Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Schüler füllen ein abstraktes Theaterstück mit Leben
Die Aula des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums (EMA) war voll. Zahlreiche Schüler, Eltern und Lehrer verfolgten hier am Freitagabend eine ungewöhnliche Inszenierung: 30 Schüler des Literaturkurses und des Differenzierungskurses Theater zeigten das abstrakte Stück „Die Stunde, da wir nichts voneinander wussten“des österreichischen Schriftstellers Peter Handke, das fast ausschließlich aus Regieanweisungen besteht. Auch heute wird das Stück um 19 Uhr in der Schule aufgeführt.
„Die Bühne ist ein freier Platz im hellen Licht. Es beginnt damit, dass einer schnell über ihn wegläuft. Dann aus der anderen Richtung noch einer.“So beginnt Handkes Stück. Im Zentrum steht ein Platz, auf dem sich Menschen begegnen, die sich nicht kennen. Es kreuzen sich die Wege von Einzelgängern und Paaren, von Geheimnisträgern, Geschäftsleuten und Sportlern.
Ganz leise in der Unruhe der eintreffenden Zuschauer ging es los: Schüler in schwarzer Kleidung flitzten auf Socken über die Bühne. Zunächst wurde das Stadtleben nachgespielt. Auf dem gepflasterten Marktplatz, der mit einem Beamer an die Wand projiziert wurde, kamen Menschen zusammen. Auf sie ging ein Erzähler genauer ein. Die Botschaft: Jeder von ihnen hat seinen Platz. Danach wurde es ruhig: Auf einer Beerdigung trauerte eine Gemeinde um einen Verstorbenen, bevor es kurz darauf wieder hektisch wurde, während Swing lief und Müllmänner und Passanten über den Platz liefen.
Eine durchgehende Handlung suchte man vergeblich. Vielmehr wurde den kleinen, alltäglichen Situationen Aufmerksamkeit geschenkt. Das Stück lebte von purer Schauspielerei, Bewegung und Emotion. Auf aufwendige Requisiten wurde verzichtet.
„Ich lebe, ich weiß nicht, wie lang. Ich strebe, ich weiß nicht, wonach. Ich liebe, ich weiß nicht, wen.“Auf Gedanken folgten Streiks für gleichen Lohn, ein Marathon zum Song „Eye of the Tiger“und eine Touristenführung durch den Brückenpark. Eine Massenschlägerei blieb auch nicht aus.
Auf Trauer folgte Freude, auf Hektik Ruhe. Wie das Leben eben so spielt.