Babysegen im Oberallgäu
Die Geburtenziffer lag im Jahr 2021 so hoch wie zuletzt 1972 – Was sagt die Zahl konkret aus und welche Folgen hat ihr Anstieg für Kitas und Schulen?
- In Bayern lag die Zahl der Kinder pro Frau 2021 so hoch wie seit Jahrzehnten nicht.diese Geburtenziffer (siehe Infokasten) war im Landkreis Oberallgäu sogar besonders hoch. Doch was bedeutet das – zum Beispiel für Kitas und Schulen?
Bayernweit lag die Geburtenziffer bei 1,61 – der höchste Wert seit 1972. Einer der Landkreise mit besonders hoher Geburtenziffer ist das Oberallgäu mit 1,88. In Kempten lag sie deutlich niedriger bei 1,57. Laut Landesamt für Statistik ist es typisch für Hochschulstandorte, dass dort zwar viele Frauen im relevanten Alter leben, diese sich aber auf Ausbildung statt Nachwuchs konzentrieren.
Warum im Oberallgäu der Wert so hoch ist, lasse sich nicht pauschal beantworten, heißt es vom Landratsamt. Grundsätzlich sei die Situation von Gemeinde zu Gemeinde sehr unterschiedlich. Ob die generelle Entwicklung
Folge der Corona-pandemie ist, müssten Studien untersuchen, teilt das Landesamt für Statistik mit.
Nun sind viele Geburten eine erfreuliche Entwicklung – viele Kinder brauchen aber auch viele Kita- und Schulplätze. Zuletzt stellte das Landratsamt den Gemeinden seine Prognose zur Bevölkerungsentwicklung vor. Anhand dieser Zahlen entscheiden die Gemeinden, ob Kitas und Schulen ausgebaut werden. Nun ist die Geburtenziffer aber gestiegen.
Die Prognose sei damit aber nicht hinfällig, heißt es vom Landratsamt. Bei ihrer Berechnung sei die Geburtenziffer nur ein Faktor von mehreren. Da die absolute Zahl der Geburten aus 2021 bereits einberechnet wurde, könnte die Prognose sogar eher zu hoch als zu niedrig sein: nämlich dann, wenn sich das Jahr 2021 als Ausreißer herausstellt und in den kommenden Jahren weniger Kinder zur Welt kommen. Ein Hinweis
darauf sei die Zahl der Frauen gebärfähigen Alters: Die nehme in den nächsten Jahren ab. Um die hohe Geburtenzahl 2021 einzuordnen, müsse die Entwicklung weiter beobachtet werden.
Die Geburtenziffer war in Bayern seit 1972, gegen Ende der Babyboomerjahre, nicht mehr so hoch wie 2021. Also womöglich eine Kehrtwende im demografischen Wandel? Das könnte zahlreiche Herausforderungen – etwa in der Pflege – künftig erleichtern. Davon geht das Landratsamt jedoch nicht aus. Auch hier mache die rückläufige Zahl der Frauen gebärfähigen Alters einen Strich durch die hoffnungsvolle Rechnung. Zudem liegt die aktuelle Geburtenziffer in Bayern noch deutlich unter dem Wert der Babyboomer (siehe Grafik).
Und was bedeutet die gestiegene Geburtenziffer für die Kinderbetreuung? Da die absolute Geburtenzahl von 2021 bereits berücksichtigt ist, dürfte sich zunächst nicht viel ändern. Da unter Frauen mit Migrationshintergrund die Geburtenziffer höher sei und für Kinder nicht deutschsprachiger Eltern zusätzlicher Förderbedarf gesehen wird, könnte der Personalbedarf in Kindergärten jedoch steigen, heißt es vom Landratsamt.