr hörte. „Ich frage mich dabei immer wieder, wie es möglich ist, dass heute bestimmte Themen weiterhin so stark tabuisiert oder verschwiegen werden. Und das nicht aus Respekt, oft stehen Angst und geringe Toleranzgrenzen dahinter. So hat auch derrealeBurghardtsehrwenigVerständnis
(ry) Filme, die auf wahren Begebenheiten beruhen, können auf den Zuschauer eine ganz besondere Wirkung haben. Manche dieser Geschichten sind so unglaublich, dass man sich garnichtvorstellenkann,dasssie wirklich passiert sind, wie zum Beispiel Martin Scorseses bissige Satire „The Wolf of Wall Street“. Andere Werke wie das Historiendrama „12 Years a Slave“gehen in die komplett andere Richtung und schockieren zutiefst. Doch selbst vergleichsweise bodenständige Filme können eine besondere Wirkung erzielen, wie das Familiendrama „Jonathan“zeigt.
Darin geht es um den titelgebenden Jonathan ( Jannis Niewöhner).Dieserist23undlebtaufdem Bauernhof seiner Familie. Sein Vater Burghardt (André M. Hennicke) hat Krebs und weiß, dass er sterben wird. Jonathan kümmert sich selbstlos um Burghardt, doch er spürt, dass etwas zwischen ihnen steht. Die unsichtbare Mauer zu seinem Vater kann der Junge nicht durchdringen, Burghardt lässt keine Nähe zu. Dass Burghardt alle Fragen Jonathans zu seiner Mutter unbeantwortet lässt, macht die Situation nicht einfacher.
Gemeinsam mit seiner Tante Martha (Barbara Auer) bewirtschaftet Jonathan den Bauernhof der Familie. Das Verhältnis zwischen Martha und ihrem Bruder ist angespannt, jahrelang haben sie kein Wort miteinander gewechselt. Da sich Burghardts Zustand zusehends verschlechtert, stellt Martha die Pflegerin Anka ( Julia Koschitz) ein. Der junge Mann ist fasziniert von der Leichtigkeit, mit der Anka den essenziellen Fragen des Lebens begegnet, und verliebt sich Hals über Kopf. von seiner eigenen Familie erfahren, ähnlich wie ‚mein‘ Burghardt im Film. Psychisch und körperlich ist er dadurch völlig aus dem Gleichgewicht geraten und schließlich daran zerbrochen. Die Last des Lügengebäudes, das er selbst aufbaute, war einfach zu groß. Manchmal gibt es aber keine einfachen Lösungen.“Lewandowskis Ziel war, im Film tiefgreifend von Familie und Freundschaft zu erzählen, geprägt von kleinen Gesten und liebevoll skizzierten Figuren. „Der Film soll die existenziellen Ängste und Träume eines jungen Mannes vermitteln, der sich mit dem Thema Tod auseinandersetzen muss. Trotz der dramatischen Grundstimmung kommt bei ‚Jonathan‘ der Humor nicht zu kurz: Ich finde es essenziell, neben den dramatischsten Situationen immer wieder auch humorvolle Elemente einfließen zu lassen.“Dabei erzähle die Geschichte vom Hier und Jetzt, von Träumen, von Liebe, Hass, Toleranz und Akzeptanz. „Viele Aspekte sind sehr eng mit meinem Leben und meinen eigenen Erfahrungen verknüpft und für mich daher sehr wichtig zu erzählen. Nicht zuletzt durch meine Kindheit, die ich zu einem großen Teil auf einem Biohof verbracht habe, und die dortige Nähe zur Natur. Für mich ist es am wichtigsten, die Verletzlichkeit und Zerbrechlichkeit der Figuren zu zeigen, ihren Alltag in diesem naturnahen Umfeld präzise nachzuzeichnen, aber auch ihren absoluten Lebenswillen und die Phantasie, mit der sie jeden Tag aufs Neue durchhalten, um ihre Träume nicht aus den Augen zu verlieren.“