Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Mainz ist die Trainersch­miede der Liga

Jürgen Klopp, Thomas Tuchel, Martin Schmidt, Sandro Schwarz und Marco Rose starteten dort ihre Karrieren.

- VON SEBASTIAN HOCHRAINER

Seit 2009 spielt der FSV Mainz 05 ununterbro­chen in der Bundesliga. Der selbsterna­nnte Karnevalsv­erein hat es geschafft, sich zu einem soliden Mitglied im Oberhaus des deutschen Fußballs zu entwickeln. Der Klub zeigt, dass sich gute Arbeit auszahlt, auch wenn das ganz große Geld fehlt. Doch besonders in einer Kategorie hat Mainz der Konkurrenz etwas voraus: Es ist ein Sprungbret­t für Trainer.

Christian Heidel Ex-Manager von Mainz 05

Die 05er sind die Talentschm­iede schlechthi­n, wenn es um Coaches geht. Marco Rose, der von RB Salzburg zu Borussia Mönchengla­dbach wechselt und die Niederrhei­ner ab der kommenden Saison betreut, machte auch seine ersten Erfahrunge­n in Mainz. 2009 war er kurz Co-Trainer der Profis unter Thomas Tuchel, von 2010 bis 2012 assistiert­e er Martin Schmidt in der zweiten Mannschaft. Er ist schon der fünfte Trainer, der in den vergangene­n zehn Jahren in Mainz zum Proficoach heranwuchs.

Jürgen Klopp war derjenige, der diesen Stein ins Rollen brachte. Der heutige Trainer des FC Liverpool begann 2001 seine Karriere als Übungsleit­er in Mainz, wo er zuvor als Abwehrspie­ler aktiv war. Er stieg 2004 mit dem Klub auf, machte sich einen Namen und wechselte 2008 zu Borussia Dortmund, mit der er zweimal Deutscher Meister wurde und das Finale der Champions League erreichte. Seit Jahren ist Klopp nicht nur Kult, sondern auch einer der höchstange­sehenen Trainer im Geschäft.

Einen ähnlichenW­erdegang legte auch Thomas Tuchel hin. 2008 trainierte er noch die U19 von Mainz, ein Jahr später übernahm er die Profimanns­chaft. Das Taktik-Genie trumpfte mit Mainz groß auf, führte den Klub sogar in den Europapoka­l. Nach fünf erfolgreic­hen Jahren wechselte auch er zu Borussia Dortmund, heute trainiert er Paris St. Germain.

Einer von Tuchels Nachfolger­n in der Hauptstadt von Rheinland-Pfalz war Martin Schmidt. Der Schweizer schaffte 2015 den Sprung von der zweiten Mannschaft der Mainzer, die er zuvor viereinhal­b Jahre lang coachte, zu den Profis. Später trainierte er den VfL Wolfsburg, in dieser Woche wurde er beim FC Augsburg als neuer Mann an der Linie vorgestell­t.

Über die U19 und zweite Mannschaft der Mainzer zu den Profis schaffte es auch Sandro Schwarz, der die 05er seit 2017 coacht. Er wird in der nächsten Saison nun auf Rose treffen, seinen Kumpel und Mitspieler aus gemeinsame­n Zeiten als Kicker in Mainz. Auch Schmidt werden sie als Gegner haben, mit Borussia könnte Rose auch Klopp und Tuchel in der Champions League begegnen, sollte der Klub die Qualifikat­ion unter Hecking noch packen.

Das kleine Mainz ist die Trainersch­miede für die Großen im Fußball. Alle Trainer haben übrigens vom damaligen Manager Christian Heidel, zuletzt bei Schalke 04 im Amt, ihre erste Chance bei den Profis bekommen. „Ich habe mir überlegt, wie sieht der ideale Trainer aus? Dabei verhält es sich wie bei einer Pyramide: Unten ist sie breiter und steht für Intelligen­z als Basis für alles. Das Fachwissen kommt oben drüber, soziale Kompetenz, Authentizi­tät. Man glaubt kaum, wie viel Energie man verbraucht, wenn man sein möchte, was man gar nicht ist; wenn man jeden Tag überlegt, wie muss ich sein, um so zu werden? Ein authentisc­her Trainer hat Energie für seinen Job, nicht für Gedanken, wie er sein müsste. Charisma, Rhetorik, Loyalität sind ebenfalls wichtig. Es fehlt: der Begriff Erfahrung. Erfahrung ist wichtig, aber in meinen Augen mit weitem Abstand nicht das Wichtigste“, beschrieb Heidel seine Vorstellun­g von den Voraussetz­ungen eines guten Trainers. Er hat bei Klopp, Tuchel, Schmidt, Schwarz und Rose ein gutes Händchen bewiesen.

Und der nächste Mainzer steht bereits in den Startlöche­rn: Bo Svensson. Heidel macht den Ex-Gladbacher Anfang 2015 zum Co-Trainer der Profis, im Sommer übernahm er Coach die U17, später die U19 der Mainzer, die er auch aktuell betreut. Ihm wird auch eine Bundesliga-Zukunft prognostiz­iert. Svensson wäre der nächste Coach im Oberhaus aus einer Trainersch­miede, die es so wohl kein zweites Mal gibt.

„Ich habe mir überlegt, wie sieht der ideale

Trainer aus?“

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FOTO: UWE KRAFT Erste Station: Von 2001 bis 2008 war Jürgen Klopp Trainer von Mainz 05 in der 1. und 2. Liga.
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FOTO: REUTERS Von 2009 bis 2014 war Thomas Tuchel verantwort­lich.
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FOTO: DPA Von 2015 bis 2017 war Martin Schmidt in Mainz engagiert.
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FOTO: IMAGO 2009 war Marco Rose für zwei Spiele Co-Trainer unter Tuchel.
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FOTO: DPA Seit 2017 ist Sandro Schwarz Cheftraine­r von Mainz.

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